Nach dramatischen Appellen nehmen die Spenden für die Flutopfer in Pakistan zu. Die EU schlägt eine Geberkonferenz vor.
Islamabad. Fast die Hälfte der benötigten Hilfsgelder für die Flutopfer in Pakistan haben die Vereinten Nationen bisher bekommen. In der vergangenen Woche hatten die UN 459 Millionen Dollar (rund 357 Millionen Euro) an Soforthilfe verlangt. „Wir haben 208 Millionen Dollar erhalten, das entspricht 42,5 Prozent“, sagte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in Pakistan, Maurizio Giuliano. „Dazu kommen noch Zusagen, so dass die Gelder eine Quote von 54,5 Prozent erreichen.“
Die EU hat vorgeschlagen, bei einer internationalen Geberkonferenz Hilfsgelder für den langfristigen Wiederaufbau Pakistans einzusammeln. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kündigte am Dienstag in einem Brief an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy auch „eine spürbare Erhöhung“ der ersten Nothilfe von 40 Millionen Euro an. Zudem werde die EU in Kürze konkrete Vorschläge für „eine neue Politik der Krisenreaktion“ vorschlagen. Die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa arbeite bereits an Vorschlägen. Bisher wurde eine EU-Struktur für die Katastrophenhilfe von den Regierungen in der EU abgelehnt.
Die Regierung in Islamabad versicherte, sie werde gewissenhaft mit den Hilfen umgehen. Man überlege auch, ausländische Prüfer zur Überwachung der Verwendung von Spenden einzustellen, sagte Innenminister Rehman Malik der britischen BBC. Keinesfalls würden die Hilfen in die Hände von Extremisten gelangen, versicherte Malik. Spender könnten sicher sein, „dass wir überprüfbar sind“. Die Hilfe gehöre „den Armen, den Flutopfern“, sagte Malik. „Ich verspreche, dass sie bei ihnen ankommt.“ Die Zurückhaltung der Spender war unter anderem mit der Angst vor Korruption und dem Einfluss der Taliban in Pakistan begründet worden.
Derweil wird die Lage in den überfluteten Gebieten immer dramatischer: Unter den Millionen Flüchtlingen breiten sich Krankheiten aus, Helfer rechnen mit noch mehr Toten. „Wir müssen uns darauf vorbereiten“, sagte der stellvertretende Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Abdullah Assaedi. Die Fluten hätten ein Fünftel der Gesundheitseinrichtungen im Land zerstört oder beschädigt. Nach pakistanischen Medienberichten nehmen Magen-Darm-Erkrankungen zu. Es gebe bereits erste Tote.
Nach jüngsten Angaben der Katastrophenschutzbehörde NDMA starben in den Fluten mindestens 1.473 Menschen, 2.024 weitere wurden verletzt. 895.596 Häuser wurden beschädigt. Etwa 20 Millionen sind von der Katastrophe betroffen. Ein Fünftel des Landes steht nach UN-Angaben unter Wasser. Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft war vielfach als zu langsam kritisiert worden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte die Überschwemmungen als die schwerste Naturkatastrophe beschrieben, die er jemals gesehen habe. Ban hatte die Krisengebiete am vergangenen Wochenende besucht.