Frankfurt. Nach langem Kampf hat der U21-Coach 18 Spieler für die Mission Gold zusammen. Damentrainerin Neid enttäuscht Ex-HSVerin.
Die Zwillinge Lars und Sven Bender sind wieder vereint, Weltmeister Matthias Ginter kehrt nach Brasilien zurück, die größte Überraschung heißt aber Nils Petersen: Nach überaus schwierigen, wochenlangen Verhandlungen hat Horst Hrubesch sein Kaderpuzzle für das olympische Fußball-Turnier (4. bis 20. August) endlich vollendet. Die ganz großen Namen fehlen im 18-köpfigen Aufgebot jedoch.
Hrubesch will bei der ersten Olympia-Teilnahme seit dem Bronze-Coup 1988 dennoch nach Gold greifen. "Wir fahren nach Brasilien, um jedes Spiel zu gewinnen", sagte er. Olympia werde "ein einmaliges Erlebnis, von dem die Spieler noch ihren Enkeln erzählen werden." Kapitän der Mannschaft ist Schalkes Leon Goretzka, dabei ist wie erwartet auch Nationalspieler Julian Brandt von Bayer Leverkusen.
Doch während Gastgeber Brasilien auf Weltstar Neymar, Südkorea auf Heung-Min Son oder Nigeria auf John Obi Mikel setzen, fehlen im DFB-Aufgebot Namen mit internationaler Strahlkraft - gezwungenermaßen. Gegen Hrubeschs kniffliges Personalpuzzle war das weltberühmte Kölner Dionysos-Mosaik ein Kinderspiel. Die meisten Klubs sträubten sich, Jungstars wie Leroy Sané mussten bereits bei der EM ran, ältere Profis wie Philipp Lahm oder Miroslav Klose winkten ab.
Hrubesch hält Kader für "top"
Hrubesch musste die Bekanntgabe deshalb sogar um einen Tag verschieben. Seine Mannschaft biete dennoch "eine gute Mischung aus der aktuellen U21 und älteren Spielern", sagte er: "Die Qualität ist trotz der schwierigen Nominierung absolut top. Ich bin sicher, dass mit diesen Jungs vieles möglich ist."
Die drei erlaubten "Oldie-Tickets" gingen an die Bender-Zwillinge und Petersen. Die 27 Jahre alten Benders holten 2008 mit Hrubesch den Titel bei der U19-EM. Petersen (89 Tore in 201 Erst- und Zweitligaspielen) trug zuletzt 2009 als U21-Spieler das DFB-Trikot.
Als Nummer eins fährt Torhüter Timo Horn (1. FC Köln) mit. In der Abwehr gelten Ginter, Jeremy Toljan und Niklas Süle (beide 1899 Hoffenheim) als gesetzt, im Mittelfeld neben den Benders und Goretzka dessen Klubkollege Max Meyer. Kölns Deutsch-Brasilianer Leonardo Bittencourt ist nur einer von vier auf Abruf benannten Spielern. Im Sturm ruhen die Hoffnungen auf Davie Selke (RB Leipzig) und Petersen.
Männer-Kader für Rio
Auch drei Nobodies dürfen mit
Hrubesch muss auf zahlreiche Stars verzichten. Neben Sané standen Joshua Kimmich, Julian Weigl und Jonathan Tah wegen ihrer EM-Teilnahme nicht zur Verfügung. Mahmoud Dahoud kam wegen der Play-offs zur Champions League mit Gladbach nicht in Frage, Niklas Stark und Mitchell Weiser spielen mit Hertha BSC in der Europa-League-Qualifikation.
Nationalspieler Kevin Volland, Loris Karius und Timo Werner haben gerade erst den Verein gewechselt, der Wolfsburger Maximilian Arnold verpasst die Spiele wegen einer Blinddarm-Operation. Auch Amin Younes von Ajax Amsterdam ist nicht dabei. Stattdessen die "Nobodies" Jannik Huth (FSV Mainz 05) und Grischa Prömel (Karlsruher SC) sowie England-Legionär Serge Gnabry vom FC Arsenal. Vereinbart war, dass kein Verein auf mehr als zwei Akteure verzichten muss.
In Brasilien trifft das DFB-Team in der Vorrunde auf Olympiasieger Mexiko (4. August), Südkorea (7. August) und Fidschi (10. August). Die Frauen bekommen es mit Simbabwe (3. August), Australien (6. August) und Kanada (9. August) zu tun.
Neid lässt Bremer zuhause
Bundestrainerin Silvia Neid vertraut in ihrem ebenfalls 18-köpfigen Aufgebot sechs Spielerinnen (Saskia Bartusiak, Annike Krahn, Simone Laudehr, Anja Mittag, Babett Peter und Melanie Behringer), die bereits 2008 beim Gewinn der Bronzemedaille in Peking dabei waren.
Gestrichen wurde überraschend Champions-League-Siegerin Pauline Bremer von Olympique Lyon. Für die 20-Jährige platzte der Olympia-Traum damit ebenso wie für das junge Trio Felicitas Rauch, Lena Petermann (früher HSV) und Meike Kämper.
"Die Entscheidung fiel uns natürlich nicht leicht", sagte Neid. Aufgrund des kleinen Kaders habe neben der Bewertung der Trainingsleistungen in den bisherigen drei Lehrgängen auch der Aspekt der Variabilität eine große Rolle gespielt, erklärte die 52-Jährige: "Für Pauline, Meike, Lena und Felicitas hat es leider aus unterschiedlichen Gründen nicht ganz gereicht. Aber das sind Spielerinnen mit einer großen Perspektive, denen die Zukunft gehört."
Frauen-Kader für Rio
Lisa Weiß, Kathrin Hendrich, Lina Magull und Svenja Huth reisen zudem als Ersatzkräfte mit, die nur bei einem verletzungsbedingten Turnierausscheiden einer Teamkollegin nachrücken dürfen.
Derzeit befindet sich der Europameister im dritten von vier Olympia-Lehrgängen im bayerischen Bad Gögging. Am 22. Juli (18.00 Uhr/ARD) steht die Generalprobe in Paderborn gegen Ghana an. In Brasilien trifft die DFB-Auswahl in Sao Paulo auf Simbabwe (3. August) und Australien (6. August) sowie in Brasilia auf Kanada (9. August).