Hamburg. Aufstiegskandidat verliert 1:3 bei Paloma, HSV-II-Trainer Reimers bleibt der Derbyexperte, HSV III vollbringt kleines Fußballwunder.

Keine Konterabsicherung, Torwartfehler, Elfer verschossen, Slapstick-Eigentor. Der Eimsbütteler TV schlug sich in der Oberliga Hamburg beim USC Paloma selbst. Nach starken 30 Anfangsminuten, in denen der ETV höher hätte führen müssen als 1:0 durch den Treffer von Dominik Akyol (17.), entglitt dem ETV die Partie.

Naiv lief das Team nach eigenen Freistoß in einen Konter, den Tom Wohlers zum 1:1 vollendete (31.). Das haltbare 2:1 für die „Tauben“ ließ ETV-Keeper Moritz Niemann passieren (38.). Zudem scheiterte Akyol per Elfer an USC-Torwart Thor Höfs (45.). Das 3:1 Palomas schoss gar ETV-Abwehrchef Samuel Olayisoye, als er den Ball unbedrängt im eigenen Tor versenkte (80.).

ETV-Coach Atamimi ärgerte sich über die USC-Spieler

„Ich werfe meiner Mannschaft nur vor, dass wir unsere Tore nicht machen“, sagte ETV-Coach Khalid Atamimi, kritisierte zusätzlich die Schiedsrichterleistung und die aus seiner Sicht zu vielen Diskussionen der USC-Spieler. Palomas Trainer Marius Nitsch moderierte diese Kritik souverän ab und lobte seine Mannschaft. „Nach 25 Minuten habe ich meine Ersatzspieler zum Warmmachen geschickt. Dann musste ich nicht wechseln, weil mein Team Charakter gezeigt und sich selbst aus dem Tief gezogen hat. Das ist ein gutes Gefühl.“

Altona 93 kann den Rückstand auf einen Punkt verringern

Des einen Leid, des anderen Freud – durch den ETV-Patzer kann das siegreiche Altona 93 (3:2 gegen den HEBC) am Dienstagabend in der Nachholpartie gegen den Niendorfer TSV (19 Uhr, Adolf-Jäger-Kampfbahn) den Kampf um den Platz in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga sehr spannend machen. Ein Sieg – und der AFC steht drei Spieltage vor Saisonende nur einen Punkt hinter den Eimsbüttelern.

„Klar gucken unsere Jungs auf die Tabelle. Aber es bleibt dabei: Wir wollen aufsteigen, wir müssen aber nicht“, stellte Altonas Co-Trainer Philipp Körner nach der Niederlage des ETV bei Paloma klar. Gegen den HEBC hatte sich Altona trotz durchwachsener Leistung vor 1393 Fans zum Sieg durchgebissen. „Das war nicht unser bestes Spiel. Aber entscheidend ist der Erfolg. Nun bereiten wir uns auf Niendorf vor. Überholen wir den ETV noch, wäre dies das Zuckerle auf der Entwicklung unserer Jungs“, sagte Körner.

Serie von HSV-Derbyexperte Reimers hält

Sieben Siege, zwei Remis, keine Niederlage! Seit Pit Reimers am 7. August 2020 zum Cheftrainer des Regionalligisten HSV II berufen wurde, schlägt sein Derbygen voll auf die Mannschaft durch. Die großen Rivalen SV Werder Bremen II und FC St. Pauli II brachten es in neun Vergleichen nicht ein einziges Mal fertig, Reimers’ Elf zu schlagen.

Auch an diesem Spieltag nicht, als der HSV II beim FC St. Pauli II mit 4:2 siegte. Dabei führten die kleinen Kiezkicker bis zur 83. Minute mit 2:1. Doch Tom Sanne (83., 89.) und Timon Burmeister (90.+5) drehten mit ihren Treffern den Spieß um, wobei die letzten beiden Tore für den HSV II in Überzahl fielen. St. Paulis Torschütze zum 2:1, Michael Ulbricht, hatte für eine Schwalbe plus eine Unsportlichkeit in einer Rudelbildung eine heiß diskutierte Gelb-Rote Karte gesehen (87.).

