Aue. Der Kiezclub bleibt die beste Rückrunden-Mannschaft der 2. Liga. Es ist die erfolgreichste Rückserie seit 27 Jahren.

Beim 3:1-Sieg des FC St. Pauli beim FC Erzgebirge Aue war es überhaupt keine Frage, wer der Mann des Spiels war. Auf Außenverteidiger Luca Zander hatte wohl niemand ernsthaft für diese Rolle eine Wette abgeben wollen – und darauf, dass der 25-Jährige einen Doppelpack erzielt, schon mal erst recht nicht. „Man hat an der Reaktion meiner Mannschaftskollegen gesehen, dass ich nicht jedes Mal treffe. Ich habe mir auch schon den einen oder anderen Spruch gefallen lassen müssen. Umso glücklicher bin ich, dass es diesmal geklappt hat und wir hier gewinnen konnten“, sagte er.

Auch Letzteres hat schließlich Seltenheitswert. Fast siebeneinhalb Jahre hatte St. Pauli auf einen Erfolg in Aue warten müssen. Zuletzt war es den Braun-Weißen am 6. Dezember 2013 mit einem 2:0 gelungen. Seither hatte es fünf Niederlage in Folge im Erzgebirgsstadion gegeben – bei einer Torbilanz von 3:12. Eine ähnlich grausame Negativserie hatte St. Pauli am 31. Januar mit dem 4:3-Erfolg beim 1. FC Heidenheim beendet.

Greift St. Pauli ins Aufstiegsrennen ein?

Diesmal stand am Ende ein hochverdienter 3:1-Erfolg zu Buche, mit dem die Hamburger als Achter zwar in der Tabelle nicht weiter nach oben klettern konnten, der aber sehr hilfreich war, um den Platz in der oberen Hälfte des Tableaus zu festigen. „Wir haben einen sehr guten Auftritt meiner Mannschaft gesehen. Es hat Spaß gemacht zuzugucken“, lobte St. Paulis Trainer Timo Schultz sein Team nach dem Spiel.

St. Pauli bleibt damit bestes Rückrundenteam. Es ist zugleich die erfolgreichste Rückserie seit 27 Jahren. Kann der Kiezclub als Tabellenachter mit neun Punkten Rückstand auf die Aufstiegsplätze etwa noch in den Kampf um die begehrten Plätze eingreifen? „Da muss ich eine Floskel raushauen: Wir schauen von Spiel zu gewinnen, damit sind wir zuletzt gut gefahren", sagte Doppeltorschütze Zander.

Zander hört auf St. Paulis Trainer Schultz

St. Paulis Trainer Timo Schultz hatte fünf Tage nach dem überzeugenden 2:0-Erfolg gegen Eintracht Braunschweig keinen Anlass gesehen, seine Startelf zu verändern, zumal auch alle leicht angeschlagenen Spieler einsatzfähig waren. Auch die Akteure, die zunächst auf der Reservebank Platz nehmen mussten, waren gegenüber dem Braunschweig-Spiel identisch. 

Frühe Tore hatten die St. Paulianer in den vergangenen Wochen schon einige erzielt, doch so schnell wie in Aue waren sie zuvor noch nicht erfolgreich gewesen. Dabei hatte das Erzgebirgsteam sogar Anstoß gehabt. Es dauerte aber nur genau 59 Sekunden, bis Luca Zander mit seinem ersten Pflichtspieltor als Profi per Kopf das 1:0 für St. Pauli erzielte. Er nutzte bei einem Freistoß von Rodrigo Zalazar, der durch den Fünf-Meter-Raum rauschte, seine Freiheit am hinteren Torpfosten, um den Ball über die Linie zu bugsieren.

Zander zeigte sich mit dem Treffer als folgsamer Schüler seines „Lehrers“ Timo Schultz. Der Trainer hatte vor dem Spiel gesagt, er würde sich auch mal ein Tor eines Verteidigers nach einem Eckball wünschen. In diesem Fall war es statt einer Ecke zwar ein Freistoß von der Außenbahn, was an der Freude über den Treffer aber nichts änderte.

