Das Wal-Drama in Australien hat für neun der zehn geretteten Grindwale ein tödliches Ende genommen. Die Tiere, die von Tierschützern und freiwilligen Helfern als einzige Überlebende nach einer Standung von 80 Walen ins offene Meer gebracht werden konnten, landeten wieder am Strand - nach nur einem Tag im Wasser. Ihr Zustand ist so schlecht, dass sie eingeschläfert werden müssen. Bilder der Rettung. Bilder der Strandung Anfang März.

Ein Flugzeug hatte drei der Grindwale in der Hamelin-Bucht entdeckt, wo sie Tage zuvor mit etwa 80 anderen Walen und Delfinen gestrandet waren. Die Rückkehr ins Meer ist aussichtslos, die Wale müssen eingeschläfert werden. Sechs weitere Tiere wurden an einer Küste südlich der Stadt Augusta entdeckt. Drei der Wale verendeten dort, ein von ihnen wurde Opfer einer Hai-Attacke. Die anderen drei sichtbar gestressten Tiere mussten Wildhüter erschießen. Noch einmal konnten sie nicht gerettet werden: Der Küstenabschnitt ist für eine Rettung nicht zugänglich genug. Die nötigen Gerätschaften könnten nicht an die Stelle transportiert werden, sagte Jason Foster von der Umweltbehörde.

Tierschützer und freiwillige Helfer hatten vergeblich um das Leben der Wale gekämpft. Mit Tüchern hatten sie versucht, die bis 8,5 Meter langen und 800 Kilo schweren Tiere vor der Austrocknung zu schützen. In riesigen Planen und auf Gabelstaplern hatten sie die noch lebenden Wale zu Lastwagen verfrachtet, die Meeressäuger dann in zur weiter entfernten Flinders-Bucht gebracht und ins Wasser bugsiert. Das sollte verhindern, dass sie nochmals an der gleichen Stelle stranden.

"Es ist frustrierend, die Freiwilligen und Mitarbeiter haben sich so angestrengt", sagte John Carter von der Umweltbehörde. Doch die Gefahr, dass gerettete Tiere zurück an den Strand kehren, könne nie ausgeschlossen werden. Seit Jahren versuchen Wissenschafter, das Phänomen zu enträtseln. Ein Grund für die erneuten Strandungen könnte sein, dass die Meeressäuger bei der Jagd nach Futter in seichtes Wasser gelangen und dann stranden. Eine andere Theorie besagt, dass starke Winde futterreiches Gewässer nahe die Küsten drücken. Andere Wissenschaftler glauben, dass das hochsensible Sonarsystem, das den Walen im Meer zur Orientierung dient, durch Ölbohrungen und U-Boote gestört wird. Ebenfalls könnte den Walen ihr ausgeprägtes Sozialgefüge zum Verhängnis werden: Kommt ein Tiere in Schwierigkeiten, bleibt der Rest der Gruppe bei ihm.

Mehr als 400 Wale sind in den vergangenen Monaten im Süden Australiens und vor der Insel Tasmanien gestrandet. Erst Anfang März konnten auf King Island 54 von 200 gestrandeten Grindwalen gerettet werden, der Rest der Tiere war verendet.

Tierschützer sprechen sich derweil gegen Rettungsaktionen bei bestimmten Walarten aus. Bei Schnabel- und Pottwalen solle man laut der britischen Tierschutzorganisation RSPCA drauf verzichten, weil die Überlebenschancen äußerst gering seien. Ausnahme: Wenn die Tiere innerhalb einer Stunde nach Strandung wieder ins Meer geschafft werden können.