Dresden/Hamburg. Die Hamburger kassieren beim Drittligisten eine 1:4-Niederlage und scheiden aus dem DFB-Pokal aus. Doch es kommt noch schlimmer.

78 Tage hatte der HSV Zeit, um die herbe Enttäuschung des erneut verpassten Zweitliga-Aufstiegs zu verarbeiten. Doch schlechter hätte auch die neue Saison kaum beginnen können: Im ersten Pflichtspiel kassierten die Hamburger am Montagabend bei Dynamo Dresden eine peinliche 1:4-Niederlage (0:2), schieden wie schon Lokalrivale FC St. Pauli bei der erstbesten Gelegenheit aus dem DFB-Pokal aus – und sorgten am Ende in Person von Toni Leistner sogar für einen Eklat auf der Tribüne.

Lässt der HSV auch unter dem neuen Trainer Daniel Thioune die Fans von Neuem leiden? Der erste Eindruck lässt es befürchten. Im Spiel nach vorn kam die Mannschaft nicht über gute Ansätze hinaus. Umso anfälliger war sie für gegnerische Konter.

„Wir dachten, dass wir schon einen Schritt weiter sind – auch nach den letzten Ergebnissen", sagte Thioune. „Heute haben wir einen auf die Nase bekommen und müssen das jetzt abhaken. Am Freitag geht es in der Liga weiter.“

HSV lässt sich von Dresden zweimal auskontern

Dresdens frühes Führungstor durch Yannick Stark resultierte aus einem solchen, nachdem Jeremy Dudziak den Ball im Mittelfeld verloren hatte (3. Minute). Gleiches gilt für das 2:0 durch Robin Becker – seinen Schuss aus spitzem Winkel fälschte HSV-Verteidiger Jonas David unhaltbar ins eigene Netz ab. David hatte den Platz des verletzten Stephan Ambrosius in der Innenverteidigung übernommen.

In der Folge ließ der HSV, namentlich Lukas Hinterseer, mehrere gute Torchancen liegen – Hinterseer hatte im Sturm zunächst den Vorzug vor dem prominenten Neuzugang Simon Terodde erhalten, der noch Trainingsrückstand hat.

Dresden nutzt HSV-Schwächen eiskalt

Dresden nutzte die HSV-Schwächen eiskalt aus. Christoph Daferner schloss einen gelungenen Angriff per Schuss aus 20 Metern ins kurze Eck zum 3:0 ab (53.) und trieb die Stimmung im Rudolf-Harbig-Stadion auf einen neuen Höhepunkt. Mehr als 10.000 Fans sorgten für die größte Kulisse seit Beginn der Corona-Krise. Die Verhaltensregeln wurden nach dem ersten Eindruck weitgehend eingehalten.

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Der HSV gab zwar nicht auf, Thioune brachte Terodde und sogar den lange verschmähten Bobby Wood für Hinterseer und Manuel Wintzheimer. Doch mehr als der Premierentreffer des ebenfalls eingewechselten Amadou Onana sprang nicht heraus – Terodde hatte dem Neuzugang den Kopfballtreffer aufgelegt. Stattdessen setzte Dresdens Sebastian Mai per Handelfmeter den 4:1-Schlusspunkt (90.+5).

HSV-Profi Leistner attackiert Dresdner Fan

Doch der Tiefpunkt sollte noch folgen, und dafür sorgte Toni Leistner. Als der neue HSV-Verteidiger während eines Interviews mit dem Fernsehsender Sky von einem Dynamo-Fan beschimpft wurde, gingen mit ihm die Nerven durch. Leistner (30) unterbrach das Interview, kletterte auf die Tribüne und ging auf den Mann los. Andere Zuschauer hielten die Attacke auf Video fest.

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Leistner packte den Mann an seinem Shirt, schüttelte ihn und drückte ihn auf die Stufen. Andere Fans und ein Ordner versuchten, den Profi zurückzuhalten. Der kehrte danach zur Interview-Zone zurück und gab an, der Fan habe seine Frau und seine Kinder beleidigt. Leistner ist gebürtiger Dresdner, seine Familie lebt noch in der sächsischen Landeshauptstadt.

Leistner entschuldigt sich auf Instagram

Wenige Stunden nach dem Abpfiff entschuldigte sich Leistner für den Vorfall auf Instagram. In seiner Story schreibt der HSV-Spieler: "Ich bin nach dem Spiel von der Tribüne meiner Heimatstadt aus massiv beleidigt worden. Damit kann ich normalerweise umgehen. Doch dann ging es extrem und massiv unter die Gürtellinie gegen meine Familie, meine Frau und meine Tochter."

"In dem Moment sind mir die Sicherungen durchgebrannt, zumal dies ohnehin ein extrem emotionales Spiel für mich war. So etwas darf mir dennoch niemals passieren. Ich bin Familienvater, der als Vorbild dienen möchte. Ich entschuldige mich in aller Form für mein Verhalten und kann nur versprechen, dass mir – egal was mir an Beleidigungen an den Kopf geworfen wird – so etwas nie wieder passieren darf", fügt Leistner in der Story hinzu.

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Pokal-K.-o. in Dresden – HSV-Fans bedient

Wie viele Zuschauer der HSV am Freitag (18.30 Uhr) beim Zweitliga-Auftakt gegen Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf in seinem Stadion begrüßen darf, ist noch offen. Sicher ist, dass Thioune bis dahin viel zu tun hat, um seine Mannschaft wieder aufzurichten.

Die Fans sind vorerst bedient. "Hochverdient und hochpeinlich", attestierte HSV-Supporters-Chef Timo Horn via Twitter: "Jetzt schon kein Bock mehr auf die Saison." Julian Pollersbeck wird in der beim HSV wohl keine Rolle mehr spielen. Der Wechsel des umstrittenen Torwarts zum französischen Champions-League-Halbfinalisten Olympique Lyon ist offenbar perfekt.

Die Statistik:

  • Dresden: Broll - Becker, Mai, Knipping, Löwe - Stark, Will (90.+5 Kade) - Diawusie (73. Sohm), Weihrauch (73. Horvath), Panagiotis Vlachodimos (90.+5 Königsdörffer) - Daferner (66. Stor). - Trainer: Kauczinski
  • HSV: Heuer Fernandes - Vagnoman, Leistner, David, Leibold - Gjasula - Dudziak (60. Narey), Hunt (60. Terodde) - Wintzheimer (77. Wood), Hinterseer (60. Onana), Kittel (90.+4 Amaechi). - Trainer: Thioune
  • Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach) 
  • Tore: 1:0 Stark (3.), 2:0 Becker (16.), 3:0 Daferner (53.), 3:1 Onana (89.), 4:1 Mai (90.+5, Handelfmeter)
  • Zuschauer: 10.053