Hamburg. Die beiden Stürmer des FC St. Pauli harmonieren entgegen vieler Erwartungen als neue Doppelspitze hervorragend miteinander.
Drei Spiele, sieben Punkte, ein vierter Platz, vor allem aber frisch gekürter Sieger des Stadtderbys: Selten dürfte die Laune der Spieler des FC St. Pauli so gut gewesen sein wie beim Training am gestrigen Montag. Die anhaltende Freude über den 3:2-Erfolg gegen den HSV konnte selbst durch typischstes Hamburger Wetter nicht getrübt werden. Schon mal gar nicht die von Derbyheld Simon Makienok (30), der mit seinem Doppelpack zum 2:1 und 3:1 maßgeblich daran beteiligt war, dass seine Mannschaft zum vierten Mal in den letzten fünf Aufeinandertreffen gegen den Stadtrivalen gewinnen konnte. Er und der Rest der St.-Pauli-Offensive lieferte ein starke Vorstellung ab.
Und überhaupt: Für und mit Makienok läuft es. War der 2.01-Meter-Mann in der vergangenen Saison lediglich Ersatzspieler, der bestenfalls von der Bank kam, stand er in der laufenden Saison in drei von vier Spielen in der Startelf. Nur gegen Aue (0:0) erhielt Maximilian Dittgen den Vorzug. Spielte Makienok von Beginn an, gewann St. Pauli jedes seiner Spiele. Zudem erzielte die starke Offensive der Kiezkicker in jedem dieser drei Spiele je drei Treffer (3:0 gegen Kiel, 3:2 gegen Magdeburg, 3:2 gegen den HSV).
Makienok nutzte seine Chance bei St. Pauli
Viele hatten Schlimmes befürchtet, als mit den ausgeliehenen Rodrigo Zalazar (Eintracht Frankfurt) und Omar Marmoush (VfL Wolfsburg) zwei absolute Leistungsträger der zweiten Saisonhälfte vergangener Saison zu ihren Vereinen zurückkehrten. Gerade der quirlige, spielstarke Marmoush, der an der Seite von Guido Burgstaller herausragend funktionierte, schien schwer zu ersetzen. Mit Etienne Amenyido vom VfL Osnabrück fand man schließlich einen neuen Stürmer, doch der verletzte sich bereits im ersten Testspiel der Vorbereitung.
Diese Chance wusste Makienok zu nutzen. Der Stürmer, der 2020 aus Dresden gekommen war, traf in jedem Spiel der Vorbereitung. „Das hat mir eine Menge Selbstvertrauen gebracht“, sagt Makienok. „Im letzten Jahr gab es einfach Jungs, die besser waren als ich. Doch einige von ihnen sind gegangen. Das war meine Chance“, so der Däne weiter, der damit auch auf Omar Marmoush anspielt, dessen Rolle er nun übernommen hat. Wobei Makienok als komplett anderer Spielertyp diese Rolle natürlich etwas anders interpretiert.
Neuer Spielertyp, doch das System bei St. Pauli bleibt
Gerade deshalb hatten viele daran gezweifelt, ob in St. Paulis 4-4-2-System mit Raute eine Doppelspitze mit Makienok und dem gesetzten Burgstaller überhaupt möglich sei. Sind sich die beiden von der Spielweise doch eigentlich recht ähnlich. Sowohl Burgstaller als auch Makienok haben ihre Stärken im Strafraum, sind eher Zielspieler als Gestalter. Doch spätestens mit dem Auftritt im Stadtderby haben die beiden die Zweifler eines Besseren belehrt.
Lesen Sie auch:
- HSV-Fan (72): So schlecht wurden wir bei St. Pauli behandelt
- Kalla setzt sich für gesunde Ernährung für Schüler ein
- Derbyheld Makienok wird eine seltene Fan-Ehre zuteil
Denn obwohl St.-Pauli-Trainer Timo Schultz an seiner taktischen Grundordnung im Vergleich zur vergangenen Saison nichts verändert hat, interpretieren seine Stürmer ihre Rollen neu. „Wir wollen den Gegner weiterhin unter Druck setzen, das ist unser Spielstil. Nur übernimmt Guido jetzt ein wenig die Aufgaben, die Omar letztes Jahr hatte, und ich die von Guido“, sagt Makienok. „Wir ergänzen uns sehr gut. Ich bleibe eher im Zentrum und binde die Innenverteidiger, während Guido um mich herum spielt und eher die Räume sucht“, sagt der Däne. Ein Kniff von Schultz, der durchaus zu funktionieren scheint.