Noch immer verkehren keine Eurostar-Züge unter dem Ärmelkanal. Die Situation sei „unannehmbar“, erklärte der Präsident am Montag.
Paris/London. Nach drei Tagen Chaos im Bahnverkehr unter dem Ärmelkanal hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy eine Wiederaufnahme der Fahrten mit Eurostar-Zügen ab Dienstag angeordnet. Die Situation sei für die Reisenden im Weihnachtsreiseverkehr „unannehmbar“, erklärte der Präsident am Montag in Paris. Zehntausende Menschen konnten auch am Montag wegen der ausgefallenen Züge nicht in die Ferien fahren.
Sarkozy ließ den Präsidenten von Eurostar, Bahnchef Guillaume Pépy, am Montagvormittag in den Elysée-Palast einbestellen. Eurostar müsse „sofort“ ein funktionierendes System zur Information der Passagiere einführen, verlangte Sarkozy. Er ordnete zudem ein Dringlichkeitstreffen der französisch-britischen Kommission für den Verkehr unter dem Ärmelkanal an. Diese „Instruktionen“ gälten nicht nur für Eurostar, sondern auch für die Tunnelbetreibergesellschaft Eurotunnel, die bisher darauf verweist, dass ihre eigenen Züge funktionieren.
In der Nacht zum Sonnabend hatten 2000 Menschen stundenlang in feststeckenden Zügen unter dem Ärmelkanal ausharren müssen. Die Loks ihrer Eurostar-Züge waren ausgefallen, weil durch Lüftungschächte eingedrungener Schnee im wärmeren Tunnel schmolz und Kurzschlüsse verursachte. Seitdem ist der Verkehr mit Eurostar-Zügen unterbrochen. Die Züge von Eurotunnel, die Autos, Lastwagen und Busse samt ihren Passagieren transportieren, verkehrten dagegen normal.
Eurostar fuhr am Montag weiter Tests, um das Problem in den Griff zu bekommen. Bis zu dem Treffen mit Sarkozy konnte das Unternehmen keinen Termin für die Wiederaufnahme des Verkehrs nennen. Danach sagte der stellvertretende Eurostar-Chef Nicolas Petrovic, die Züge sollten ab Dienstagmorgen „teilweise“ wieder fahren, wenn die Tests „gut verlaufen“. Normal werde der Verkehr aber erst nach Weihnachten sein.
Allein am Sonnabend und Sonntag konnten 50.000 Menschen laut Eurostar ihre Reise nicht antreten. Das Unternehmen lässt nun keine neuen Reservierungen für die Züge mehr zu. „Unsere Priorität ist es, die Menschen, die schon ein Ticket haben, zu ihrem Bestimmungsort zu bringen“, sagte ein Sprecher. Frustrierte Eurostar-Passagiere versuchten am Montag oft vergeblich, alternative Reisemöglichkeiten zu finden. Fluggesellschaften registrierten einen Ansturm von zusätzlichen Passagieren und setzten wie British Airways zusätzliche Maschinen ein. Die Fährgesellschaft P and O richtete Busse ein, die Eurostar-Passagiere von London zu den Häfen an der Küste brachten.