Hamburg. Der im Stuttgarter Bezirk Bad Cannstatt geborene Trainer des FC St. Pauli trifft am Sonnabend auf seinen Ex-Verein. Bangen um Smith.

Während beim VfB Stuttgart mit Josha Vagnoman ein waschechter Hamburger auf dem Platz steht, hat der FC St. Pauli einen waschechten Schwaben auf der Trainerbank. Alexander Blessin wurde im Stuttgarter Stadtbezirk Bad Cannstatt, nach dem sowohl die Fankurve des VfB als auch die Ultra-Gruppierung „Commando Cannstatt“ benannt ist, geboren.

Am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) trifft Blessin nun in seiner Heimat auf seine alte (sportliche) Heimat: „Für mich ist das ein ganz normales Spiel, ich hatte früher auch keine Bettwäsche vom VfB. Ich freue mich darauf, dass mich die Leute endlich mal wieder verstehen“, sagt der auch für norddeutsche Ohren gar nicht so schwer zu verstehende Schwabe.

St. Pauli: Blessin spielte zehnmal für Stuttgart

Blessin war als Spieler ein Spätstarter. Der Schwabe wechselte 1997 im Alter von 24 Jahren in die Amateurmannschaft des VfB Stuttgart, erzielte neun Treffer in 17 Spielen und durfte fortan auch bei den Profis mitmischen. Dort blieb der Mittelstürmer in zehn Pflichtspielen aber ohne Treffer.

In seinem Team spielten damals unter anderem Thorsten Legat, Krasimir Balakov und Thomas Berthold, Weltmeister von 1990. Blessin erinnert sich, dass er es in dieser mit Testosteron gut gefüllten Kabine als Ergänzungsspieler nicht immer einfach hatte: „Ich hatte mal ein kleines Zipperlein an der Wade und wollte den Physiotherapeuten draufgucken lassen.“

Berthold zu Blessin: „Verzieh dich!“

Dummerweise hatte zur selben Zeit auch Thomas Berthold einen Termin bei der ärztlichen Abteilung. „Ich lag dann also auf der Pritsche, und er kam und sagte: ‚Wer ist denn von uns der Weltmeister? Du oder ich? Dann verzieh dich!‘ Das waren halt noch andere Zeiten.“ Berthold sei aber ein „wahnsinniger Profi gewesen“: „Ich bin dankbar, dass ich das alles miterleben durfte.“

Inzwischen könnte man bei Berthold, der sich in der Vergangenheit zu Thesen der Reichsbürger-Bewegung bekannt hatte, das Wort „Profi“ aus dem Satz wohl streichen.

Bundesliga: St. Pauli bangt um Smith

Danach blieb der 51-Jährige abgesehen von einem einjährigen Intermezzo beim türkischen Erstligisten Antalyaspor heimatverbunden und tingelte zwischen verschiedenen Vereinen in der Regionalliga Süd hin und her. Dort machte er für den SC Pfullendorf auch die meisten Spiele in seiner Karriere bei einem Verein. In 65 Spielen erzielte der Mittelstürmer 21 Tore. Nun arbeitet Blessin daran, dass seine Trainerkarriere erfolgreicher verläuft.

Vor dem Spiel gegen den Champions-League-Teilnehmer bangt er allerdings noch um einen seiner Stammspieler. Eric Smith, der am Mittwoch das Training abbrechen musste, „Er hat ein kleines Problem an der Wade, es könnte eine Punktlandung werden“, sagt Blessin. „Das kam aus heiterem Himmel und wir hoffen, dass bis Sonnabend noch was geht.“

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Auch sein Kapitän Jackson Irvine spiele seit zwei Wochen mit einer Verletzung eines „tieferliegenden Muskels“, von dem Blessin gar nicht gewusst habe, dass es diesen überhaupt gibt. Der Australier brauche dringend zehn Tage Pause, um das auszukurieren. Die Verletzungen will Blessin aber nicht als Ausrede gelten lassen: „Ich bin überzeugt, dass wir am Sonnabend eine schlagkräftige Truppe auf dem Platz haben und dem VfB alles abverlangen werden.“