Nach drei Etappen gab es bei der Tour bereits so viele Knochenbrüche wie selten zuvor. Fast alle Fahrer sind gestürzt, zuletzt Frank Schleck.

Reims. Knochenbrüche, Prellungen und jede Menge blutiger Wunden: Die 97. Tour de France hat noch gar nicht richtig begonnen, da geht das Peloton bereits am Stock. Es gibt kaum einen Fahrer, der noch nicht unliebsame Bekanntschaft mit dem harten Asphalt gemacht hat. Das tägliche Bulletin der medizinischen Abteilung wird lang und länger. Sieben Fahrer mussten wegen diverser Knochenbrüche bereits die Heimreise antreten.

„Ein Sturz nach dem anderen. Ich glaube, es hat schon jeden erwischt“, klagte der siebenmalige Toursieger Lance Armstrong, der bei seinem Abflug in den Ardennen glimpflich davonkam. Hautabschürfungen am Arm und eine leichte Hüftprellung - derartige Wehwehchen sind kaum mehr der Rede wert.

Da hat es andere schon deutlich schwerer erwischt. Wie etwa Top-10-Kandidat Frank Schleck (Luxemburg), der auf der Kopfsteinpflaster-Etappe am Dienstag einen dreifachen Schlüsselbeinbruch erlitt und nach Hause fahren musste. An der gleichen Stelle war auch der deutsche Youngster Tony Martin zu Fall gekommen. Der 25-Jährige schlug sich die Hüfte auf, konnte das Rennen aber fortsetzen und weiß jetzt, warum beim Klassiker Paris-Roubaix stets von der „Hölle des Nordens“ die Rede ist.

„Das sind unverantwortliche Gefahren“, moniert Jens Voigt, der bereits im Vorfeld vor vielen Sturzopfern gewarnt hatte und Recht behalten sollte. Die Rennorganisatoren weisen dagegen jede Schuld von sich. „Wären wir unverantwortlich, hätten wir beispielsweise das Ziel der dritten Etappe ans Ende des Waldes von Arenberg gelegt“, sagte der Streckenverantwortliche Jean-Francois Pescheux. Tourchef Christian Prudhomme ergänzte: „Wir wollen die Fahrer vor vielfältige Herausforderungen stellen. Wir liefern die Zutaten mit dem Ziel, den bestmöglichen Salat anzurichten, aber wir liefern nicht die Gewürze. Das müssen die Fahrer machen.“

In den Ardennen dürfte Prudhomme der Salat dagegen nicht geschmeckt haben. Nachdem bei einer Abfahrt rund 70 Fahrer gestürzt waren, fuhr das Peloton im Bummeltempo ins Ziel und verzichtete auf ein spektakuläres Finale, was unter anderem auch Milram-Teamchef Gerry van Gerwen auf die Palme brachte: „Wir müssen auch an die Zuschauer denken. Das sind unsere Kunden.“

Das Sturzfestival hatte bereits beim Prolog in Rotterdam begonnen, als sich der Schweizer Mathias Frank (Daumenbruch) und der Portugiese Manuel Cardoso (Kiefer- und Schlüsselbeinbruch) gleich wieder verabschiedeten. Am Sonntag folgten beim Sprintfinale in Brüssel drei Massenstürze, die der Australier Adam Hansen (Brüche in der Schulter) am teuersten bezahlte.

Am Montag erwischte es Christian Vandevelde (USA/Rippenbruch), Mickael Delage (Frankreich/Schlüsselbeinbruch), Robert Gesink (Niederlande/Ellenbruch) und Tyler Farrar (USA/Bruch des Handgelenks). Die beiden Letzteren blieben übrigens im Rennen. Beim Ritt über das Kopfsteinpflaster traf es schließlich David Le Lay (Frankreich/Schlüsselbeinbruch) und eben Frank Schleck. Die letzten Sturzopfer werden sie aber sicher nicht bleiben.