Naturschützer schlagen Alarm: Hunderte von Schweinswalen verenden im neuen Revier qualvoll in Fischernetzen. Bilder von gestrandeten Walen in Australien.

Amsterdam/Hamburg. Feiner Sand, bunte Muschelschalen - und dazwischen tote Wale. Die Strandlandschaft an der niederländischen Nordseeküste ist derzeit alles andere als ein Idyll: Seit Monaten finden Spaziergänger hier immer wieder die Kadaver von angespülten Schweinswalen. Der Grund dafür liegt vermutlich im Klimawandel: Weil ihre Nahrungsfische sich ausbreiten, vergrößern auch die Schweinswale ihr Verbreitungsgebiet und ihre Population.

Deshalb kommen sie nun nicht mehr nur in der nördlichen Nordsee vor, sondern neuerdings auch in der südlichen. Doch dort lauern lebensgefährliche Fallen auf die Meeressäuger: Stellnetze zum Schollenfang!

"Hunderte von Schweinswalen vor Texel und Vlieland - so viele dieser Tiere so weit südlich, das hat es noch nie gegeben", sagt Ulrich Karlowski, Diplombiologe der Münchner Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD). "Schweinswale halten sich im Winter normalerweise in deutschen, dänischen oder norwegischen Gewässern auf. Dass die Wale nun aber auch in der niederländischen Nordsee vorkommen, liegt wohl daran, dass sie ihren Futterfischen - vor allem Heringen und Sprotten - hinterhergeschwommen sind."

Warum diese Futterfische seit einiger Zeit weiter nach Süden vorstießen, sei noch unklar. Karlowski: "So viele tote Wale wie jetzt in wenigen Wochen gibt es sonst in mehr als einem Jahr, und das auch nur in sehr walreichen Gebieten. Die gefundenen Tiere sind nur die Spitze des Eisbergs. Insgesamt dürften seit Dezember rund viermal so viele Wale in Fischernetzen verendet sein." Die toten Schweinswale von der niederländischen Nordseeküste sind vermutlich in Stellnetzen qualvoll gestorben - als versehentlicher Fischereibeifang.

Warum aber werden viele Walkadaver zerstückelt am Strand aufgefunden? Meeresbiologin Petra Deimer von der Quickborner Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM): "Weil die Fischer keine schlechte Presse wollen, haben sie die Tiere aufgeschlitzt oder gar ganz ausgeweidet. Dadurch sollen sie schneller untergehen und eben nicht am Strand angespült werden. Dieses Vorgehen ist nicht neu."

Die Naturschützer fordern nun strengere Fischereibestimmungen. So sollten Stellnetze verboten und "Pinger" - mit Akustik arbeitende Wal-Warngeräte - für alle Fischkutter verbindlich vorgeschrieben werden.