Die Familienministerin will mit einem neuen Gesetz Kinder besser vor sexuellem Missbrauch schützen. Sie kündigte einen Aktionsplan an.

Berlin. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will mit schärferen Auflagen bei der Anstellung von Erziehern Kinder besser vor Missbrauch schützen. Derzeit werde ein neues Kinderschutzgesetz erarbeitet, nach dem Jugendämter oder freie Träger von Bewerbern ein erweitertes Führungszeugnis verlangen könnten, sagte die CDU-Politikerin dem „Wiesbadener Kurier “. „Denn leider wissen wir, dass sich Täter ganz gezielt Berufe aussuchen, in denen sie mit Kindern arbeiten können“, sagte die Ministerin zur Begründung. Darüber hinaus müssten alle Fachkräfte und Eltern sensibilisiert werden, um möglichem Missbrauch rechtzeitig vorbeugen oder Missbrauchsfälle schneller erkennen zu können.

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Für den Herbst kündigte die Ministerin einen Aktionsplan zum Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt und Ausbeutung an. Darin seien ihr Schutz auch im Internet, eine bessere Unterstützung der Opfer sowie „eine optimierte Arbeit mit den Tätern„ vorgesehen.

Die CDU-Politikerin nahm die katholische Kirche gegen Vorwürfe in Schutz, die Aufarbeitung von Skandalen um sexuellen Missbrauch in ihren Einrichtungen zu behindern. „Ich habe den Eindruck, dass sich die katholische Kirche heute sehr um Aufklärung bemüht“, sagte Schröder. Zudem sei es falsch, eine Institution herauszugreifen und an den Pranger zu stellen. Misshandlungen und Missbrauch, Fehler im Umgang mit den Tätern oder unterlassene Hilfe für die Opfer seien leider nicht nur in kirchlichen Einrichtungen zu beklagen.

Am Vortag hatte sich auch der Vatikan gegen entsprechende Vorhaltungen von Bundesjustizministern Sabine Leutheusser-Schnarrenberger verwahrt. Die deutsche Bischofskonferenz habe entschieden auf alle Missbrauchsfälle reagiert und dabei die Interessen der Opfer in den Vordergrund gestellt, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.

Am Freitag wird der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu Gesprächen bei Papst Benedikt XVI. erwartet, in deren Mittelpunkt die Missbrauchs-Skandale stehen dürften. Auch der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, hat Gewalt gegen Chorknaben der ihm unterstellten Regensburger Domspatzen zugegeben, nach eigenen Angaben von sexuellem Missbrauch aber nichts gewusst.