Mit voller Wucht rammte ein Zug auf gerader Strecke einen Bagger. Drei Menschen sterben. Experten suchen nach der Ursache des Unfalls.
Mühlheim/Offenbach. Den Männern in ihrer orangefarbenen Arbeitskluft ist der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Fassungslos stehen sie am Freitagmorgen vor den Trümmern eines Baubaggers und einer Regionalbahn in der Nähe von Mühlheim am Main nahe Offenbach. Immer wieder schütteln einige von ihnen den Kopf, während sie den Rettungskräften bei der schweren Arbeit zusehen. Möchten sie etwas sagen? Nein, das wollen sie jetzt lieber nicht. Stunden zuvor starben zwei Kollegen und ein Lokführer an dieser Stelle, 13 verletzte Menschen sind noch in der Nacht versorgt worden.
Die Spitze des roten Regionalzuges und der gelbe Bagger sind ineinander verkeilt. Vermutlich hat die Bahn den Bagger nach dem Aufprall noch mehrere hundert Meter mitgeschleift. Rettungskräfte versuchen stundenlang, zwei der Toten zu bergen: der Lokführer stirbt im Steuerwagen, ein Bauarbeiter ist zwischen Bahn und Bagger eingeklemmt. Der zweite Bauarbeiter wird beim Aufprall gleich auf die Strecke geschleudert.
Wie schnell der Zug zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes gewesen ist? „Das wird sich zeigen, wenn wir die technischen Einrichtungen des Zuges ausgewertet haben“, sagt der andere Sprecher der Bundespolizei vor Ort, Karsten Eberhardt.
Die Rettungskräfte arbeiten verdeckt von einem großen Sichtschutz. Die schreckliche Szenerie soll niemand sonst sehen. Der Bagger und der Steuerwagen des Zuges stehen beide entgleist an ein und demselben Gleis, sie haben sich zur Seite geneigt. Die Lokomotive des Zuges sitzt hinten, gesteuert wird aber von vorn. Das entgleiste Zugteil ist mit riesigen Seilen gesichert, damit es nicht umfällt. Nun warten die Rettungskräfte auf einen Spezialkran, der bei der Bergung der schweren Fahrzeuge hilft.
Die Nachricht vom nächtlichen Crash auf offener Strecke lockt auch Menschen an, die sich die Unfallstelle ansehen wollen - allerdings mit gebührendem Abstand. Ein Mann aus Mühlheim ist mit dem Rad gekommen: „Das hier ist eine gefährliche Stelle“, sagt der 70-Jährige. Er erinnert an ein weiteres Unglück ganz in der Nähe. Er blickt von der Straße kurz auf den Unglücksort des Zuges, wendet sich ab und deutet auf einen riesigen Baum am Straßenrand. „Hier hat es jetzt im Winter bei Blitzeis einen schweren Autounfall gegeben“, erzählt er. „Zwei Tote.“