Allein in Richtung Kosovo müssen Hunderte Kinder Deutschland verlassen, weil ihre Duldung abläuft. Die meisten gehen nicht freiwillig.
Berlin. Kinder, die gegen ihren Willen in ihr Herkunftsland zurück müssen, leiden einer neuen Unicef-Studie zufolge häufig unter schweren psychischen und gesundheitlichen Problemen. Fast die Hälfte dieser Jugendlichen (44,2) hat demnach Depressionen, ein Viertel (25,5 Prozent) hegt Selbstmordgedanken. Für die qualitative Studie wurden 164 Jungen und Mädchen zwischen sechs und 18 Jahren sowie 131 Eltern befragt, die zumeist 2010 aus Deutschland oder Österreich zurück in den Kosovo gebracht worden waren.
Bei Abschiebungen oder Rückführungen von Flüchtlingen und Migranten werde die seelische Gesundheit von Kindern nicht genügend beachtet, kritisierte Unicef am Mittwoch in Berlin. „Kein Kind darf zurückgeführt werden, wenn seine gute körperliche und seelische Entwicklung nicht sicher gestellt ist“, betonte Unicef-Vorstand Tom Koenigs.
Laut Studie leidet jeder dritte junge Mensch unter klinisch nachweisbaren posttraumatischen Belastungsstörungen. Rund die Hälfte schilderte dem Team aus Ärzten, Psychologen und Sozialwissenschaftlern die zumeist unfreiwillige Rückkehr in den Kosovo als „schlimmstes Erlebnis“ des Lebens. Da zwei Drittel der Befragten einer ethnischen Minderheit angehörten, seien die Probleme durch Diskriminierung, Sprachbarrieren und fehlende psychosoziale Betreuung vor Ort verstärkt worden.
Allein 2010 wurden aus Deutschland 935 Menschen in den Kosovo zurückgeführt, aus Österreich waren es 888. Im Durchschnitt hatten sie 14 Jahre im Gastland gelebt, wo auch der Großteil der Kinder geboren wurde.