Der Einsatz „static kill“ im Golf von Mexiko war laut Ölkonzern BP erfolgreich. Mit Zement soll eventuell endgültig versiegelt werden.

New Orleans. Mehr als drei Monate nach der Bohrinsel-Explosion im Golf von Mexiko hat der Energiekonzern BP die lecke Ölquelle erfolgreich mit Schlamm versiegelt. Der von oben in das Bohrloch eingepumpte Schlamm halte dem enormen Öldruck stand, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Damit sei das „gewünschte Ergebnis“ des „static kill“ genannten Verfahrens zur endgültigen Verschließung der Quelle erreicht. BP sprach in einer Mitteilung von einem „bedeutenden Meilenstein“ im Kampf gegen den größten Ölunfall der Geschichte . Der Konzern hatte seit Dienstagnachmittag (Ortszeit) acht Stunden lang Schlamm von oben in das Bohrloch gepresst. Der Bohrschlamm halte das Öl im Schacht zurück, erklärte der britische Konzern. Die Lage werde nun beobachtet. Das Unternehmen wolle mit dem Krisenbeauftragten der US-Regierung, Thad Allen, darüber beraten, wie weiter vorgegangen wird. Dazu gehöre die Frage, ob auf dem selben Weg Zement in das Bohrloch gepumpt werde, um die Quelle dauerhaft zu verschließen. Möglich sei auch, dass zunächst nochmals Schlamm nachgepumpt werde.

Krisenkoordinator Allen hatte sich am Dienstag zuversichtlich gezeigt, dass der „static kill“ funktionieren werde. Dieses Verfahren erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass die am unteren Ende des Bohrlochs geplante Entlastungsbohrung erfolgreich sein werde, sagte er. Bei diesem „bottom kill“ wird durch eine seitliche Bohrung von unten gleichfalls Schlamm und Zement eingefüllt. BP betonte, die Entlastungsbohrung bleibe „die endgültige Lösung“, um das Bohrloch zu verschließen. Mit dem „bottom kill“ könne voraussichtlich Mitte August begonnen werden. Nach der Explosion der BP-Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ am 20. April waren aus dem lecken Bohrloch nach jüngsten US-Behördenangaben rund 780 Millionen Liter (4,9 Millionen Barrel) Rohöl ausgelaufen. Damit ist das Unglück der größte Ölunfall der Geschichte. Gemessen daran droht BP eine Entschädigungsforderung der US-Regierung in Höhe von 17,6 Milliarden Dollar (gut 13 Milliarden Euro). Pro Barrel ausgelaufenen Rohöls kann laut US-Recht eine Strafe von bis zu 4300 Dollar fällig werden. Bislang bildete BP Rücklagen in Höhe von 32,2 Milliarden Dollar. Die wirtschaftlichen und ökologischen Gesamtschäden lassen sich bislang nur abschätzen. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Columbia-Universität gaben 40 Prozent von 1200 befragten Bewohnern in US-Bundesstaaten am Golf von Mexiko an, sie seien direkt von der Ölpest betroffen. Ein Fünftel erklärte, ihre Kinder hätte gesundheitliche oder psychische Probleme durch die Umweltkatastrophe - diese reichten von Atemproblemen, Ausschlägen bis zu Angstzuständen und Schlaflosigkeit. Ein Fünftel der Befragten aus der vielfach von Fischerei und Tourismus lebenden Region gab an, dass sein Einkommen infolge des Unglücks gesunken sei.