Hamburg. St. Paulis Doppeltorschütze Simon Makienok hat seit dem Trainingsstart eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Das sind die Gründe.

So manche Frotzelei musste sich Simon Makienok schon anhören, als er als Matchwinner des Stadtderbys gegen den HSV mit freiem Oberkörper auf dem Rasen feierte und Interviews gab. „Er hat sein Auswärtstrikot an“, sagte Trainer Timo Schultz angesichts der kaum noch zu zählenden Tattoos des Dänen.

„Ich habe wohl mehr als 10.000 Euro dafür ausgegeben“, hatte der Stürmer schon erzählt, als er vor einem Jahr vom FC St. Pauli verpflichtet worden war. Auch an Armen und Beinen ist der 30-Jährige tätowiert, freie Stellen für weitere Motive sind rar.

St. Pauli: Makienok wird seltene Fan-Ehre zuteil

All diese Bilder hätten eine Bedeutung, hat Makienok einmal versichert. Womöglich findet sich ja auch noch ein Platz, um sein bisher größtes Erfolgserlebnis als St.-Pauli-Profi zu verewigen. Mit seinen beiden Treffern innerhalb von nur gut zwei Minuten zur 3:1-Führung gegen den HSV avancierte der 2,01-Meter-Hüne zum Derbyhelden.

Die Fans feierten ihn danach mit Sprechchören. Dies war nicht nur wegen der coronabedingten Geisterspiele ein Novum für ihn. Auch sonst ist es bei den St.-Pauli-Anhängern äußerst selten, dass sie einzelne Spieler ihres Teams derart herausheben.

Kapitän Philipp Ziereis (l.) feiert mit Simon Makienok.
Kapitän Philipp Ziereis (l.) feiert mit Simon Makienok. © Witters | LeonieHorky

Makienok wirkte bis vor Kurzem noch lustlos

Zum Ende der vergangenen Saison hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass Simon Makienok einmal diese Rolle einnehmen könnte. In nur 18 Ligaeinsätzen war er gerade einmal auf zwei Treffer gekommen. Diesen Wert hat er jetzt schon egalisiert. Meist war er nur als „Joker“ ins Spiel gekommen.

„In der Rückrunde haben eben Burgstaller, Marmoush und Kyereh performt und waren gesetzt. Da hat er sich klaglos hintenan und in den Dienst der Mannschaft gestellt“, sagte jetzt Trainer Schultz. Zur Wahrheit der vergangenen Saison gehört aber auch, dass Makienok nach außen lustlos und träge wirkte, wenn er in der Schlussphase eingewechselt wurde.

Schultz: Makienok ist "positiv verrückt"

„Er ist ein Kopftyp, der davon lebt, im Spiel eine Rolle zu spielen, die auf ihn zugeschnitten ist. Für ihn ist das Gefühl, gebraucht zu werden, wichtig. Das hatte er eben in der vergangenen Saison nicht, wenn er meist nur hintenraus reinkam“, erläuterte Schultz. Dennoch sei er ein „positiv verrückter Typ“, der seine Mitspieler immer mitreiße und mit einem Lächeln auf den Trainingsplatz komme.

Mehr zum Thema:

Als nach der Rückkehr von Marmoush zum VfL Wolfsburg mit Beginn der Saisonvorbereitung ein neuer Sturmpartner für Burgstaller gesucht wurde, ergriff Makienok seine Chance und profilierte sich auch damit, dass er in jedem Testspiel ins Tor traf. Eine wichtige Rolle für seine Steigerung spielte laut Schultz zudem die Umstellung des Krafttrainings auf mehr Explosivkraft. „Er ist gerade im Kraftraum absolut vorbildlich“, sagt Schultz.

Makienok will nicht nur gegen den HSV treffen

Dazu habe er gemeinsam mit den anderen Stürmern regelmäßig nach den Trainingseinheiten noch genau die Abschlüsse geübt, die jetzt gegen den HSV zu beiden Treffern führten – und das noch mit seinem vermeintlich schwächeren linken Fuß.

Lesen Sie die Einzelkritik:

„Es zahlt sich aus, wenn man arbeitet. Dass er die Qualität hat, ist keine Frage. Da muss man sich nur seine Vita anschauen. Er war in Dänemark Torschützenkönig“, sagte Schultz über den längsten Spieler seines Kaders. „Ich hoffe natürlich, dass ich noch mehr Tore mache und nicht nur gegen den HSV“, sagte Makienok nach dem Derbysieg. „Ich habe ein gutes Gefühl, dass diese Saison besser für mich läuft.“