Dortmund/Hamburg. Zum Match bei Borussia Dortmund reiste der Bundesliga-Aufsteiger erst am Spieltag per Privatmaschine. Was der Verein zur Kritik sagt.
Der Instagram- und Facebook-Post, der einen handfesten Shitstorm gegen den FC St. Pauli nach sich zog, sollte eigentlich nur eine Eigenwerbung des Dortmunder Flughafens sein. „Zum heutigen Freitagsspiel landete vor wenigen Minuten der @fcstpauli am Dortmund Airport! Angereist ist die Mannschaft in einer Dornier 328-110 von @privatewings_flugcharter“, schrieb der Flughafen, der der drittgrößte in Nordrhein-Westfalen ist.
Es war die mittägliche Anreise des FC St. Pauli zum Bundesliga-Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund am Freitagabend, das mit 1:2 (0:1) verloren ging. Danach ging es vom Flughafen mit dem zuvor leer ins Ruhrgebiet gefahrenen Mannschaftsbus in ein Tageshotel, bevor die Anreise zum mit 81.365 Zuschauern ausverkauften Signal Iduna Park erfolgte. Nach der knappen und in Teilen unglücklichen Niederlage fuhr das Team im Bus zurück in die Hansestadt.
FC St. Pauli: Landung wurde vom Dortmunder Flughafen gepostet
Den Post des Flughafens nahmen mittlerweile diverse User zum Anlass, den FC St. Pauli zu kritisieren, die für die Umwelt belastendsten Reisemöglichkeit gewählt zu haben. Unter anderem hieß es in den diversen Kommentaren unter anderem bei X (ehemals Twitter): „Der @fcstpauli ist der Verein der #Doppelmoral.“ Oder auch: „Wasser predigen und Wein trinken“. Sowie: „Für einen linken Klub, der sich so sehr auf linke Werte keult, ist das ganz schön peinlich. Aber es war schon immer etwas einfacher, von anderen zu fordern als es selbst zu leben.“ Von anderen Usern wurde der Club teilweise aber auch in Schutz genommen.
Offensichtlich war, dass all jene, die den FC St. Pauli wegen dessen sozialpolitischer Haltung kritisch betrachten, den Charterflug für eine vergleichsweise kurze Distanz als gefundenes Fressen betrachteten. Der Kiezclub war auch schon im Februar in einem ähnlichen Tenor öffentlich kritisiert worden, als die Mannschaft aufgrund der extrem schlechten Bodenverhältnisse auf den Trainingsplätzen an der Kollau zu einem Kurz-Trainingslager nach Mallorca geflogen war.
St. Paulis Vereinssprecher nimmt Stellung
Auf Abendblatt-Nachfrage nahm Vereinssprecher Patrick Gensing am Sonnabend Stellung zu den Vorwürfen wegen des Charterflugs nach Dortmund. „Wir sind am Spieltag angereist, was mehrere Gründe hat, unter anderem der späte Anstoßtermin und weil unsere Nationalspieler teilweise erst am Mittwochabend beispielsweise aus Fernost zurückgekommen sind. Daher war Regeneration vor dem wichtigen Spiel in Dortmund besonders notwendig für sie, und die Spieler sollten noch eine Nacht im eigenen Bett schlafen - und nicht direkt am Tag nach ihrer Rückkehr erst trainieren und dann umgehend wieder reisen müssen“, sagte er zunächst zur Entscheidung, erst am Freitag von Hamburg nach Dortmund gereist zu sein.
Zur Wahl einer Flugreise für die auf der Autobahn und Bahnstrecke rund 350 Kilometer langen Strecke sagte er: „Eine Anreise mit dem Bus am Spieltag kam aufgrund der Verkehrslage mit etlichen Staus nicht Betracht. Wir haben ja gesehen, was auf den Autobahnen in der gesamten Region und den Straßen rund um das Stadion am Spieltag los war – auch schon viele Stunden vor Anpfiff. Eine Bahnfahrt am Spieltag war ebenfalls nicht darstellbar, weil wir zum einen eine große Gruppe sind und es angesichts des Freitags sowie des Ferienbeginns schwierig ist, ausreichend Plätze zu bekommen.“
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Gleichzeitig stellte Vereinssprecher Gensing klar, dass ein Charterflug jetzt nicht zum Standard für die Auswärtsspiele des FC St. Pauli werden wird. „Es gibt immer wieder sehr unterschiedliche Situationen, daher bewerten wir jedes Spiel einzeln. Grundsätzlich versuchen wir Flüge zu vermeiden, gleichzeitig wollen wir im Profi-Sport erfolgreich sein und müssen daher die bestmöglichen Bedingungen für die Spieler schaffen“, sagte er. St. Pauli hatte die Anreise des Teams per Chartermaschine im Vorwege auch nicht geheim gehalten, sondern am Rande der Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch auf Nachfrage offen berichtet.
St. Paulis nächstes Bundesliga-Auswärtsspiel am Sonnabendnachmittag
Das nächste Bundesliga-Auswärtsspiel wird der FC St. Pauli am Sonnabend, dem 2. November, zur traditionellen Anstoßzeit von 15.30 Uhr bei der TSG 1899 Hoffenheim bestreiten. Eine kurzfristige Anreise am Spieltag ist damit ausgeschlossen.