An dem Münchner S-Bahnhof, auf dem Dominik Brunner am Sonnabend von zwei Jugendlichen erschlagen worden ist, funktionierte die Notruf-Säule nicht.

München. Die Notruf-Säule am Münchner S-Bahnhof Solln, auf dem am vergangenen Sonnabend der Geschäftsmann Dominik Brunner von zwei Jugendlichen erschlagen worden war, ist seit ihrem Aufbau vor fünf Jahren nicht funktionstüchtig. Das räumte die Deutsche Bahn (DB) laut „Süddeutscher Zeitung“ am Mittwochabend ein.

Dem Bericht zufolge schob eine Bahn-Sprecherin die Schuld auf den privaten Mitnutzer der Bahnanlagen, die Bayerische Oberlandbahn (BOB). Die BOB habe sie ohne Absprache mit der DB illegal aufgebaut, so der Vorwurf. BOB-Chef Heino Seeger entgegnete, sein Unternehmen sei vertraglich dazu verpflichtet gewesen, die Säulen aufzubauen. Doch wegen technischer Probleme und weil sich die DB in Vertragsverhandlungen so „unfreundlich“ gezeigt habe, sei die Säule vor etwa fünf Jahren zwar angeschlossen, aber nicht eingeschaltet worden. „Wenn es nach uns ginge“, sagte Seeger dem Blatt, „wäre sie schon seit Jahren im Einsatz.“ Wie Bahn und BOB einräumten, funktionieren die Notrufanlagen an rund 20 weiteren Bahnhöfen nicht, die die BOB anfährt.

Unterdessen haben Münchner Bürger am Mittwochabend mit einem bewegenden Gottesdienst unter freiem Himmel ihre tiefe Trauer um das Opfer des S-Bahn-Mordes gezeigt. Rund 500 Menschen nahmen nach Polizeiangaben an dem Gedenken auf einem Parkplatz unweit des Tatorts in München-Solln teil. Viele waren mit Blumen und Kerzen gekommen. Der von zwei Jugendlichen erschlagene Dominik Brunner „hat der Zivilcourage ein Gesicht gegeben“, sagte der evangelische Pfarrer Christian Wendebourg bei der ökumenischen Andacht. „Sein Mut hat vier Kinder geschützt.“ Zeitgleich mit dem Beginn des Gottesdienstes um 18.30 Uhr standen in ganz München S- und U-Bahnen sowie Busse und Straßenbahnen für eine Gedenkminute lang still. Brunner wird posthum mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Zu Beginn der Andacht wurde ein Grußbotschaft von Brunners Eltern verlesen, in der sie sich für die Anteilnahme bedankten. Auch der katholische Pfarrer Wolfgang Neidl würdigte Brunners Zivilcourage. „Betroffenheit, Bestürzung, Fassungslosigkeit – ja, auch Wut – waren in den vergangenen Tagen unsere Begleiter. Und sie werden es wohl auch über diesen Abend hinaus sein“, sagte Neidl. (dpa/abendblatt.de)