Lübeck. Nach einer schwachen ersten Halbzeit gewinnt der Zweitligist dank Dompé-Show mit 5:2 beim VfB. Morten Wahl traf zunächst zum 2:0.
Als die 90 Minuten vorbei waren, wussten alle Hamburger, bei wem sie sich bedankten mussten. Jean-Luc Dompé wurde geherzt, beklatscht und umarmt. Der Franzose, der schon am Vorabend der beste Hamburger war, drehte ein zuvor schwaches Spiel des HSV gegen den VfB Lübeck mit drei Traumtoren zu einem 5:2-Sieg. Oh lá lá, Monsieur Dompé!
Nicht einmal 24 Stunden nach dem Schützenfest vom Vortag, als der HSV mit 5:1 gegen Drochtersen/Assel gewinnen konnte, machte Trainer Steffen Baumgart seine Ankündigung wahr und wechselte einmal komplett durch. Dabei setzte der HSV-Coach erneut auf eine Dreierkette (diesmal mit Guilherme Ramos, Jonas David und Noah Katterbach), die in der kommenden Saison häufiger zum Einsatz kommen soll.
Neue Dreikette des HSV patzte gegen den VfB Lübeck
„Das wird ein System sein, dass wir gerade im Aufbau immer wieder anstreben“, sagte Baumgart. „Wir wollen dieses System aber flexibel gestalten.“ Fest eingeplant sollen nur zwei sogenannte Sechser im defensiven Mittelfeld sein, in der Offensive soll immer wieder zwischen einer Doppelspitze und einer variablen Dreierreihe getauscht werden.
Doch anders als in Drochtersen ging der Baumgart-Plan in Lübeck mit dem veränderten Personal zunächst überhaupt nicht auf – weder vorne noch hinten. Ohne echte Sturmspitze (Neuzugang Selke, Glatzel und Nemeth fehlten) spielten sich die Hamburger gegen den Viertligisten kaum Torchancen heraus und wirkten in der Defensive anfällig.
Rückkehrer David verursachte Strafstoß
Und es kam, wie es kommen musste: Nach einer knappen halben Stunde patzte Innenverteidiger David gleich doppelt. Erst konnte der Rückkehrer einen Pass nicht richtig annehmen, dann foulte er auch noch Lübecks Manuel Farrona Pulido ziemlich ungeschickt. Die logische Folge: Strafstoß.
Herdi Bernhard Boloko Bukusu – der Mann mit dem schönsten Namen auf dem Platz – ließ sich die Chance nicht entgehen und vollstreckte unhaltbar für Torhüter Daniel Heuer Fernandes zum 1:0.
Hauke Wahls Bruder traf kurz vor der Pause
Und es wurde noch schlimmer. Kurz vor der Pause erhöhte Lübeck-Neuzugang Morten Wahl sogar auf 2:0. Ausgerechnet Wahl: Der 24-Jährige wechselte in diesem Sommer vom Oberligisten SV Eichede nach Lübeck. Und was die wenigsten der 10.093 Zuschauer auf der ausverkauften Lohmühle wussten: Morten ist der jüngere Bruder von St.-Pauli-Profi Hauke Wahl (30).
In der Halbzeitpause warb HSV-Legende Bernd Wehmeyer (72) um Verständnis: „Unsere Leistung ist ausbaufähig. Aber man sollte nicht vergessen, dass wir mitten in der Vorbereitung sind und hart trainiert haben.“ Das galt allerdings auch für den Test am Vortag in Drochtersen, als elf andere Hamburger durchaus zu gefallen wussten.
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Immerhin: Im zweiten Durchgang wurde der HSV endlich besser. Zunächst zirkelte Immanuel Pherai einen Freistoß an die Latte, dann köpfte Ramos eine Flanke von Kapitän Ludovit Reis zum 1:2 ein (52.). Nach einer guten Stunde glich Neuzugang Karabec sogar zum glücklichen 2:2 aus (63.).
Wie zuvor bereits angekündigt wechselte Baumgart direkt danach mit Ausnahme von Torhüter Heuer Fernandes die komplette Mannschaft aus – und durfte sich darüber freuen, dass die Sieger aus Drochtersen es auch in Lübeck direkt besser als ihre Vorgänger machten.
Eingewechselter Dompé traf auch gegen Lübeck
Der eingewechselte Jean-Luc Dompé, der bereits am Vortag mit Vorlage und Tor überzeugte, brauchte nicht einmal vier Minuten für das Führungstor zum 3:2, womit nach dem schwachen ersten Durchgang kaum noch jemand gerechnet hatte.
Kurz vor dem Ende folgte dann die Dompé-Show. Erst traf der Franzose aus 25 Metern noch zum 4:2 (84.), dann lupfte er den Ball aus spitzem Winkel zum 5:2 (88.) – und dabei sollte es bis zum umjubelten Schlusspfiff auch bleiben. Am Ende waren dann doch irgendwie alle zufrieden.
Doch die wichtigste Nachricht ganz zum Schluss: Ein Teil der Einnahmen wurde in Absprache zwischen beiden Clubs an die gemeinsame Tafelstiftung Schleswig-Holstein-Hamburg gespendet. Es gibt eben wichtigeres als einen 5:2-Sieg in der Vorbereitung.
- HSV in der ersten Stunde: Heuer Fernandes – Ramos, David, Katterbach – Mikelbrencis, Poreba, Heyer, Jatta – Reis, Karabec – Pherai. HSV nach 63 Minuten: Heuer Fernandes – Hadzikadunic, Elfadli, Muheim – Balde, Meffert, Yalcinkaya, Dompé – Öztunali, Königsdörffer – Sillah. Tore: 1:0 Bukusu (9.), 2:0 Wahl (45.+1), 2:1 Ramos (52.), 2:2 Karabec (63.), 2:3 Dompé (67.), 2:4 Dompé (84.), 2:5 Dompé (88.).