Hamburg. Beide Clubs legten den Grundstein für ihren Erfolg in der Rückrunde der vorherigen Saison. Sportchef Bornemann bleibt zurückhaltend.

Der Trainingsplatz war prall gefüllt, als der FC St. Pauli am Montag in die Vorbereitung auf das Zweitliga-Heimspiel gegen die Würzburger Kickers am Sonnabend (13 Uhr) startete. Bis auf den am Sprunggelenk operierten Christopher Avevor mischten alle Profis bei den verschiedenen Spielformen mit. Der Konkurrenzkampf beim besten Rückrundenteam der Liga ist immens, die interne Stimmung angesichts der jüngsten Erfolge dennoch bestens.

„Die Kunst besteht darin, nicht nur über einige Wochen oder eine Halbserie auf so hohem Niveau und erfolgreich zu spielen, sondern dies über eine Saison oder gar mehrere Jahre aufrechtzuerhalten“, sagt St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann. Genau dies ist St. Pauli seit Jahren nicht mehr gelungen, deshalb wurde eine mögliche Rückkehr in die Bundesliga auch nicht zu einer realistischen Option.

FC St. Pauli will Saison engagiert zu Ende spielen

Auch jetzt dürfte selbst bei optimaler Punktausbeute aus den verbleibenden sechs Spielen keine Chance mehr bestehen, noch in den Kampf um die ersten drei Plätze einzugreifen. Dennoch kann es sich sehr wohl auszahlen, sprichwörtlich weiter am Ball zu bleiben.

„Es ist extrem wichtig, eine Saison engagiert und möglichst erfolgreich zu Ende zu spielen. Es ist nicht nur eine Floskel, dass ein Team so in eine neue Saison geht, wie es aus der alten herausgekommen ist. Jedes Erfolgserlebnis ist wichtig und trägt zur Entwicklung bei“, sagt dazu Bornemann.

Schlussphase einer Saison kann sich auf die nächste Spielzeit auswirken

Auch der FC St. Pauli hat in den vergangenen Jahren mehrmals erlebt, dass sich die Schlussphase einer Saison auf die nächste Spielzeit auswirkt. Nach der erfolgreichen Aufholjagd im Frühjahr 2015 folgte mit Rang vier die beste Saison der vergangenen acht Jahre.

Lesen Sie auch:

Zuletzt bewiesen Arminia Bielefeld und der VfL Bochum, wie sehr es sich lohnen kann, den Endspurt einer Saison erfolgreich zu gestalten, um dann mit diesem positiven Gefühl in die nächste Serie zu starten. So war Bielefeld in der Spielzeit 2018/19 schon das zweitbeste Rückrundenteam und holte 18 Punkte aus den letzten neun Spielen. Danach dominierten die Ostwestfalen eine Saison lang die Liga und wurden am Ende Zweitligameister mit zehn Punkten Vorsprung vor dem Zweiten VfB Stuttgart.

FC St. Pauli auf den Spuren Bielefelds

Der VfL Bochum zeigte sich in der vergangenen Spielzeit in den neun Partien nach der Corona-Unterbrechung mit ebenfalls 18 Punkten als erfolgreichstes Team dieser Phase. Jetzt ist das Team aus dem Ruhrgebiet der Ligaprimus und steht nach elf Jahren vor der Rückkehr in die Erstklassigkeit.

Es scheint, als wandele nun der FC St. Pauli mit seinen 25 Punkten aus den elf Spielen der Rückrunde auf den Spuren Bielefelds und Bochums und habe alle Chancen, in der kommenden Saison erstmals seit 2012 ernsthaft um den Bundesliga-Aufstieg mitzuspielen.

Sportchef Bornemann gibt sich zurückhaltend

Sportchef Bornemann aber gibt sich in Bezug auf den zweiten Teil dieser Betrachtung zurückhaltend. „Ich kann nachvollziehen, dass man von außen jetzt bei uns einige Parallelen zu den Entwicklungen von Arminia Bielefeld und dem VfL Bochum sieht. Ich werde dies aber nicht befeuern und damit eine entsprechende Erwartungshaltung hervorrufen“, sagt er.

Angesichts dessen, dass neben dem FC Schalke 04 womöglich auch der 1. FC Köln in die Zweite Liga absteigen wird, ist diese Haltung verständlich. Andererseits haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass es nur eine Minderheit der Erstliga-Absteiger schafft, sofort wieder aufzusteigen.

Nur sieben Mannschaften gelang die umgehende Rückkehr nach oben

Genauer gesagt gelang seit 2011 nur sieben Mannschaften die umgehende Rückkehr nach oben, elf blieben länger in Liga zwei oder stiegen weiter ab. Auch in der aktuellen Saison spricht alles dafür, dass die beiden Absteiger Düsseldorf und Paderborn die direkte Rückkehr nicht mehr realisieren werden.

Bielefeld und Bochum waren und sind nach ihrer starken Rückrunde der Vorsaison auch deshalb so erfolgreich, weil sie mit einer eingespielten Mannschaft in die neue Spielzeit gehen konnten. Auch bei St. Pauli steht in diesem Sommer kein erneuter großer Umbruch an.

Erneute Leihe ist möglich

„Im großen Kern wird die Mannschaft beisammenbleiben, auch wenn es drei, vier Fragezeichen gibt“, sagt Bornemann und meint damit die zweifellos wichtigen Leihspieler wie Rodrigo Zalazar, Omar Marmoush und Torwart Dejan Stojanovic.

Der Sportchef schließt die Chance auf eine erneute Leihe nicht kategorisch aus. Andererseits ist ihm aber auch zuzutrauen, adäquaten Ersatz zu finden. Schließlich waren auch diese drei Zugänge keine Zufallstreffer.