Nach stürmischen Tagen mit “Ulli“ und “Andrea“ kehrt langsam wieder etwas Ruhe ein. In der Nacht zu Freitag blieb eine Sturmflut an der Küste aus.
Berlin/Hamburg. Dem Orkan-Tief „Andrea“ ist in der Nacht zu Freitag endgültig die Puste ausgegangen, und in Deutschland kehrte nach stürmischen Tagen mit einer Toten, Verletzten, peitschendem Regen und Schnee langsam wieder etwas Ruhe ein.
Die für die Nacht angekündigte Sturmflut ist entsprechend glimpflich verlaufen. Sowohl Hamburg und Bremen als auch die Nord- und Ostseeküste blieben von großen Wassermassen verschont, wie Polizei und Feuerwehren mitteilten. Auf dem Hamburger Fischmarkt bekam man dennoch nasse Füße. Das Wasser stand hier bei etwa 1,25 Meter.
In Bremen war der höchste Wasserstand bereits gegen Mitternacht erreicht. An der Promenade im Stadtteil Vegesack mussten zwei Autos aus dem Wasser gezogen werden. In der Innenstadt standen Gehwege am Osterdeich unter Wasser.
+++ Der stärkste Orkan seit zehn Jahren +++
Auch die Hochwasserlage an Mosel, Rhein und Lahn blieb in der Nacht relativ entspannt. Der Pegel bei Trier lag in den frühen Morgenstunden bei rund 8,0 Metern. Das Wasser- und Schifffahrtamt Bingen/Oberwesel erwartet keine deutliche Verschlechterung der Situation für Freitag. Nach Angaben der Polizei Trier stehen bisher einige tieferliegende Straßen unter Wasser. „Das ist nichts besonderes“, sagte ein Sprecher.
Im Rest der Bundesrepublik kam es in der Nacht nur noch vereinzelt zu kleineren Sturmeinsätzen. In Sachsen wurden einige Autos durch herabstürzende Äste beschädigt. Umgefallene Bäume mussten von den Feuerwehren beseitigt werden. In Sachsen-Anhalt meldete die Polizei Halle eine vom Winde verwehte Fassade. In Bayern gab es leichten Schneefall - Unfälle wurden zunächst nicht gemeldet.
Am Donnerstag hatte Sturmtief „Andrea“ für mächtig Wirbel gesorgt. In Bayern starb eine Autofahrerin, weil eine Sturmböe einen anderen Wagen auf die Gegenfahrbahn drückte. Im Emsland fegte eine Windböe ein Auto gegen einen Baum - die 23 Jahre alte Fahrerin wurde sehr schwer verletzt. Im Münsterland entgleiste ein Regionalzug beim Zusammenstoß mit einem umgestürzten Baum.
In den kommenden Tage bleibt es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach sehr windig, teils mit schweren Sturmböen. In höheren Lagen sind weiterhin starke Schneefälle möglich. Für die Ostseeküste meldet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie die Gefahr einer Sturmflut.
64-Jähriger kommt im Sturm ums Leben
In Belgien ist am Donnerstag ein 64-jähriger Mann bei starkem Wind ums Leben gekommen. Wie belgische Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten, wurde der Mann in Roosdaal in der Nähe von Brüssel am Vormittag bei Gebäudearbeiten von einer vier mal vier Meter großen Tür erschlagen. Er sei auf der Stelle tot gewesen. Die Polizei schloss nicht aus, dass bei dem Unfall die enormen Winde eine Rolle gespielt haben. Wegen der extremen Wetterbedingungen waren in Belgien zahlreiche Parks gesperrt.
Vier niederländische Dörfer aus Sorge vor Deichbruch evakuiert
Nach schwerem Unwetter haben die Behörden der Niederlande wegen eines möglichen Deichbruchs vier Dörfer evakuiert. Es sei nicht auszuschließen, dass die Uferbefestigung eines Hauptkanals im Norden des Landes nach übermäßiger Belastung durch Wind und Regen nachgebe, hieß es am Freitag. Etwa 800 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, weil ihre Häuser im Falle eines Deichbruchs bis zu 1,5 Meter tief im Wasser stehen würden. Die Wahrscheinlichkeit sei gering, sagte eine Behördensprecherin, die Evakuierungen seien jedoch als vorbeugende Maßnahme notwendig. Das Abpumpen des Wassers ins Meer war durch das Unwetter der vergangenen Tage stark behindert worden.