Frankfurt. Olympia-Trainer Horst Hrubesch konnte bei den Sommerspielen die Bender-Zwillinge vereinen. Viele prominiente Namen werden fehlen.
Horst Hrubesch lüftet endlich sein Geheimnis: Zwei Wochen vor dem Abflug nach Brasilien gibt die HSV-Ikone und U21-Nationaltrainer am Donnerstag seinen Kader für das olympische Fußball-Turnier (4. bis 20. August) bekannt. Das 18-köpfige Team für den Kampf um Gold wird zwar schlagkräftig sein, viele prominente Namen fehlen aber.
„Wir wollen eine Medaille“, sagt Hrubesch vor der ersten Olympia-Teilnahme eines deutschen Männer-Teams seit der Bronzemedaille 1988 in Seoul trotz der langen Ausfall-Liste. Leroy Sané (Schalke 04), Joshua Kimmich (Bayern München), Julian Weigl (Borussia Dortmund) und Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) werden wegen ihrer EM-Teilnahme ebenso fehlen wie Mahmoud Dahoud, der von Borussia Mönchengladbach wegen der Play-offs zur Champions League keine Freigabe erhält. „Natürlich hätte ich diese Spieler gern mitgenommen. Aber die EM hat da Vorrang“, sagte Hrubesch und fügte an: „Wir werden dort jedenfalls mit dem sportlich besten Team antreten.“
Doch damit nicht genug. Kevin Volland (Bayer Leverkusen), der mit Deutschlands U21 vor einem Jahr als Kapitän das Olympia-Ticket holte, verzichtet ebenso wie Timo Werner (RB Leipzig) wegen seines Vereinswechsels freiwillig. Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg) muss wegen einer Blinddarm-Operation passen. Ob Ajax Amsterdam Amin Younes ziehen lässt, ist offen.
Hrubesch will um Medaille kämpfen
Hrubesch gibt sich dennoch kämpferisch. „Wir haben unsere Positionen alle doppelt gut besetzt“, sagte er der Welt am Sonntag. Angeführt wird sein Team vom Leverkusener Julian Brandt, der zuletzt von Bundestrainer Joachim Löw aus dem vorläufigen EM-Kader gestrichen worden war.
Immerhin gab Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen die ersten beiden deutschen Fußball-Olympioniken selbst bekannt. Offensiv-Youngster Julian Brandt und Mittelfeldspieler Lars Bender gehören demnach dazu. „Olympia ist ein toller Wettbewerb. Lars und Julian werden hinfahren. Das ist eine super Motivation und eine super Vorbereitung für die Saison“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt. Es könnte zu einer Vereinigung der Bender-Zwillinge kommen, denn auch Lars’ Bruder Sven (B. Dortmund) steht auf Hrubeschs Wunschliste.
1988 war das noch anders. Der mittlerweile verstorbene Medaillenschmied Hannes Löhr konnte sich bedienen, die Bundesliga pausierte sogar. Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke hatten in diesem Jahr sogar zuvor bei der Heim-EM für Deutschland gespielt.
Bis auf drei Ausnahmen gilt, dass alle Spieler nach dem 31. Dezember 1992 geboren sein müssen. Im Tor ist Timo Horn (1. FC Köln) gesetzt, zudem führt kein Weg an Max Meyer (Schalke 04), Jeremy Toljan, Niklas Süle (beide 1899 Hoffenheim) und Angreifer Davie Selke (RB Leipzig) vorbei.
Vereine stellen maximal zwei Spieler ab
Zuletzt hatte es lange Verhandlungen mit den Bundesligisten gegeben, die in der Saison-Vorbereitung maximal auf je zwei Spieler verzichten wollen. Betroffen ist unter anderem der 1. FC Köln, der neben Horn auch Dominique Heintz und Leonardo Bittencourt im Rennen hat. Von Schalke 04 stehen neben Meyer auch Johannes Geis und Leon Goretzka auf der Liste. Noch offen ist, ob Niklas Stark und Mitchell Weiser nach Rio fahren dürfen, obwohl Hertha BSC zeitgleich in der Qualifikation zur Europa League antreten muss.
DFB-Sportdirektor Hansi Flick rechnete kurz vor Toresschluss grundsätzlich mit Konsenslösungen: „Die Abstimmung mit den Vereinen“, zitierte die „Bild“-Zeitung Flick am Mittwoch, „ist hervorragend. Ich bin sicher, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft nominieren werden. Unser aller Ziel – das sind sich DFB, Liga und Klubs einig – muss es sein, bei den Olympischen Spielen den deutschen Fußball würdig zu vertreten.“
Nominierung von Jung unwahrscheinlich
Als einziger HSV-Spieler stand Youngster Gideon Jung im erweiterten Kader. Seine Nominierung ist aber sehr unwahrscheinlich, da sich der 21-Jährige nach einer Verletzung erst wieder im Aufbautraining befindet und noch nicht topfit ist.
DFB spielt in Salvador und Belo Horizonte
Das deutsche Team fliegt nach einer dreitägigen Vorbereitung am 30. Juli nach Rio de Janeiro. Von der Olympia-Stadt geht es umgehend weiter zum ersten Spielort Salvador. Dort bestreitet das DFB-Team seine Gruppenspiele gegen Olympiasieger Mexiko (4. August) und Südkorea (7. August), am 10. August geht es in Belo Horizonte im letzten Vorrundenspiel gegen Außenseiter Fidschi. „Wir wollen Gruppensieger werden und möglichst bis zum Ende dabei sein“, sagte Hrubesch.