Dominik Brunner wurde in Ergoldsbach beigesetzt. Angela Merkel sprach sich für schärfere Sicherheitsmaßnahmen aus.
München. Das Opfer des Münchner S-Bahn-Mordes, Dominik Brunner, ist am Freitag in seinem niederbayerischen Heimatort Ergoldsbach beigesetzt worden. Die Zeremonie fand in aller Stille im engsten Familien- und Freundeskreis statt. Rund 20 Menschen hätten daran teilgenommen, berichtete ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern in Straubing. Wie die Familie es gewünscht habe, seien keine Fremden dabei gewesen. Der 50-jährige Brunner hatte am vergangenen Samstag vier Kinder vor aggressiven Jugendlichen geschützt und war danach totgeprügelt worden.
Als Konsequenz aus der Attacke vom vergangenen Wochenende plädierte Bundeskanzlerin Angela Merkel für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Man dürfe „Menschen, die Zivilcourage zeigen, nicht alleine lassen. Und das bedeutet, dass der Staat die öffentliche Sicherheit garantieren muss“, sagte sie am Freitag in Berlin. „In diesem Fall ist die Polizei leider etwas zu spät gekommen. Das heißt, wir müssen uns mit der Frage von mehr Polizeipräsenz auf solchen Bahnhöfen und auch mit einer umfassenden Videoüberwachung befassen.“
Der „Passauer Neuen Presse“ sagte Merkel, der Staat könne „den Mut Einzelner nur einfordern, wenn er selbst alles unternimmt, um Sicherheit zu gewährleisten“. Alle Verantwortlichen seien gefordert, aber Patentlösungen gebe es nicht. „Ich glaube, Taten wie diese verlangen ein Nachdenken über viele Aspekte, von den abschreckenden Möglichkeiten des Strafrechts über verbesserte Videoüberwachungsmöglichkeiten und stärkere Polizeipräsenz bis zu dessen überzeugender Anwendung in der Praxis und vor allem zur Prävention.“
Merkel würdigte den getöteten 50-Jährigen. „Dominik Brunner ist ein leuchtendes Beispiel für Zivilcourage und Mut“, betonte sie. „Sein Verhalten hat auch mich sehr beeindruckt.“ Umso entsetzter stehe man vor der Tatsache, dass er seinen Einsatz für andere mit dem Leben habe bezahlen müssen. „Natürlich überlegen wir, wie Herr Brunner geehrt werden kann. Es sind aber noch keine Entscheidungen gefallen“, sagte die Kanzlerin.
Der Forderung nach mehr Polizeipräsenz schlossen sich auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele im ZDF und der Kriminologe Christian Pfeiffer im Fernsehsender Phoenix an. „Die Forschung sagt eines ganz klar: Abschreckend ist das Risiko des Erwischtwerdens. Dieses Risiko zu erhöhen und zweitens die Polizeistreifen zu erhöhen – das schreckt ab“, sagte Pfeiffer. Härtere Strafen schreckten dagegen nicht ab.
Für ein härteres Vorgehen plädierte der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl. Der ehemalige Münchner Kreisverwaltungsreferent. forderte laut „Bild“ die „zwangsweise Einweisung in ein geschlossenes Erziehungsheim für Jugendliche“, die einer Sozialtherapie nicht mehr zugänglich seien.
Die beiden mutmaßlichen Täter und ihr Anstifter standen nach Informationen der „Bild“-Zeitung schon seit Jahren unter Beobachtung des Kreisjugendamtes. Die Zeitung beruft sich auf ihr auszugsweise vorliegende Akten der Behörde. Demnach war der 17-jährige mutmaßliche Anstifter schon als Kind auffällig, unter anderem sei von 2001 bis 2006 seine teilstationäre Unterbringung in eine „Heilpädagogische Tagesstätte“ verfügt worden.
Beim älteren der mutmaßlichen Täter habe es vor zwei Jahren eine „Krisenintervention in der Familie aufgrund massiver familiärer Probleme“ gegeben. Der jüngere der Haupttäter sei 2008 unter Vormundschaft des Stadtjugendamtes gestellt worden, später sei unter anderem eine „intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung“ gefolgt. Das Münchner Sozialreferat bestätigte die Vormundschaft. Die Münchner Staatsanwaltschaft kommentierte den Bericht nicht.