Hamburg. HSV ist bei Millionenofferte für Yardimci an seine Schmerzgrenze gegangen. Der festgefahrene Poker hilft drei Youngstern.

Als die Zweitligamannschaft des HSV am Montag das erste Mal seit Beginn der Vorbereitung in Hamburg trainierte, hatten sich nur eine Handvoll Fans in den Volkspark verirrt. Nach der Ankündigung des Clubs, den normalen Zuschauerbereich wegen der EM-bedingten Rückbauarbeiten zu sperren, hatten sich die meisten Anhänger gar nicht erst auf den Weg gemacht. Die wenigen Fans, die trotzdem vorbeischauten, bekamen trotz der schlechter Sicht einen Eindruck, welche Talente in diesem Sommer eine Bewährungschance erhalten.

Otto Stange (17), Bilal Yalcinkaya (18), Fabio Baldé (18), Omar Sillah (20) sowie der ohnehin zum Profikader gehörende Nicolas Oliveira (20) mischten auch am Montag voll mit im Team von Trainer Steffen Baumgart. Alle fünf Youngster werden die komplette Vorbereitung beim HSV absolvieren und vom 16. bis 25. Juli auch mit ins zweite Trainingslager nach Bramberg am Wildkogel (Österreich) reisen. Ob dann auch schon der neue, noch zu verpflichtende Stürmer mit dabei sein wird, ist aktuell offen.

HSV-Wunschstürmer Yardimci zu teuer

Wie berichtet, befindet sich der HSV auf der Suche nach einem Angreifer, der neben Torjäger Robert Glatzel zuverlässig treffen und zugleich einen anderer Spielertypen verkörpern soll. Der neue Stürmer soll über Tempo verfügen, um den Kader als hängende Spitze um eine neue Qualität zu bereichern.

„Ich plane schon das eine oder andere Spiel mit zwei Spitzen“, hatte Baumgart zum Start der Vorbereitung einen Systemwechsel angekündigt. Deshalb bemüht sich der HSV schon seit mehreren Wochen um den türkischen U-21-Nationalspieler Erencan Yardimci (22) vom Erstliga-Aufsteiger Eyüpspor.

Obwohl die Hamburger mit ihrer Offerte von zwei Millionen Euro zuzüglich einer weiteren Million als Bonuszahlung im Falle des Aufstiegs an ihre Schmerzgrenze gegangen sind, ist der Transfer nach Abendblatt-Informationen aktuell nicht realisierbar. Die Türken fordern weiterhin vier Millionen Euro für Yardimci. Eine Summe, die der HSV nicht zahlen wird, der sich folgerichtig nach Alternativen auf dem Transfermarkt umsieht.

Steffen Baumgart steht auf seinen Spielertyp: HSV-Sturmtalent Omar SIllah.
Steffen Baumgart steht auf seinen Spielertyp: HSV-Sturmtalent Omar SIllah. © WITTERS | ValeriaWitters

Jetzt steigt die Chance der HSV-Talente

Solange der neue Stürmer nicht in Sicht ist, bietet sich gerade für die Offensivtalente eine große Chance. Denn hinter Glatzel ist das Rennen um die zweite von Baumgart angekündigte Spitze aktuell offen. Beim 12:0-Testspielerfolg des HSV beim Landesligisten TuS Neetze konnten sowohl Stange als auch Yalcinkaya auf sich aufmerksam machen.

Die beiden befreundeten Youngster erzielten jeweils einen Doppelpack in einer Halbzeit und überzeugten auch darüber hinaus, indem sie immer anspielbar waren und viele Bälle forderten. Gleiches gilt für Andras Nemeth (20), der in der vergangenen Saison zwar kein Tor in 31 Pflichtspielen (761 Minuten) schoss, sich aktuell aber neue Hoffnungen auf den Platz neben Glatzel macht.

Andras Nemeth traf doppelt beim HSV-Test in Neetze.
Andras Nemeth traf doppelt beim HSV-Test in Neetze. © WITTERS | ValeriaWitters

„Andras soll nicht nur ein Backup sein“, kündigte Baumgart an, der aber auch Stange, Yalcinkaya, Sillah und Baldé zum Profidebüt verhelfen will. „Der eine oder andere wird zu seinen Einsätzen kommen, darauf freue ich mich“, verprach der HSV-Trainer, der sich an dem vor allem in den Sozialen Medien kursierenden Vorurteil stört, er sei angeblich kein Talentförderer.

HSV: Baumgart räumt Talente-Gerücht auf

„Ich habe sieben Nachwuchskräften beim 1. FC Köln zu ihrem Bundesligadebüt verholfen. Wer dann schreibt, ich kümmere mich nicht um den Nachwuchs, der soll mal gucken, wie viele Trainer in zweieinhalb Jahren sieben Talente zu Bundesligaspielern gemacht haben“, sagte er.

Baumgart verwies zudem auf seine Zeit in Paderborn, als er dem heutigen Nationalspieler Chris Führich zum Debüt verhalf. „Ich arbeite sehr gern mit jungen Leuten zusammen und schaffe es auch meistens, diese jungen Leute in der Bundesliga oder Zweiten Liga zu integrieren.“

Mehr zum Thema

Dieses Ziel verfolgt Baumgart nun auch mit den vier ganz jungen Talenten beim HSV. Mit Außenverteidiger Oliveira (20), der in der vergangenen Saison unter Ex-Coach Tim Walter debütierte, will Baumgart einem weiteren Youngster zu mehr Spielzeit verhelfen. Auch Oliveira kommt zugute, dass der neue Rechtsverteidiger noch nicht verpflichtet wurde. Das Warten auf die Neuzugänge wird daher zur Chance für den eigenen Nachwuchs.

Trainer Baumgart kündigte an, bei einem Zweitligaeinsatz von Nicolas Oliveira keine Sorgen zu haben.
Trainer Baumgart kündigte an, bei einem Zweitligaeinsatz von Nicolas Oliveira keine Sorgen zu haben. © WITTERS | ValeriaWitters