„Von mir aus kann das mit der Derbyserie noch lange so weitergehen“, sagte Reimers, der auch privat HSV-Fan ist. „Aber die Serie hat weniger mit mir zu tun als mit den vielen Jungs mit echter HSV-Identität, die bei uns spielen.“ Sportlich zeigte sich Reimers in seiner Bewertung fair: „Aufgrund der Schlussphase war der Sieg für uns leicht glücklich.“ St. Paulis Trainer Elard Ostermann sah es ähnlich. „Wir haben ein hervorragendes Spiel gemacht. Leider stehen wir nun ohne Punkte da.“

HSV III hat doch noch die Chance auf den Klassenerhalt

Ein Fußballwunder hat der eigentlich schon abgestiegene HSV III gegen Serienmeister TuS Dassendorf vollbracht. In einer feurigen Partie voller Leidenschaft schlug die Dritte des HSV mit einem Kader von nur zwölf fitten Spielern (!) die haushoch favorisierten Gäste mit 4:3. „Ich habe zu meiner Mannschaft nur gesagt ,An uns glaubt eh keiner mehr. Lasst uns Spaß haben.‘ Vielleicht hätte ich das die ganze Saison so machen sollen“, scherzte HSV-III-Coach Torben Wacker nach dem Husarenstreich seines Teams.

Unverhofft besteht für das Team von Stürmer und HSV-Präsident Marcell Jansen (fällt bis Saisonende mit Bandscheibenproblemen aus) nun eine Restchance auf den Klassenverbleib. Holen Rugenbergen und Hamm in ihren vier Nachholspielen maximal drei (Rugenbergen) beziehungsweise vier Punkte (Hamm), könnte sich der HSV III am letzten Spieltag noch retten. Osdorf ist dagegen an diesem Spieltag durch das 0:5 gegen Süderelbe endgültig abgestiegen.

Sasel fehlen vier Punkte bis zum Titel

Wiederum nur noch einen Sieg und ein Remis ist der TSV Sasel von der Meisterschaft in der Oberliga Hamburg entfernt. Den Dassendorfer Ausrutscher nutzte das Team von Trainer Danny Zankl mit einem 3:1 gegen Concordia aus. „Meine Mannschaft hat Eier bewiesen. Das war nicht glanzvoll, aber gut“, sagte Zankl. Seinem Stil, nicht vom Titel zu sprechen, blieb Zankl treu: „Letzte Woche haben wir 1:2 beim ETV verloren. Da waren wir die Deppen. Im Fußball geht es sehr schnell. Wir können uns keinen Fehltritt erlauben.“

ETV-Frauen triumphieren über den HSV

ETV-Torjägerin Hannah Paulini konnte es selbst kaum glauben: „Dieser Sieg gegen den HSV geht runter wie Öl. Wer das Ergebnis liest, denkt doch, es wurde falsch eingetragen.“

Tatsächlich aber haben Paulini und ihr Team eine Sensation geschafft. 49 Spiele (47 Siege, zwei Remis) blieben die in dieser Saison bis dato ausschließlich sieg­reichen HSV-Frauen in der Regionalliga Nord ungeschlagen. Die letzte Niederlage datierte vom 11. Oktober 2020 gegen den SV Henstedt-Ulzburg (1:3). Doch aus dem 50. Streich wurde nichts. Abstiegskandidat Eimsbütteler TV siegte mit 2:1. Und wie! Außenverteidigerin Aemilia Klingelhöfer bestätigte ihren Trainer Dennis Tralau („Aemilia traue ich alles zu“) mit dem 1:0 aus 40 Metern (16.). Paulini legte das 2:0 nach (23.). Lisa Baum erzielte zwar den Ans­chlusstreffer (37.), aber leidenschaftlich verteidigten die Eimsbüttelerinnen vor 150 Fans den Sieg ins Ziel.

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ETV-Frauen haben den Klassenerhalt wieder in der Hand

„Unser Trainer Dennis Tralau hat uns den Glauben gegeben, dass wir das packen können “, so Paulini. Tatsächlich hatte Tralau schon in der vergangenen Woche im Abendblatt angekündigt, der ETV wolle „der Club sein, bei dem der HSV etwas liegen lässt“. Nach der Partie war Tralau voll des Lobes. „Wir waren von der ersten Sekunde an da, absolut energiegeladen. Wir hatten auch Spielglück, haben dennoch verdient gewonnen“, so Tralau.

Worte, die HSV-Trainer Lewe Timm als fairer Verlierer bestätigte. Tabellarisch steht der ETV nun als Neunter einen Punkt über dem Strich. „Nun haben wir alles in der eigenen Hand“, sagten Paulini und Tralau im Gleichklang. „Jetzt wollen wir das Ding bis zum Ende durchziehen und den Klassenerhalt packen.“