Essen aus einem Napf, Toilette defekt: Die eigene Familie sperrte sie in eine schmutzige, stinkende Kammer.
Rom. Eine Frau bringt ein nicht eheliches Kind zur Welt. Zur Strafe sperrt ihre Familie sie 18 Jahre lang ein: Ein Fall, der an die Entführung von Natascha Kampusch (20) und den Inzest-Fall von Amstetten (Österreich) erinnert, erschüttert Italien.
Eingekerkert von ihrer eigenen Familie lebte Maria M. (47) in einem völlig verschmutzten Zimmer ihres Elternhauses in Süditalien, zwischen Müll, Exkrementen und entsetzlichem Gestank. Den Polizisten, die die Frau befreiten, bot sich ein Bild des Grauens, einer der Beamten sprach von "unbeschreiblichen hygienischen Zuständen". Die Familie hatte Maria M. offiziell als psychisch krank gemeldet und sogar eine kleine Rente für sie kassiert.
Ein fensterloser Raum, eingerichtet lediglich mit einem Bett und einem Stuhl sowie einer angrenzenden, aber wohl schon seit Jahren defekten Toilette - das war fast 20 Jahre lang das Leben von Maria M.
Als die von einem anonymen Anrufer verständigten Carabinieri zu dem Haus in dem kampanischen Örtchen Santa Maria Capua Vetere kommen, denken sie zunächst an eine Routinekontrolle. Was sie finden, erinnert an einen Horrorfilm. Die Frau sitzt spärlich bekleidet auf dem völlig verdreckten Bett. Sie weist offensichtliche psychische Störungen auf und ist zunächst nicht in der Lage zu sprechen. Überall liegen Exkremente und Zigarettenkippen herum, bis zu drei Schachteln soll die Frau am Tag geraucht haben. Das Essen wurde ihr offenbar in einer Art Napf gebracht, fast so, als wäre sie ein Tier. Derzeit wird Maria M. in einem Krankenhaus in Neapel behandelt. Was aber fast noch mehr schockiert, ist die Reaktion der Familie: Medien berichten, Mutter, Schwester und Bruder der Eingesperrten habe die Reaktion der Einsatzkräfte überrascht. Sie konnten den Grund für das ganze Aufhebens überhaupt nicht verstehen - für sie sei es völlig normal gewesen, Maria M. für die "Schande" des nicht ehelich gezeugten Kindes wegzusperren. Die Mutter (80) wurde wegen ihres hohen Alters unter Hausarrest gestellt. Bruder Prisco (45), der als Landwirt arbeitet, und Schwester Michelina (51), eine Grundschullehrerin, sitzen im Gefängnis und sollen noch verhört werden. Auch der Sohn (17), der bei der Familie aufwächst und zur Schule geht, soll von der Lage seiner Mutter gewusst haben. Ein Polizist: "Er kannte ihr Gefängnis, aber er schämte sich und wusste nicht, was er tun sollte."