Wembley, Wimbledon, das Manchester-United-Stadion Old Trafford – an diesen Sportstätten wurde Geschichte geschrieben. Auch bei Olympia 2012?

London. Von historischen Sportstätten wie Wimbledon und Wembley bis zum hochmodernen neuen Olympiapark – die Sportstätten der London-Spiele können sich sehen lassen. „Die Welt darf sich auf faszinierende Bilder vor historischen Kulissen freuen“, prophezeit Londons Olympia-Boss Sebastian Coe. Manches Areal hat sogar Olympia-Erfahrung. Das heute als Messegelände genutzte Earls Court etwa war bereits 1948 olympischer Wettkampfort, damals unter anderem für Boxen und Gewichtheben. 2012 sollen sich die Volleyballspieler dort heimisch fühlen.

Auf dem heiligen Rasen in Wimbledon haben schon Steffi Graf und Boris Becker Geschichte geschrieben. 1989 hatten beide das Grand Slam-Turnier im Süden Londons gewonnen und Wimbledon zum „Turnier der Deutschen“ gemacht. In diesem Jahr wird die Kultstätte sogar olympisch. Für das Tennisspektakel wurden extra die besten Greenkeeper des Landes verpflichtet, damit das ramponierte Grün auch höchsten Anforderungen wieder genügt. Der renovierte Fußball-Tempel Wembley ist Endspiel-Schauplatz des Olympia-Turniers – die Gastgeber hoffen mit britischer Beteiligung.

Chancen, die Geschichte ganz neu zu schreiben, gibt es allerdings bei aller Historie genug. „Wir schaffen aus dem Nichts Sportstätten“, hatte die Olympia-Behörde „Olympic Delivery Authority“ (ODA), die für die Stätten verantwortlich ist, von Anfang an erklärt.

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Schritt für Schritt wurden in den vergangenen Wochen die neuen Wettkampforte fertig und bei Testspielen auf die Probe gestellt. Im olympischen Park strahlen das Stadion, die Schwimmhalle, die Basketballarena, die wegen ihrer auffallenden Optik „Kupfer-Schachtel“ genannte Handball-Arena und das Velodrom um die Wette. Der Olympia-Park selber ist mit 250 Hektar so groß wie 357 Fußballfelder. 4000 Bäume wurden auf dem Gelände gepflanzt, hinzu kommen mehr als 300 000 Feuchtbiotopspflanzen.

Beim Herzstück des Geländes, dem 80 000 Zuschauer fassenden Olympiastadion bleiben die Zahlen beeindruckend. Drei Jahre hat der Bau gedauert, 10 000 Tonnen Stahl wurden dabei benutzt. In der Schwimmhalle plätschern insgesamt zehn Millionen Liter Wasser. Im Velodrom haben 26 Spezial-Tischler die 250 Meter lange Radstrecke installiert.

Und dann sind da natürlich noch die über Stadt und Land verteilten neuen Kurzzeit-Sportstätten, die berühmte Sehenswürdigkeiten als Kulisse nutzen. Für die britische Königin Elizabeth II. etwa ist es nur ein Katzensprung bis zu den Beachvolleyball-Feldern an der historischen Horseguards Parade. Mitten im Hyde Park werden Schwimmer durch den künstlichen See ziehen. Radfahrer preschen an Hampton Court, dem jahrhundertealten Palast britischer Könige, vorbei. Die Millionen Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt sollen so Lust auf London bekommen.

„Berühmte Orte wie die Horseguards Parade und der Greenwich Park werden zu spektakulären Schauplätzen für die Sportereignisse verwandelt und bringen die Wahrzeichen der Stadt damit voll zur Geltung“, hieß es in den Zielen der ODA. Ihr Budget lag bei rund 7,3 Milliarden Pfund (8,7 Milliarden Euro) – der größte Batzen der insgesamt auf 9,3 Milliarden Pfund festgelegten Olympia-Kosten.

Nicht alles aber steht in London. Fußball etwa wird in Newcastle und im berühmten Manchester-United-Stadion Old Trafford gespielt. Die Ruderer treten in Eton Dorney nahe London an, die Straßen-Radrennen führen durch die Grafschaft Surrey, die Segel werden an der Küste von Dorset gesetzt.

Dabei wurde das Wort Nachhaltigkeit zum Schlüsselelement der ODA-Werbung. „Wir bieten nicht nur Weltklasse-Anlagen für die Athleten, sondern auch zum langfristigen Wohl der örtlichen Gemeinschaften“, hieß es im Programm. „Während des ganzen Bauprozesses haben wir auch an Morgen gedacht.“ Im offiziellen Plan des Organisationskomitees LOCOG ist für jede Stätte bereits eine Nachnutzung enthalten. Nur um das Olympiastadion gibt es immer noch Streit. Gleich mehrere Parteien reißen sich darum. Der Fußballclub West Ham, gerade wieder in die Premier League aufgestiegen, gilt derzeit als Favorit im Streit, wer nachher auf dem einst olympischen Boden spielen darf.

(dpa/abendblatt.de)