Ab 31. Oktober 2011 werden sieben Milliarden Menschen auf der Erde leben. Während Euopa schrumpft, explodiert die Bevölkerung in Afrika.
Berlin. Afrika steht in den kommenden 90 Jahren eine dramatische Bevölkerungsexplosion bevor, die Zahl der in Europa lebenden Menschen schrumpft dagegen immer weiter. Das geht aus einer neuen Projektion der Vereinten Nationen hervor, die die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) am Dienstag in Berlin präsentierte. Insgesamt soll die Weltbevölkerung von derzeit knapp sieben Milliarden Menschen bis 2100 auf 10,1 Milliarden steigen. Als Folge werden steigende Armut und höhere Nahrungsmittelsmittelpreise befürchtet.
Das Bevölkerungswachstum findet fast ausschließlich in den Entwicklungsländern statt, wie es hieß. Allein in Afrika werde sich die Bevölkerung von heute 1,02 Milliarden auf voraussichtlich knapp 3,6 Milliarden Menschen im Jahr 2100 mehr als verdreifachen. In Europa hingegen wird die Bevölkerung abnehmen: Leben hier heute noch 738 Millionen Menschen, werden es in 90 Jahren voraussichtlich nur noch 674 Millionen Menschen sein, wie aus der Prognose hervorgeht.
Deutschland werde 2100 bei gleich bleibender Fruchtbarkeit trotz moderater Zuwanderung 38 Millionen Menschen weniger zählen, China sogar eine halbe Milliarde weniger, sagte der stellvertretende Direktor der Uno-Bevölkerungsabteilung, Thomas Büttner. Indien werde China voraussichtlich bereits im Jahr 2021 als bevölkerungsreichstes Land der Erde überholen.
Sieben Milliarden Menschen am 31. Oktober
Ab 31. Oktober 2011 werden den Statistikern zufolge erstmals sieben Milliarden Menschen auf der Erde leben, wie Büttner sagte. Er räumte ein, das Datum sei als Symbol zu verstehen. Es sei eine statistische Hochrechnung, exakt könne der Tag nicht bestimmt werden.
Während es 13 Jahre gedauert habe, bis die Weltbevölkerung von fünf auf sechs Milliarden gestiegen sei, habe es jetzt nur zehn Jahre gedauert, bis sie erneut um eine Milliarde gewachsen sei, sagte Büttner. 1962 noch seien nur drei Milliarden Menschen gezählt worden.
Bereits bis 2050 wächst die Weltbevölkerung noch rasanter als bislang angenommen. Bis dahin sollen der Projektion zufolge 9,3 Millionen Menschen auf der Erde leben. Das sind 200 Millionen mehr als noch 2009 prognostiziert worden war. Die Uno-Projektion wird derzeit alle zwei Jahre neu vorgelegt, die erste wurde 1951 erstellt.
DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr sagte, das rasante Weltbevölkerungswachstum verschärfe nicht nur die Armut, sondern sei zudem ein wichtiger Grund für die weltweiten Umweltprobleme. Auch steigende Weltmarktpreise für Nahrungsmittel seien unter anderem auf die zunehmende Weltbevölkerung zurückzuführen.
Die Uno-Projektionen basieren auf der Annahme, dass die durchschnittliche Fertilität in den Entwicklungsländern bis 2100 von heute 2,7 auf 2,0 Kinder pro Frau sinken wird, in den am wenigsten entwickelten Ländern von 4,4 Kindern auf 2,1 Kinder pro Frau. Unter Fertilitätsrate versteht man die Anzahl der Lebendgeborenen, die eine Frau zur Welt bringt.
Alterung der Weltbevölkerung
Bähr monierte, international werde zu wenig Geld für Familienplanung in den Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt. Allein in diesen Ländern würden 215 Millionen Frauen gern verhüten, hätten aber keine Möglichkeit dazu. Nur wenn in Familienplanung investiert werde, sei eine Verlangsamung des Wachstums möglich.
Ein weiterer Trend, der aus den Projektionen ersichtlich wird, ist die deutliche Alterung der Weltbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten.