Aue/Hamburg. Beim beeindruckenden 3:1-Sieg in Aue untermauert die Mannschaft von Trainer Schultz, der Ligaprimus der letzten drei Monate zu sein.
Am Sonntag konnten die Spieler des FC St. Pauli entspannt verfolgen, wie sich die Zweitliga-Konkurrenten in ihren Spielen schlugen. Ihren eigenen Arbeitsnachweis hatten sie schon am Vortag eindrucksvoll erbracht und dabei die nächste Negativserie beendet. Nach zuvor fünf Niederlagen in Folge beim FC Erzgebirge Aue erkämpften und – noch mehr – erspielten sie sich einen 3:1-Sieg, der so verdient war, dass selbst Aues ehrgeiziger Trainer Dirk Schuster ins Schwärmen geriet.
„Es ist eine Mannschaft hierhergekommen, die mit breiter Brust aufläuft, der man den Spaß am Fußball anmerkt, die vorne top besetzt ist und alles dabei hat: Tempo, Wucht, Torgefahr, technisch-taktisches Vermögen, gutes Zusammenspiel, das auch mit dem Rest der Mannschaft harmoniert“, lobte er die St. Paulianer.
Aue-Spiel als Höhepunkt der Entwicklung
Treffender lässt sich tatsächlich kaum zusammenfassen, was das Team des FC St. Pauli im Frühjahr 2021 auszeichnet. Dabei war das Spiel in Aue der bisherige Höhepunkt einer atemberaubenden Entwicklung vom Abstiegskandidaten zur aktuell formstärksten Mannschaft der Zweiten Liga innerhalb von etwas mehr als drei Monaten.
War es zuletzt bei den Siegen gegen die abstiegsbedrohten Teams aus Osnabrück und Braunschweig noch erwartbar, dass die Hamburger feldüberlegen sein würden, so war es jetzt bei den sonst so heimstarken Auern sehr eindrucksvoll, dass St. Pauli auf eine Ballbesitzquote von 61 Prozent kam. Mitte der ersten Halbzeit hatte sie sogar bei 70 Prozent gelegen – und das, obwohl Aue angesichts des Rückstandes eigentlich gefordert war, die Initiative zu ergreifen.
Trainer lobt: „Das ist schon eine reife Leistung gewesen“
St. Paulis Trainer Timo Schulz hat es geschafft, seinem Team trotz der rund um den Jahreswechsel noch bedrohlichen Situation erfolgreichen und attraktiven Ballbesitzfußball beizubringen. „Wir haben jetzt Lösungen gegen Mannschaften, die eher hinten drin stehen und gegen die wir uns in der Hinserie schwergetan haben“, sagte Schultz sachlich.
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Aber auch er konnte nicht anders, als sein Team für den Sieg in Aue mit einer Lobeshymne zu bedenken: „Es war brutal dominant von der Ballsicherheit her. Wir haben uns reihenweise Chancen und torgefährliche Situationen herausgespielt. Darüber hinaus haben wir in der ersten Halbzeit so gut wie gar nichts bei eigenen Ballverlusten zugelassen. Das ist schon eine reife Leistung gewesen.“
Kein Spannungsabfall zu befürchten
Es spricht Bände, dass bei drei erzielten Auswärtstoren die nicht konsequente Chancenverwertung die größte Schwäche war. Ganz nebenbei haben die St.-Pauli-Profis auch bewiesen, dass bei ihnen trotz des gesicherten Klassenverbleibs keinesfalls ein Spannungsabfall zu befürchten ist. Ganz im Gegenteil.
Die Spieler strahlen eine geradezu unbändige Lust aus, ihr Können und ihre Spielfreude Woche für Woche zu beweisen. Schon kürzlich befand Innenverteidiger Philipp Ziereis, dass das Team derzeit den qualitativ besten Fußball spielt, seit er bei St. Pauli ist. Und das sind jetzt schon fast acht Jahre.
St. Pauli steht in Rückrundentabelle ganz oben
„Man merkt, dass alle hungrig sind, noch mehr Punkte zu holen, weiterzumachen und uns als Mannschaft weiter zu verbessern. Das merkt man in jedem Spiel, es macht richtig Bock, mit der Mannschaft zu spielen“, beschrieb auch Doppeltorschütze Luca Zander (siehe Bericht unten) die Stimmung in seiner Truppe.
Seit dem 1:2 in Fürth am 3. Januar, als St. Pauli gerade acht Punkte aus 13 Spielen auf dem Konto hatte, sind in den 15 Partien danach beeindruckende 33 Zähler hinzugekommen. Logisch, dass St. Pauli auch in der Rückrundentabelle ganz oben steht (siehe unten). Dies ist die Bilanz eines Aufsteigers.
St. Pauli lehnt Zahlenspiele ab
So betrachtet ist es aus Sicht des FC St. Pauli schade, dass nur noch sechs Saisonspiele ausstehen und es daher fast unmöglich ist, dass die erfolgreichste Mannschaft der vergangenen drei Monate noch in den Aufstiegskampf eingreifen kann. Zahlenspiele dieser Art und Hochrechnungen, welcher Platz und wie viele Punkte am Ende herausspringen können, werden von St. Paulis Protagonisten ohnehin kategorisch abgelehnt.
Womöglich ist es auch gerade das Wissen um die eigene Stärke in Kombination mit dem Umstand, keinem konkreten Ziel mehr hinterherrennen zu müssen, was die Mannschaft so erfolgreich macht. Auch wenn in der kommenden Saison der eine oder andere aktuelle Leistungsträger (Zalazar, Marmoush) nicht mehr da sein sollte, so kann die aktuelle Entwicklung sehr wohl schon als Vorbereitung auf die kommende Spielzeit betrachtet werden.
St. Pauli kann letztjährigem Zweitligameister nacheifern
So haben es etwa der letztjährige Zweitligameister Arminia Bielefeld in der Saison 2018/19 und der aktuelle Tabellenführer VfL Bochum in der vergangenen Serie mit jeweils starken Rückrunden vorgemacht. Derzeit spricht einiges dafür, dass St. Pauli diesen Beispielen nacheifern kann.
Die Statistik:
- FC Erzgebirge Aue: Männel – S. Breitkreuz, Gonther, F. Ballas, Bussmann (83. Härtel) – Riese (70. Fandrich), Samson (55. Jonjic) – J.-P. Strauß, Nazarov (54. Hochscheidt), Krüger (71. Baumgart) – Testroet
- FC St. Pauli: Stojanovic – Zander, Ziereis, Dzwigala, Paqarada – Benatelli (67. Aremu) – Becker (67. Dittgen), Kyereh (89. Matanovic), Zalazar – Marmoush (67. Daschner), Burgstaller (84. Reginiussen)
- Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen)
- Tore: 0:1 Zander (1.), 0:2 Zalazar (49.), 0:3 Zander (56.), 1:3 Testroet (73.)
- Gelbe Karten: Riese (5), Breitkreuz (2)
- Statistik:Torschüsse: 10:15
- Ecken: 1:5
- Ballbesitz: 39:61 Prozent
- Zweikämpfe: 105:93