Gestern Abend gegen kurz nach 22 Uhr prallte ein Personenzug am Bahnhof Berlin Karow auf einen Güterzug. Dabei wurden 24 Menschen verletzt, fünf von ihnen schwer. Heute kam es aufgrund des Unfalls zu unzählichen Verspätungen und Störungen im Nah- und Fernverkehr. Die Aufräumarbeiten dauern an, über die Ursache gibt es noch keine Klarheit. Bilder zum Zugunglück in Berlin.
Berlin. Volle Bahnsteige, genervte Fahrgäste und permanente Verspätungen - der Nah- und Fernverkehr in Berlin war den Freitag über durch das Zugunglück in Karow für mehrere Stunden gestört. Einige Streckenabschnitte wurden gesperrt, sogar die S-Bahn setzte zwischendurch aus. Fernreisende wurden über Neubrandenburg umgeleitet und mussten oft mehr als eine halbe Stunde zusätzliche Fahrzeit in Kauf nehmen.
Donnerstagabend, gegen 22.15 Uhr, war eine Regionalbahn aus den brandenburgischen Städtchen Schwedt/Oder auf einen Güterzug in Berlin-Karow geprallt. Der Unfall ereignete sich etwa 250 Meter hinter dem Bahnhof. Dabei waren die Lok und der erste Wagen des doppelstöckigen Regional-Expresses entgleist. 24 Menschen wurden verletzt, fünf von ihnen schwer. Der Güterzug hatte in Waggons leicht entzündbares Flüssiggas geladen. Obwohl der letztes Waggon durch die Kollision beschädigt wurde, trat das Gefahrengut nicht aus den Transportbehältern aus.
In dem Regionalzug befanden sich zum Zeitpunkt des Unfalls 22 Reisende und Bahn-Personal. Unter den fünf Schwerverletzten war der Lokführer des Regionalzuges. Er wurde durch den Aufprall in seinem Führerhaus eingeklemmt. Er musste von der Feuerwehr durch die Frontscheibe hindurch befreit werden. Die Verletzten wurden in umliegenden Krankenhäusern versorgt, keiner von ihnen schwebt jedoch in Lebensgefahr.
Bis in den Freitagabend konnte nicht geklärt werden, wie es zu dem Unfall kam. "Wir können noch nicht sagen, ob technisches oder menschliches Versagen zu dem Unglück führte", sagte der Sprecher der Bundespolizei. Aufklärung erhoffen sich die Ermittler von den Fahrtenschreibern der beiden Züge, die dem Eisenbahn-Bundesamt zur Prüfung übergeben wurden.
Die Aufräum- und Bergungsarbeiten sollten bis zum späten Freitagabend dauern, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Geplant war, mit einem 150-Tonnen-Eisenkran die entgleisten Wagen zurück auf die Gleise zu heben und dann abzutransportieren. Der Güterzug war zuvor weggeschleppt worden.
Der Bahnverkehr auf der Strecke Stralsund-Angermünde-Berlin bleibe bis zum Sonnabendvormittag gestört, sagte ein Bahnsprecher. Mehrere Gleise seien beschädigt worden.