Hamburg. Tausende Male ruft Jens Strøm im Lauf „Mors, Mors“. Sonntag feiert der Däne beim Hamburg Marathon ein imponierendes Doppeljubiläum.

Die Beine sind leicht, aber die Arme schmerzen. Sie halten die Eimer, die zu beiden Seiten vom Tragejoch hängen. Sechs Kilo wiegt das Geschirr, das Jens Strøm 42,195 Kilometer auf seinen Schultern trägt. Kaum vorstellbar, so einen Marathon zu laufen. Aber zu seinem damals zehnten Lauf in Hamburg wollte der Däne etwas Besonderes machen – für die Zuschauer, für die Stadt, mit der er vieles verbindet.

„Da kommt der dänische Hummel, Hummel“, dröhnt es auf der Zielgerade aus den Lautsprechern. Tausende feuern ihn an. Das ist zu viel für seinen Magen. Im Ziel angelangt, möchte ihn ein Journalist interviewen, doch Strøm muss sich übergeben – vor Glück, vor Stolz, vor Rührung ob der Anerkennung. Das war vor 15 Jahren.

Jens Strøm ist die Figur des legendären Wasserträgers

Inzwischen ist Jens Strøm in der Figur des legendären Wasserträgers aus der Hamburger Neustadt nicht mehr aus dem Läuferbild des Hamburg Marathons wegzudenken. Inmitten eines Meers aus Läufer-Funktionsbekleidung fällt das Outfit des 54 Jahre alten Lebensmitteltechnikers aus Odense auf: Schornsteinfegerhose, ein schwarz gefärbtes Kochhemd, Zylinder und das Tragjoch. Damit die Eimer nicht schwanken und er einen – wenn auch ungewöhnlichen – Rhythmus finden kann, hält Strøm sie fest.

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Hamburg Marathon 2017

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    Das geht auf die Arme, auf die Schultern und auf die Zeit: Vier Stunden und 15 Minuten braucht Strøm mit seinem Geschirr. Seine Bestzeit ohne Verkleidung liegt bei 3:10 Stunden. Aber darauf kommt es Strøm in Hamburg nicht an. Hier möchte er den Zuschauern etwas bieten, auch weil er 1993 in Hamburg seinen allerersten Marathon bestritt. „Es war wie eine Geburt“, sagt Strøm „42,195 Kilometer voller Schmerzen und dann diese Erlösung, Freude und Tränen“. Seitdem weiß Strøm, dass er fast alles schaffen kann – nicht nur im Sport. „Deswegen habe ich weitergemacht.“

    "In Hamburg ist die Stimmung am besten"

    New York, Paris, London, Berlin und viele andere Städte – 124 Marathons ist Jens Strøm schon gelaufen. Aber sein Herz gehört seiner Marathon-Geburtsstätte. „Woanders gibt es mehr Zuschauer, aber in Hamburg ist die Stimmung am besten“, schwärmt er. Auf den Ruf „Hummel, Hummel“ antwortet Strøm jedes Mal. Bis zu 3000-mal, so schätzt Strøm, ruft er während eines Laufs „Mors, Mors“. Sogar Polizisten freuen sich, wenn er ihnen das frei übersetzte „Leck mich am Allerwertesten“ erwidert.

    Auch beim Marathon in seiner dänischen Heimatstadt Odense schlüpft Jens Strøm in die Rolle berühmter Figuren, die er zumeist Märchen entlehnt: Das hässliche Entlein, der hübsche Schwan, der fliegende Koffer oder auch als Hans Christian Andersen selbst, der wohl berühmteste Sohn der Stadt, ist Strøm schon gelaufen. Jedes Jahr entwirft er ein neues Kostüm. Diese Mühe macht sich der Däne aber nur in Odense und in Hamburg. Alle anderen Marathons läuft er unkostümiert.

    Wärmeaustausch – sonst droht ein Kreislaufkollaps

    Nachahmern empfiehlt Strøm, vor allem auf den Wärmeaustausch ihres Outfits zu achten, sonst droht ein Kreislaufkollaps. Dies lässt sich bei einem Probelauf schon nach wenigen Kilometern gut einschätzen, sagt er. Bevor man sich verkleidet, sei es hilfreich, bereits etwas Marathon-Erfahrung zu haben und sein Tempo zu kennen. Gerade in Hamburg gebe es inzwischen auch viele Staffel- und Zehnkilometerläufer im Feld, die viel schneller unterwegs sind. Von diesen dürfe man sich nicht mitziehen lassen.

    Am 23. April will Jens Strøm gegen 13.30 Uhr zum 25. Mal die Ziellinie in Hamburg überqueren. Es wird sein 125. Marathon insgesamt sein. Damit es ein Doppeljubiläum wird, hat er extra ein paar Läufe verlegt. Im Ziel, dieses Ritual hat sich inzwischen so eingebürgert, wird ihn der Moderator wieder begrüßen und Jens Strøm wird seinen Hut ziehen vor der Stadt, in der er vor 25 Jahren zum Marathonläufer wurde.

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    Marathon: Das Geheimnis der Hamburg-Sieger

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