Hamburg. Vor dem Auftakt in Braunschweig freut sich der HSV-Trainer über Druck, seine Mannschaft und Schlagzeilen. Wann verlängert er?
Vor zwei Tagen wurde es laut im Volkspark. Weil HSV-Trainer Tim Walter unzufrieden mit der Trainingsleistung seiner Mannschaft war, ließ er mächtig Dampf ab. Im Anschluss verließ Walter den Trainingsplatz als Erster und war dabei so schnell, dass nur ein eifriger Autogrammjäger hinterherkam. „Wenn die Profis nicht spuren – Willkommen bei Wut-Walter“, titelte die „Bild“ am späten Mittwochnachmittag.
Eine Schlagzeile, die den nach eigener Aussage nie Presseberichte verfolgenden Walter amüsierte. „Ich habe die schöne, medial verbreitete Alliteration vom Wut-Walter schon gesehen. Danke dafür noch mal“, sagte der HSV-Coach auf der Pressekonferenz vor dem Saisonauftakt am Sonntag bei Eintracht Braunschweig (13.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker) mit Blick in Richtung des anwesenden „Bild“-Reporters.
„Im Anschluss gibt's aber auch den weichen Walter“, stellte er klar. „Ich bin ein Mann klarer Worte. Wenn mir etwas nicht passt, dann sage ich es den Jungs auch. Ich möchte einfach nicht, dass ein Schlendrian einkehrt. Die Jungs sind gut und haben eine Messlatte gelegt, wir wollen aber weiterkommen. Das (wütend zu sein; d. Red) ist völlig menschlich und normal. Sobald wir in die Kabine gehen, hat sich dieses Thema wieder erledigt.“ Der wütende Walter hat also auch eine weiche Seite.
HSV: Was Walter von Braunschweig erwartet
Etwas unsanft reagierte der Coach allerdings auf die nächste Frage, als derselbe Medienvertreter mit einer Vorliebe für Alliterationen wissen wollte, wie es um den in Hamburg so berüchtigten Druck bestellt sei. „Druck ist ein Privileg“, sagte Walter, der klarstellte, diese Frage nur einmal für die gesamte anstehende Saison zu beantworten. Und zwar jetzt: „Nur der, der oben um etwas spielt, darf Druck haben. Für mich ist das eine Bestätigung der Arbeit, die mir Freude bereitet.“
Eine gewisse Vorfreude empfinde er schon jetzt für die Duelle gegen die zahlreichen Traditionsvereine um die Aufsteiger Kaiserslautern und eben Braunschweig. Die Eintracht sei eine sehr robuste Mannschaft, die tief stehe und auf Umschaltmomente setze, „aber auch situativ presst und ein gutes Tempo vorne hat. Da müssen wir höllisch aufpassen – auch bei Standardsituationen“, unterstrich der HSV-Coach, der am Sonntag auch mit Überraschungen rechnet. „Es gibt immer irgendwelche Dinge, die man so vorher nicht auf dem Zettel hatte.“
HSV-Aufstieg? Walter rechnet mit Sandhausen
Eine Aussage, die im Laufe der Saison auch noch auf die Konkurrenz um den Aufstieg zutreffen wird. Für gewöhnlich kämpft die halbe Liga um die begehrten oberen drei Plätze. Nachdem Bremen und Schalke in die Bundesliga zurückgekehrt sind, und die Absteiger Bielefeld und vor allem Fürth nicht das ganz große Zittern auslösen, muss sich die Liga erst neu sortieren. In dieser Phase der Saison bei einer Aufzählung alle künftigen Aufstiegsrivalen des HSV zu treffen, ist nahezu unmöglich. Tim Walter versuchte es trotzdem.
Neben der obligatorischen Wertschätzung für die Absteiger Bielefeld und Fürth rechnet der 46-Jährige auch mit Hannover und Düsseldorf („beide haben sich gut verstärkt“), Sandhausen („gute Rückrunde gespielt“), Paderborn und auch den Stadtrivalen müsse man immer auf dem Schirm haben. Fazit: So ausgeglichen wie in dieser Spielzeit ging es wohl noch nie zur Sache. Ein Begriff, den die Marketingabteilung des exklusiven Rechteinhabers Sky noch häufiger verwenden dürfte. Wetten, dass..?
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Wann verlängert Walter beim HSV?
Ganz und gar nicht ausgeglichen geht es hin und wieder auf der Geschäftsstelle des HSV zu, was auch Walter ins Grübeln zu bringen scheint. Sportvorstand Jonas Boldt wollte mit seinem Coach eigentlich noch vor dem Saisonstart verlängern. Walter weiß um die interne Lagerbildung, weshalb er für sich selber nichts unterschreiben will, solange die Zukunft seiner größten Vertrauensperson Boldt noch nicht geklärt ist. Doch Aufsichtsratschef Marcell Jansen setzt weiter auf Zeit. Und so muss auch Boldt mit einem auslaufenden Vertrag in die Saison gehen. Ein Szenario, dass der Manager eigentlich vermeiden wollte.
Walter sagt deshalb über seine eigene angestrebte Vertragsverlängerung: „Ich fühle mich hier sehr wohl, aber es gibt noch ein paar Dinge zu klären. Grundsätzlich bin ich entspannt.“
Auf dem Trainingsplatz sieht das hingegen manchmal anders aus.