Zanders zweites Tor zum zwischenzeitlichen 3:0 (56.) war quasi eine Kopie seines ersten. Nur diesmal kam der Freistoßball von der linken Seite durch Leart Paqarada scharf in den Strafraum und rutschte bis zum heranstürmenden Zander durch. Der überraschende Doppeltorschütze gab sich bei aller Freude auch bescheiden. „Ich hatte Glück, dass ich zweimal richtig stand“, sagte er und untertrieb dabei dann doch reichlich. Schließlich wirkten die Aktionen einstudiert. Dies bestätigte später Timo Schultz: „Wir trainieren das überproportional viel. Daher freut es mich, dass wir heute zwei Treffer nach Standards erzielt haben.“

Zalazar erzielt das 2:0 für St. Pauli in Aue

Mit der unverhofften frühen Führung im Rücken zog sich St. Pauli in der ersten Halbzeit keinesfalls zurück, sondern bestimmte fortan das Spielgeschehen gegen die offenbar geschockten Auer deutlich. Mitte der ersten Halbzeit hatte das Millerntor-Team sogar eine Ballbesitzquote von 70 Prozent. Nur einen zweiten Treffer, der zweifellos verdient gewesen wäre, brachten die Hamburger bis zum Pausenpfiff von Schiedsrichter Florian Heft nicht zustande. Das lag zum Beispiel daran, dass Torjäger Guido Burgstaller in der siebten Minute den Ball im Strafraum noch querlegen wollte, statt zu schießen, aber bei der Aktion Aues Verteidiger Florian Ballas den Fuß gerade noch dazwischen halten konnte.

Später berührte Burgstaller den Ball im gegnerischen Strafraum den Ball mit der Hand, sodass Daniel-Kofi Kyerehs Treffer nicht anerkannt werden konnte 22.). Auf der Gegenseite kam Aue erst in den letzten zehn Minuten vor der Pause besser ins Spiel und mit dem Volleyschuss von John Patrick Strauß knapp neben das Tor zur besten Offensivaktion der ersten Hälfte.

Zur Pause mussten sich die St. Paulianer nur ärgern, aus der Überlegenheit nicht einen höheren Vorspruch herausgeholt zu haben. Doch der Frust verflog nach Wiederanpfiff sehr schnell, denn Rodrigo Zalazar nutzte das perfekte Zuspiel von Guido Burgstaller mit einem fulminanten Rechtsschuss von der Strafraumgrenze zum 2:0 (49.). Und dann ließ wie erwähnt Luca Zander Tor Nummer drei folgen.

St. Paulis Schultz ist komplett zufrieden

Der Treffer zum 1:3 (73.) aus Auer Sicht durch Torjäger Pascal Testroet richtete keinen größeren Schaden mehr an, auch wenn noch mehr als 20 Minuten zu spielen waren. „Ich hatte keine Sorge, dass der Sieg noch in Gefahr geraten könnte. Ich war ganz ruhig und hatte Vertrauen in meine Mannschaft. Eher hatte ich die Hoffnung, dass wir mit dem vierten Tor den Deckel drauf machen“, sagte Schultz nach dem Spiel. „Ich habe der Mannschaft heute gesagt, dass es kein Tag ist, an dem es etwas zu meckern gibt.“

„Die Abläufe bei uns sind einstudiert. Jeder weiß, was der andere macht“, sagte am Ende Doppeltorschütze Luca Zander über sein Team. Selbst Aues Trainer Dirk Schuster geriet ins Schwärmen über das Gewinnerteam: „St. Pauli ist mit breiter Brust hier aufgetreten. Man merkt der Mannschaft den Spaß  am Fußball an. Sie hat Tempo, ist technisch-taktisch stark und torgefährlich.“ Besser konnte man den Auftritt des FC St. Pauli nicht zusammenfassen.

Die Statistik:

  • Aue: 1 Männel - 12 Breitkreuz, 26 Gonther, 6 Ballas, 2 Bussmann (83. Härtel) - 17 Riese (70. Fandrich), 13 Samson (55. Jonjic) - 24 John-Patrick Strauß, 10 Nazarov (54. Hochscheidt), 11 Krüger (70. Baumgart) - 37 Testroet. - Trainer: Schuster
  • St. Pauli: 21 Stojanovic - 19 Zander, 4 Ziereis, 25 Dzwigala, 23 Paqarada - 26 Benatelli (67. Aremu) - 20 Becker (67. Daschner), 17 Kyereh  (89. Matanovic), 8 Zalazar - 22 Marmoush (67. Dittgen), 9 Burgstaller (83. Reginiussen). - Trainer: Schultz
  • Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen)
  • Tore: 0:1 Zander (1.), 0:2 Zalazar (49.), 0:3 Zander (56.), 1:3 Testroet (73.)
  • Gelbe Karten: Riese (5), Breitkreuz (2) 
  • Torschüsse: 10:15 
  • Ecken: 1:5 
  • Ballbesitz: 39:61 Prozent