Die Griechin Paraskevi Papachristou muss nach einem Kommentar im Internet ihre Koffer packen und darf nicht an den Spielen teilnehmen.
London. Wer zwitschert, der fliegt. Zumindest, wenn dabei die Regeln verletzt werden. Diesen harten Kurs bekam Paraskevi Papachristou bei den Olympischen Spielen in London als erste Athletin zu spüren. Die Dreispringerin wurde wegen eines rassistischen Kommentars bei Twitter aus ihrem Team geworfen, dem kopflosen Gezwitscher folgt der Heimflug nach Griechenland. Die harte Strafe für die 23-Jährige ist ein Warnschuss für alle Olympia-Teilnehmer.
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„Weil dies passiert ist, werden die anderen Athleten sorgfältiger mit ihren Kommentaren sein“, sagt Rebecca Hopkins von der Sport-PR-Agentur ENS ltd. Die Geschäftsführerin beschäftigt sich mit Krisen-Management und kennt die Gefahren von Twitter, Facebook und Co. „Es ist immer schwer, die freie Meinungsäußerung zu begrenzen. Aber das IOC hat Richtlinien vorgegeben, und die Athleten müssen sich diesen fügen.“
Papachristou hat genau das nicht getan und muss jetzt die Konsequenzen tragen. Der Tweet war dermaßen geschmacklos, dass dem griechischen NOK gar keine andere Wahl blieb, als der Leichtathletin die Rote Karte zu zeigen. „Bei so vielen Afrikanern in Griechenland werden zumindest die Mücken vom West-Nil Essen von zu Hause bekommen“, hatte Papachristou geschrieben. Der Tweet war eine Anspielung auf einen Ausbruch des West-Nil-Fiebers in Athen, dem ein Mann zum Opfer gefallen war.
Dass die zunehmende Bedeutung von Social Media auch bei den Spielen für Probleme sorgt, ist keine Überraschung. Seit Peking 2008 ist die Anzahl der Facebook-Nutzer von 100 auf 900 Millionen angestiegen. Auf Twitter wollen mittlerweile 140 Millionen User nicht mehr verzichten. 30 Prozent der deutschen London-Fahrer sind bei Facebook, rund 18 Prozent haben einen Twitter-Account.
Wegen der Veränderungen im Umgang mit dem Internet hat das IOC klare Regeln aufgestellt. Die Kommentare auf Social-Media-Plattformen müssen die Olympische Charta respektieren. Diskriminierung in jeder Form ist untersagt, vulgäre oder obszöne Texte und Bilder sind tabu. Werbung ist verboten.
Über solche Vorgaben brauchen sich Nick D’Arcy und Kendrick Monk keine Gedanken mehr machen, die australischen Schwimmer müssen in London ganz die Finger von Social Media lassen. Die beiden hatten vor den Spielen via Facebook ein Foto veröffentlicht, auf dem sie im Trainingslager in den USA mit Waffen posieren. Die Konsequenz: Unmittelbar nach ihren Wettkämpfen müssen D’Arcy und Monk abreisen.
Eigentlich hätten sie es besser wissen müssen, schließlich war die australische Schwimmerin Stephanie Rice schon lange vor den Spielen gestolpert. Rice verlor vor zwei Jahren einen lukrativen Werbedeal, weil sie einen schwulenfeindlichen Text getwittert hatte.
Doch auch abseits von Olympia haben sich in der Vergangenheit reihenweise Sportler in Schwierigkeiten geschrieben. So musste Ryan Babel vom Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim 3000 Euro zahlen, weil er nach dem letzten Saisonspiel der abgelaufenen Saison bei Twitter den Schiedsrichter beleidigt hatte. Und das als Wiederholungstäter. (sid/HA)