Beim 29. Sportforum präsentierten sich 20 der 30 Sportler, die die Hansestadt in London vertreten. Der Geist der Spiele war schon spürbar.
Hamburg. Der olympische Spirit verbreitet sich 17 Tage vor der Eröffnungsfeier der Sommerspiele in London in einem Bus auf Sonderfahrt zwischen den Landungsbrücken und dem Fischmarkt. Er ist besetzt mit den Sportlern des Teams Hamburg, zahlreichen Olympiateilnehmern auf dem Weg zu einem Fotoshooting. "Und wer bist du?", fragt Jana Sussmann, 3000-m-Hindernisläuferin, die sich nicht für London qualifizieren konnte, bei der Verabschiedung der Hamburger Olympioniken aber trotzdem dabei ist. "Ich bin Eric, Ruderachter", antwortet Eric Johannesen knapp. "Mensch, Jana, der ist Weltmeister, Gold-Favorit, die haben seit 8000 Rennen nicht verloren", sagt Helge Schwarzer, Hürdensprinter und ebenfalls nicht qualifiziert. Johannesen grinst verlegen.
Fragen dieser Art werden während der Olympischen Spiele jeden Tag gestellt. Wer bist du, woher kommst du, was machst du? Die Sportler lieben diesen Spirit, das Gefühl, unter Gleichgesinnten zu sein, Athleten aus aller Welt kennenzulernen. Gestern bei der Verabschiedung des Teams Hamburg London war dieser Spirit bereits zu spüren. 20 der 30 Athleten und Athletinnen, die sich aus Hamburg aufmachen, um bei den Olympischen Spielen um Medaillen zu kämpfen und eine gute Zeit zu haben, waren gestern zu Gast auf der Terrasse im Blockbräu an den Landungsbrücken. Darunter Weitsprungeuropameister Sebastian Bayer, die Hamburger Schwimmhoffnungen Markus und Steffen Deibler, die Hockeydamen sowie das 470er-Segelteam Friederike Belcher uns Kathrin Kadelbach.
"30 Olympiastarter, das ist immer noch ausbaufähig", sagt Renko Schmidt, Vorstandsvorsitzender des Teams Hamburg London. "Aber wir haben uns nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ gesteigert. In den fünf Disziplinen, die wir unterstützen können, haben die Athleten realistische Chancen, in den Endkampf zu kommen und Medaillen zu holen." Die wohl größten Hoffnungen ruhen auf Eric Johannesen und seinen Ruderkollegen, die gestern extra aus dem Trainingslager in Ratzeburg angereist waren und das Olympia-Outfit der deutschen Mannschaft zur Schau trugen. "Das Einkleiden war ein erster Schritt", sagt Johannesen, "wir merken, es ist nicht mehr lang bis zum Start."
Auch Diskuswerfer Markus Münch, der sich zum ersten Mal für die Olympischen Spiele qualifiziert hat, spürt das Kribbeln: "Es geht los, gerade bei dieser Auftaktveranstaltung", sagt er während des 29. Sportforums, einer Kooperation von "Hamburg Journal", NDR 90,3 und dem Abendblatt. "Wir stehen auch noch voll im Training und müssen die Konzentration hochhalten." In sechs sportartspezifischen Talkrunden befragten NDR 90,3-Sportchef Matthias Steiner und Abendblatt-Redakteur Björn Jensen die Sportler nach ihren Zielen und Erwartungen.
Die Athleten müssen den richtigen Mix finden aus Konzentration, Vorfreude und Aufregung. Janne Müller-Wieland bringt es auf den Punkt: "Bevor ich aufbreche, stelle ich den Schläger noch einmal weg", sagt die Hockeyspielerin, "treffe Freunde, gehe auf ein Konzert meines Bruders und tue viel anderes, sonst kann ich nicht mehr gut schlafen." Gestern Abend brach sie mit ihren Mannschaftskolleginnen zu einem letzten Vorbereitungsturnier nach Bremen auf. "Unser Ziel ist natürlich eine Medaille. Wenn wir das erreichen, sind wir alle sehr glücklich, und wenn nicht, dann hoffen wir auf ein paar schöne Erlebnisse." Sollte es mit der Medaille wirklich klappen, dann dürfen sich Sportler und Fans auf ein Wiedersehen in Hamburg freuen. Nach den Spielen werden alle Medaillengewinner mit dem Traumschiff MS "Deutschland" in die HafenCity einlaufen. Dann werden die sportinteressierten Hamburger sicherlich auch wissen, wer Eric Johannesen ist.