Hamburg. St. Paulis Angreifer Omar Marmoush und Daniel-Kofi Kyereh sorgen für Spektakel. Der Trainer sieht bei ihnen aber noch einige Defizite.

Damit das klar ist: „Das magische Dreieck, das waren Krassimir Balakow, Giovanne Elber und Fredi Bobic“, sagt Timo Schultz mit Blick auf die drei schon fast legendären Offensivhelden des VfB Stuttgart Ende der Neunzigerjahre. „Und das war noch eine Stufe drüber.“ Punkt.

St. Paulis Trainer Schultz will keinesfalls zu viele Lobpreisungen auf sein Angriffstrio zuzulassen. Auch und gerade nicht nach dem 2:0-Erfolg am Montagabend gegen Eintracht Braunschweig, bei dem die Torschützen Omar Marmoush (22) und Daniel-Kofi Kyereh (25) sowie Guido Burgstaller (31) den Gegner phasenweise schwindelig gespielt hatten.

Schultz wollte in die Jubelarien nicht einstimmen

„Wir wissen, dass wir vorne richtig Qualität haben“, sagte der Trainer, „aber der nächste Schritt, den die Jungen machen müssen, ist, gerade bei den grundlegenden Sachen hervorragend zu sein.“

Deshalb wollte Schultz auch nicht einstimmen in die Jubelarien um seinen Angriff. Obwohl die drei in den vergangenen acht Partien sämtliche zwölf St.-Pauli-Tore geschossen haben, eine Ausnahmeleistung. Und doch ist der Trainer bemüht, seine Himmelsstürmer auf dem Boden zu halten, insbesondere Marmoush und Kyereh, die ihre Karrieren ja noch vor sich haben: „Man hat gesehen, dass zwei, drei Spieler, die hoffen, dass sie möglichst schnell den nächsten Schritt machen, ihre Entscheidungsqualität steigern müssen und dass sie viel größere Ruhe am Ball haben müssen. Das ist auch ein Zeichen von Qualität.“

St. Paulis junge Angreifer immer mehr im Fokus anderer Vereine

Nach 14 Minuten schon hatten die Gastgeber zweimal getroffen, weitere Riesenchancen folgten, wurden aber vergeben. Wieder einmal. Siebenmal in den vergangenen zwölf Partien führten die Kiezkicker mit 2:0, den „Deckel drauf“, also das 3:0, haben sie nie gemacht.

Auch gegen die Eintracht nicht, was den verantwortlichen Übungsleiter extrem störte und was er sofort nach der Partie im Kreis ansprach: „Wir wollten es zu kompliziert machen, zu schön. Immer noch einen Schnörkel, statt den Ball einfach von Mann zu Mann laufen zu lassen.“

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Trotz dieser Fehler geraten St. Paulis junge Angreifer mit ihren Leistungen immer mehr in den Fokus anderer Vereine. Bei Omar Marmoush ist die Situation klar, bei seinem Stammverein VfL Wolfsburg beobachtet Sportdirektor Marcel Schäfer die positive Entwicklung mit Interesse. Bis 2023 läuft das Arbeitspapier des Ägypters beim VfL.

„Im Sommer kommt er zu uns zurück“, erklärte Schäfer dem „Kicker“. Dann testen sie, ob Marmoush schon gut genug für den Kader ist, der wahrscheinlich in der Champions League antreten wird, oder ob eine weitere Leihe Sinn macht. „Wir sitzen nicht am längeren Hebel, sondern schauen mal, was im Sommer ist“, sagt Schultz: „Manchmal entwickeln sich Sachen in verschiedenste Richtungen. Mit den Szenarien werden wir uns dann beizeiten auseinandersetzen.“

Vertrag von Kyereh läuft bis 2023

Am längeren Hebel sitzt St. Pauli bei Kyereh, dessen Vertrag bis 2023 läuft. Mit acht Toren und neun Assists ist der Neuzugang aus Wiesbaden der beste Scorer bei den Braun-Weißen. Ein Volltreffer. Es wäre erstaunlich, wenn es nicht bereits Begehrlichkeiten gäbe. Kyereh aber gibt sich ahnungslos: „Das weiß ich nicht“, sagte er nach dem Spiel bei Sky: „Ich gebe mein Bestes und bin hier glücklich und zufrieden.“

Es gibt derzeit auch keinerlei Ambitionen, ihn abzugeben. „Wir planen mit allen Spielern, die bei uns nächste Saison unter Vertrag stehen“, betont Schultz, „und wenn Spieler auf sich aufmerksam machen, dann hat man etwas richtig gemacht.“

Abstiegsgefahr ist gebannt

Dazu gehört auch die Spezialbehandlung, die die Youngsters erfahren. Kyereh, Marmoush aber auch Rodrigo Zalazar (21) und Finn Ole Becker (20) haben Extraschichten mit den Co-Trainern Fabian Hürzeler und Loic Favé in Sachen Spielreife. „Es macht Spaß, mit den Jungs zu arbeiten, sie sind sehr lernwillig“, erklärt der Chefcoach.

Dazu gibt Burgstaller in Training und Spiel ein Beispiel. „Guido geht vorneweg“, sagt Schultz, „er wird seiner Vaterrolle gerecht.“ „Es macht mit der ganzen Mannschaft riesigen Spaß“, sagt auch „Papa Guido, „der Sieg musste höher ausfallen. Ansonsten war das eine Top-Leistung, mit der wir sehr zufrieden sein können.“

Die Abstiegsgefahr ist praktisch gebannt. Jeweils zwölf Punkte beträgt der Abstand auf die Relegationsplätze gegen den Abstieg und um den Aufstieg. „Jetzt liegt es an uns, ob wir uns weiter nach oben einstellig orientieren oder rumdümpeln“, sagt Schultz. „Ich werde jedenfalls dafür sorgen, dass die Spannung nicht nachlässt.“