Der Evakuierungsplan ist in Kraft getreten: Mehrere hundert Anwohner wurden in Sicherheit gebracht, der Flugverkehr gestoppt.
Hvolsvollur. Der Ausbruch eines Gletschervulkans in Island hat am Sonntag mehr als 600 Anwohner zum Verlassen ihrer Häuser gezwungen. Nach Angaben der isländischen Behörden brach der Vulkan im Gebiet des Eyjafjalla-Gletschers im Süden des Inselstaats am frühen Morgen aus. Verletzt wurde niemand, doch riefen die Behörden wegen der Gefahr von Überschwemmungen durch abschmelzendes Gletschereis für die Region den Notstand aus.
Der Evakuierungsplan sei sicherheitshalber in Kraft getreten, sagte Sigurgeir Gudmundsson von der isländischen Zivilschutzbehörde. Nach Angaben der Polizei wurden die Straßen gesperrt, die hohe Sicherheitsstufe für das Gebiet sollte vorerst aufrechterhalten bleiben.
In Island sind Vulkanausbrüche nichts Ungewöhnliches, die Anwohner bewahrten daher die Ruhe. „Wir hatten gar keine Zeit, Angst zu bekommen, und auch alle anderen waren ruhig“, sagte die 51-jährige Landwirtin Dorhildur Bjarnadottir. Wegen der kleineren Erdbeben in der Umgebung in den vergangenen Wochen habe sie sich bereits auf einen Vulkanausbruch vorbereitet. „Das Schlimmste war, unsere Tiere zurückzulassen“, sagte Bjarnadottirs Mann.
Der Vulkanausbruch begann nach Angaben der Behörden gegen 1.00 Uhr (MEZ). Im Gletschergebiet stieg Rauch auf, nach Augenzeugenberichten war der Himmel durch den Ascheregen verhangen. Drei Flughäfen, darunter der in der Hauptstadt Reykjavik, wurden vorsorglich geschlossen. Sämtliche Flüge von und nach Island wurden gestoppt oder umgeleitet. Nach Angaben des Radiosenders RUV wurden unter anderem drei Maschinen der Icelandair aus den USA angewiesen, nach Boston, Orlando und Seattle umzukehren.
Nach Einschätzung eines Experten könnten wirklich große Überschwemmungen ausbleiben, da der Vulkan zwischen zwei Gletschern, dem Eyjafjallajökull und dem Myrdalsjökull, ausbrach. „Zum Glück war der Ausbruch nicht genau unter einem Gletscher“, sagte der Geophysikprofessor und Beirat des Zivilschutzes, Magnus Tumi Gudmundsson. Trotzdem mahnte er weiter zur Vorsicht, der Ausbruch könne in zwei Tagen oder auch erst in zwei Jahren vollständig abgeklungen sein.
Das Rote Kreuz richtete eine Notfall-Hotline ein und eröffnete in den Städten Hella, Hvolsvollur und Vik Aufnahmestationen für die betroffenen Anwohner. Der letzte Vulkanausbruch im Gebiet des Eyjafjallajökull geht auf das Jahr 1823 zurück.