Schneverdingen. Neuzugang Daniel Elfadli spricht offen über seinen vor einem Jahr geplatzten Wechsel zum HSV und sein Ziel, an der WM teilzunehmen.

Daniel Elfadli lächelt über beide Ohren, als er am Mittwoch nach einer kräftezehrenden, knapp zweistündigen Trainingseinheit die Fragen der Medienvertreter beantwortet. Der defensive Mittelfeldspieler, der für etwas weniger als eine Million Euro vom Zweitligarivalen 1. FC Magdeburg verpflichtet wurde, ist einfach nur glücklich, endlich beim HSV zu sein. Dieser Karriereschritt sei etwas Besonderes für ihn, stellt Elfadli klar, und das aus gleich zweierlei Gründen.

Zum einen, weil er noch vor drei Jahren in der Fünften Liga spielte. Und zum anderen, weil er eigentlich schon vor einem Jahr beim HSV unterschreiben wollte: Rückblick: Im Sommer 2023 war sich Elfadli bereits mit den Hamburgern über einen Vertrag einig. Der inzwischen 27-Jährige hatte seine Wechselabsichten bereits in der Kabine gegenüber vertrauten Mitspielern verkündet. Doch Magdeburg stellte sich in den Verhandlungen quer, wollte den taktisch flexiblen Mentalitätsspieler unbedingt halten und wehrte alle Abwerbungsversuche des HSV erfolgreich ab.

HSV-Zugang Elfadli im Wechselbad der Emotionen

Elfadli, der sich bereits das Volksparkstadion und die daneben gelegenen Trainingsplätze vor Ort angesehen hatte, musste schließlich gegen seinen Willen in Sachsen-Anhalt bleiben. „Der Frust war riesig, das kann man sich denken“, sagt er ein Jahr später. „Ich wollte unbedingt schon vor einem Jahr zum HSV und habe mir den Wechsel in den Kopf gesetzt. Als dieser nicht klappte, war ich schon sehr enttäuscht. Damit umzugehen, war eine neue Erfahrung.“

Aus mentaler Sicht begann für den zweikampfstarken Mittelfeldabräumer die bis dahin schwierigste Phase seiner Karriere. „Ich habe ein paar Spiele Zeit benötigt, um den Fokus wieder voll auf Magdeburg zu legen“, räumt er offen ein. „Meine Familie und meine Freunde haben mir in dieser Phase geholfen. Oft ist man aber auch alleine und muss mit seinen Gedanken zurechtkommen.“

Als die Transferphase endete und sich ein Wechsel endgültig zerschlagen hatte, gelang es Elfadli schließlich, sich mit seiner sportlichen Konstellation zu arrangieren. „Es half mir, die Situation einfach zu akzeptieren. Das war auch ein Lernprozess für mich.“

Daniel Elfadli spricht über seine Stärken

In den darauffolgenden Wochen brach der Kontakt mit dem HSV erst einmal ab. Im Laufe der Saison nahm der Club um Profifußballdirektor Claus Costa die Gespräche mit Elfadli allerdings wieder auf und intensivierte diese ab Ende April. Elfadli spürte nun, dass sein Wechsel nach Hamburg im zweiten Anlauf tatsächlich klappen könnte. Und so kam es dann auch. „Ich freue mich, hier zu sein“, sagt er.

Trainer Steffen Baumgart plant den Neuzugang künftig an der Seite von Jonas Meffert auf der Doppelsechs ein. „Meine Stärken liegen darin, die Bälle zu erobern und abzufangen, Laufwege meiner Mitspieler zu antizipieren sowie kluge, strategische Pässe zu spielen“, sagt Elfadli über sich selbst.

Mit diesen Qualitäten hat er es bis in die libysche Nationalmannschaft geschafft, für die er entgegen so mancher Statistikportale bereits sechsmal aufgelaufen ist. „Manche meiner Länderspiele sind gar nicht gelistet“, erklärt der Profi die fehlerhaften Daten.

HSV-Profi Elfadli will zur WM

Obwohl sein jüngster Einsatz für Libyen bereits ein halbes Jahr zurückliegt, werde er noch immer nominiert. „Die jüngsten Länderspiele waren allerdings genau zum Start unseres Urlaubs in Barcelona. Deshalb hatte ich der Nationalmannschaft abgesagt, um ein bisschen Zeit für mich zu haben. Es ist für mich aber weiterhin eine Ehre, für Libyen zu spielen. So viele Menschen zu repräsentieren, macht mich stolz.“

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Mit Nationalcoach Milutin Sredojević befinde er sich im Austausch. Beide verfolgen das gemeinsame Ziel, sich mit Libyen erstmals für die WM zu qualifizieren. Als aktueller Tabellenzweiter (7 Punkte nach vier Spielen) und nur einen Punkt hinter Kamerun in der Qualifikationsgruppe D stehen die Chancen dafür auch gar nicht so schlecht. Der Erste qualifiziert sich direkt für das Turnier 2026 in Kanada, Mexiko und den USA. Der Zweite muss in die Play-offs. „Es ist mein Ziel, an der WM teilzunehmen“, sagt Elfadli. „Das ist Libyen in der Geschichte noch nie gelungen. Das heißt aber nicht, dass es nicht noch passieren könnte.“ 

Zum Abschluss bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Wie ordnet der studierte Betriebswirt seine Ablöse im fast siebenstelligen Bereich ein? „Das ist eine super Investition in die Zukunft“, sagt Elfadli und lacht. Seine Freude, endlich beim HSV zu sein, ist ihm anzumerken.