Braunschweig/Hamburg. Trotz des Erfolgs muss sich der HSV steigern. Die Neuzugänge blieben blass. Trainer Walter wurde in der Kabine laut.

Als Schiedsrichter Timo Gerach die Partie um 15.28 Uhr abpfiff, war die Erleichterung unter den rund 3000 mitgereisten HSV-Fans in etwa so groß wie die Erwartungshaltung vor dem Anpfiff. Denn der HSV ist beim schmeichelhaften 2:0 (0:0)-Sieg in Braunschweig nur schleppend in die Saison gestartet und muss sich die nächsten Wochen gehörig steigern, will man seiner Favoritenrolle um den Aufstieg gerecht werden. Über weite Strecken des Spiels war der Aufsteiger die bessere Mannschaft, doch den Unterschied machte Doppelpacker Robert Glatzel (67. und 76.).

Die Elf von Trainer Tim Walter tat sich von Anfang an schwer mit der giftigen Spielweise der Eintracht. Die in der vergangenen Saison viel gelobte Defensive ließ zu viele zum Teil hochkarätige Chancen zu. Probleme bereiteten die Hamburger vor allem die Tempogegenstöße der Eintracht, doch am Ende zählt das Ergebnis und die drei Punkte für den HSV.

HSV: Glatzel legt Finger in die Wunde

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Hamburger ganze 24 Torschüsse des Gegners zuließen, weshalb Doppelpacker Glatzel den Finger in die Wunde legte: „Die erste Halbzeit war überhaupt nicht gut von uns. Wir können uns bei Ferro bedanken, dass es 0:0 zur Pause stand. Richtig schlecht war vor allem unsere Konterabsicherung. Wir kriegen gefühlt fünf Konter in einer Halbzeit. Das müssen wir auf jeden Fall abstellen, auch nach vorne war es zu wenig. Es liegt noch viel harte Arbeit vor uns“, sagte der Stürmer bei Sky.

Kabinenrüffel von HSV-Coach Walter

Auch Tim Walter war nicht gänzlich zufrieden, sah einen Erklärungsansatz allerdings in der Temperatur, die in Braunschweig mit 24 Grad angegeben wurde. „Es ist unheimlich schwer, hier herzukommen bei der Euphorie des Gegners. Es ist auch schwierig, bei den Temperaturen Lücken zu finden. Wenn man nicht schnell genug spielt, sich nicht genug bewegt und das Restfeld nicht gut verteidigt – genau das war in der ersten Halbzeit der Fall –, dann stehst du außen da, bist ratlos und fragst dich, was wir die vergangenen vier Wochen so gemacht haben“, klagte der Coach, der in der Halbzeitpause lauter wurde.

„Es gab in der Kabine ein paar Worte. Man hat gesehen, dass diese gefruchtet haben. In der zweiten Halbzeit haben wir viele Dinge besser gemacht: Wir haben das Balltempo erhöht, sind besser in die Box gekommen, haben mehr Eins-gegen-Eins-Situationen gelöst und hatten mehr Abschlüsse. Und trotzdem war der Gegner gefährlich bei Kontersituationen“, ergänzte Walter, der in Braunschweig wie erwartet auf die beiden Neuzugänge Laszlo Benes und Ransford Königsdörffer in der Startelf setzt.

HSV in Braunschweig: Neuzugänge blass

Doch im Eintracht-Stadion wurde deutlich, dass die beiden Offensivspieler noch etwas Zeit benötigen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden, das HSV-Spiel variabler und torgefährlicher zu gestalten.

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Während Benes und Königsdörffer nie wirklich ins Spiel fanden, überrumpelte Braunschweig den HSV gleich zu Beginn mit gefährlichen Kontern. Kaufmann (3.), Marx (11.) und zweimal Lauberbach, der erst haarscharf vorbei schoss (14.) und dann am glänzend reagierenden Torhüter Daniel Heuer Fernandes scheiterte (20.) hatten die Führung der Gastgeber auf dem Fuß.

HSV-Coach Walter macht Profis Ansage

Nach 23 Minuten hatte Walter genug gesehen. Im Rahmen einer Trinkpause machte der Coach seinen Profis eine deutliche Ansage und schickte im Anschluss alle Reservisten zum Warmmachen. Wirklich besser wurde das Spiel seiner Mannschaft dadurch aber nicht. Torchancen hatte weiterhin nur die Eintracht, doch weder Marx (30.) noch Kaufmann (33.) oder Strompf (45.) brachten den Ball im Tor unter. Das Fazit aus HSV-Sicht zur Pause: Es konnte nur besser werden.

Doch das wurde es zunächst nicht. Nun war es der stark aufspielende Pherai, der gleich zweimal in Heuer Fernandes seinen Meister fand (46. und 57.). Und der HSV? Der wachte nun endlich auf. Zwar nicht spürbar, aber immerhin langsam.

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Glatzel schießt HSV zum Sieg in Braunschweig

Letztlich war es ein beherzter Antritt von Ludovit Reis, der den Spielverlauf ein bisschen auf den Kopf stellte. Der Niederländer zog nach innen und probierte es einfach mal. Eintracht-Keeper Hoffmann, der den an Corona erkrankten Fejzic vertrat, ließ den Schuss nach vorne abklatschen, wo Vuskovic am schnellsten schaltete und den Ball zu Glatzel köpfte, der den Ball zum 1:0 für den HSV über die Linie drückte (67.).

Vorstand Jonas Boldt freut sich mit Xavier Amaechi, der einen beherzten Auftritt nach seiner Einwechslung zeigte. Es waren seine besten Minuten im HSV-Trikot.
Vorstand Jonas Boldt freut sich mit Xavier Amaechi, der einen beherzten Auftritt nach seiner Einwechslung zeigte. Es waren seine besten Minuten im HSV-Trikot. © Imago / Christian Schroedter | Unbekannt

Eine schmeichelhafte Führung, die sieben Minuten später sogar noch ausgebaut wurde, als der eingewechselte Xavier Amaechi butterweich ins Zentrum flanke, wo Torjäger Glatzel am höchsten stieg und seine Kopfballstärke untermauerte. Es war die Entscheidung in einer umkämpften Partie.

Braunschweig agierte weiterhin mit Herz und Leidenschaft, mehr als ein Lattentreffer durch Pherai (85.) sollte aber nicht mehr herausspringen. Und so ist der HSV positiv in die Saison gestartet, auch wenn spielerisch noch Luft nach oben ist.

Die Statistik:

  • Braunschweig: Hoffmann – Marx (76. Henning), Decarli, Behrendt, Strompf (76. Ihorst), Kijewski – Krauße (77. Multhaup), Nikolaou – Pherai (88. Donkor) – Kaufmann, Lauberbach (88. Schultz). – Trainer: Schiele
  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim (90. +3 Leibold) – Meffert – Reis, Benes (61. Rohr) – Königsdörffer (61. Amaechi), Glatzel (90. +3 Bilbija), Kittel. – Trainer: Walter.
  • Tore: 0:1 Glatzel (67.), 0:2 Glatzel (76.)