Hamburg. Den Hamburgern bleibt noch eine knappe Woche bis zum Saisonstart in der Bundesliga. Wo bis dahin noch Arbeit anliegt.
Drei Wochen und sechs Tage sind es nun noch bis zum Start des FC St. Pauli in die Pflichtspielserie. Nein, während der Urlaubszeit wurde nicht vergessen, den Kalender umzublättern. Wenn überhaupt, dann im Büro von Alexander Blessin. Aber der Cheftrainer des Kiezclubs ist sich sehr wohl im Klaren darüber, wenn er sagt: „Die ersten drei Pflichtspiele zählen für mich noch zur Vorbereitung.“
Dummerweise dürfte ein Antrag bei der Deutschen Fußball Liga, die Saison auf 32 Partien zu verkürzen, wenig Erfolgsaussichten haben. Der Auftakt am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den 1. FC Heidenheim sowie das Match beim 1. FC Union Berlin am 30. August (20.30 Uhr) zählen normal in die Wertung. Aber im Ernst: Blessin meint, dass seine Mannschaft Zeit benötigt, sich mit seinem neuen System anzufreunden. Das zeigte sich bereits am vergangenen Freitag beim knappen 3:2-Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Halleschen FC.
FC St. Pauli muss das Grundprinzip von Alexander Blessin noch tiefer verinnernlichen
„Wir müssen einen neuen Style of Football lernen“, sagte Innenverteidiger Hauke Wahl in feinstem „Denglisch“ und mahnte Geduld an. Doch in einer Hinsicht hätten die Hamburger gern etwas zügiger agieren können. Ihr Gegenpressing war in Halle zeitweise viel zu behäbig, mitunter fand es nicht statt. Durchaus erstaunlich, da das direkte Unterdrucksetzen des Opponenten eine zentrale Komponente in Blessins Konzept ist. Der 51-Jährige arbeitete von 2012 bis 2020 im Nachwuchs von RB Leipzig, wo diese Strategie intensiver geschult wird als fast überall sonst.
In der Vorbereitung ließen sich gute Ansätze bereits mehrfach erkennen. Die Braun-Weißen entwickeln sich und ihre neue Spielweise. Im DFB-Pokal war davon zuletzt aber wenig zu sehen. „Wir sind nicht gut ins Umschalten gekommen“, sagte Blessin. Stürmer Johannes Eggestein, sehr gut im Anlaufverhalten, betonte ebenfalls: „Das Pressing war nicht gut.“
Unerwartete Extra-Einheit in der Verlängerung könnte St. Pauli helfen
Hinzukam eine eher schludrige Restverteidigung. „Vor dem 1:2 haben wir keinen Druck auf den Gegner ausgeübt. Halle hatte zu viel Zeit, da müssen wir schneller werden“, forderte Blessin. Denn nicht nur die Defensive, sondern auch maßgeblich die Offensive wird davon abhängen, über hohe Ballgewinne auf möglichst direktem Weg zum Torabschluss zu gelangen.
Eine Spielweise, für die eine ausgezeichnete physische Verfassung notwendig ist. Von daher war es vielleicht gar nicht so verkehrt, dass die Hamburger in Halle eine ungeplante Extra-Einheit einlegen mussten. 30 Minuten, in denen auch das Gegenpressing besser funktionierte als zuvor. „Alles, was uns hilft, aus den Fehlern zu lernen und uns zu verbessern“, sagte Blessin und lobte noch: „Chapeau, was alle hier abgeliefert haben. Das ist in solchen Spielen einfach wichtig.“
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Die 120 Minuten sowie die anstehende Trainingswoche werden den FC St. Pauli jedenfalls näher an die Form heranbringen, die sich Blessin wünscht. Vielleicht kann sich bereits Heidenheim warm anziehen. Der FC Augsburg, der die Kiezkicker am 15. September (15.30 Uhr) empfängt, dann aber ganz gewiss zum Blessinschen Saisonstart.