Erneut bringen Tornados Tod und Zerstörung über weite Landstriche der USA. Von Kleinstädten bleiben teils nur Hausfundamente übrig.
Henryville. Dutzende Tote, kilometerweite Trümmerfelder und Bangen um Vermisste: Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben Tornados in den USA gigantische Schneisen der Verwüstung geschlagen. Eine Serie von mehr als 80 Wirbelstürmen suchte Bundesstaaten in der Mitte und im Süden heim – von Indiana bis Georgia. Nach Berichten von Fernsehsendern kamen mindestens 36 Menschen ums Leben. Helfer suchten unterdessen mit Hochdruck nach Verschütteten.
Der nationale Wetterdienst sprach von einem „gewaltigen Ausbruch“ und gab Tornadowarnungen für mehr als ein halbes Dutzend Bundesstaaten heraus. Mit am schwersten betroffen war Indiana, wo dem Sender CNN zufolge alleine mindestens 19 Menschen ums Leben kamen. Mindestens 13 Tote gab es demnach in Kentucky, drei in Ohio und einen in Alabama. Es wurden jedoch weiter steigende Opferzahlen erwartet.
Noch am Samstag riefen die Behörden die Bevölkerung im Westen Floridas, im Süden Georgias und Alabamas und in Teilen von South Carolina auf, nach Tornados Ausschau zu halten.
Die Sturmgewalt wirbelte Autos und sogar Schulbusse wie Spielzeug umher, verbeulte Wracks landeten in zerfetzten Hausruinen. Im Süden von Indiana verwandelten Tornados die beiden Ortschaften Marysville und Henryville mit jeweils rund 2000 Einwohnern in Schutthalden. Marysville sei quasi dem Erdboden gleichgemacht worden, hieß es. 250 Mitglieder der Nationalgarde waren dort im Einsatz.
Die Behörden zeigten sich ohnmächtig angesichts der unbändigen Naturgewalt. „Für uns ist der schlimmste Fall wahr geworden“, sagte in Indiana der Polizeisprecher Jerry Goldwin im Fernsehen. „Es ist alles ganz plötzlich passiert. Wir wussten, dass es eine Möglichkeit gab, dass so etwas geschieht. Wir haben versucht, uns vorzubereiten. Aber auf so etwas kann man sich nicht vorbereiten.“
Helfer suchten mit Spürhunden nach Verschütteten. In einer Kirche in Henryville warteten Dutzende auf Nachrichten über das Schicksal von Angehörigen und Freunden. Inmitten des Chaos’ gab es derweil auch ein kleines Wunder: In Salem, rund 30 Kilometer südlich von Henryville, bargen Helfer in einem Feld ein zweijähriges Mädchen, dass die Tornados mit Verletzungen überlebt hatte.
In der Schule von Henryville hatten die Schüler noch in ihren Klassen gesessen, als der Sturm über den Ort hereinbrach. Alle hätten überlebt, nur einige seien leicht verletzt worden, teilte das Büro des Sheriffs mit. „Es ist ein Segen. Wir danken Gott“, sagte Schulleiter Glenn Riggs.
Das Rote Kreuz öffnete in Indiana mehrere Notunterkünfte. Gouverneur Mitch Daniels machte sich am Samstag ein Bild von der Lage. „Wir haben so viel über Vorbereitungen auf Katastrophen gelernt und so vieles verbessert, aber gegen Mutter Natur in ihrer schlimmsten Form kommt nichts an“, räumte Daniels ein. Im benachbarten Kentucky rief Gouverneur Steve Beshear im gesamten Bundesstaat den Notstand aus.
Erst vor wenigen Tagen waren bis zu 20 Tornados über Illinois und Missouri im Mittleren Westen sowie über Tennessee hinweggefegt und hatten schwere Verwüstungen angerichtet. Mindestens zwölf Menschen starben, Hunderte wurden verletzt und Tausende obdachlos.
Meteorologen wiesen darauf hin, dass die Ballung derart vieler Wirbelstürme zu dieser Jahreszeit höchst ungewöhnlich sei. Die Monate mit den meisten Tornados seien sonst Mai und Juni.