Der Augsburger Bischof Mixa sieht bei den 68ern und ihrer sexuellen Revolution eine Mitschuld am sexuellen Missbrauch von Kindern.
Augsburg. Der sexuelle Kindesmissbrauch an katholischen Einrichtungen ist nach Überzeugung des Augsburger Bischofs Walter Mixa auch eine Folge der zunehmenden Sexualisierung der Öffentlichkeit. „Die sogenannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von besonders progressiven Moralkritikern auch die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert wurde, ist daran sicher nicht unschuldig“, sagte Mixa in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“. Er nannte die Übergriffe von Geistlichen auf Jugendliche ein „besonders abscheuliches Verbrechen“. Als Seelsorger mache es ihn „zutiefst betroffen“, wie selbst Priester in „entsetzlicher Weise schuldig werden können“, sagte Mixa.
Einen Zusammenhang von priesterlicher Ehelosigkeit (Zölibat) und den sexuellen Übergriffen erkennt Mixa indessen nicht. Es gebe keinen Zusammenhang zwischen Pädophilie (strafbarer Sex mit Kindern) und dem Zölibat, darauf hätten unabhängige Experten hingewiesen. „Der ganz überwiegende Teil entsprechender Sexualstraftaten wird von verheirateten Männern, oft im verwandtschaftlichen Umfeld der Opfer, begangen“, sagte Mixa. Ehelos lebende Priester sind nach Auffassung des Bischofs in der Regel sexuell völlig normal orientiert, verzichteten aber freiwillig auf Ehe und Sexualität.
Der Bischof räumte ein, dass in der Kirche Verantwortliche in der Vergangenheit gegenüber Sexualdelikten an Kindern und Jugendlichen „zu blauäugig“ waren. „Da sind kirchliche Verantwortungsträger möglicherweise auch einem Zeitgeist aufgesessen, der selbst im Bereich des staatlichen Strafrechts Resozialisierung statt Strafe propagierte“, so der Bischof. „In der Vergangenheit hat oft der gut gemeinte Versuch, die Opfer vor einer voyeuristischen Berichterstattung zu schützen, in Wahrheit die Opfer zusätzlich gequält und die Täter geschützt.“