Hamburg. Der HSV muss im Topspiel der 2. Bundesliga den verletzten Tim Leibold ersetzen – und womöglich auch Torwart Daniel Heuer Fernandes.

Am Donnerstagmorgen konnte Tim Leibold schon wieder lachen. Zwei Tage nachdem er sich beim Pokalerfolg in Nürnberg das vordere Kreuzband im rechten Knie gerissen hatte, stattete der HSV-Verteidiger den Kollegen beim Training einen Besuch ab. "Die Jungs haben natürlich versucht, ihn aufzubauen", berichtete Trainer Tim Walter bei der Pressekonferenz am Nachmittag: "Aber jeder, der Leibe kennt, weiß, dass er immer sehr optimistisch ist und eine Frohnatur."

Walter wird ohne die fußballerischen und charakterlichen Qualitäten Leibolds auskommen müssen, im sogenannten Topspiel gegen den Tabellen-15. Holstein Kiel am Sonnabend (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sport1 und Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) und wohl auch für den Rest der Saison in der 2. Bundesliga.

Zum Glück braucht der HSV derzeit keinen Stimmungsmacher. Der Last-Minute-Sieg in Paderborn und der im Elfmeterschießen in Nürnberg hat verloren gegangenes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückgebracht. "Es ist wichtig, dass wir auf dem Gaspedal bleiben und versuchen, den Schwung und das Adrenalin so lange wie möglich mitzunehmen", sagte Walter. Die Euphorie und die Zuschauer – mehr als 35.000 Karten sind bereits verkauft – würden die müden Beine schon wieder antreiben.

HSV-Trainer Walter sieht Taktik bestätigt

Die Erfolge haben auch die Kritik an Walters offensiver Spielweise verstummen lassen. Der Trainer sieht sich in seiner Taktik bestätigt: "Wir sind die Mannschaft, die am kompaktesten steht und in den letzten fünf Spielen ganz wenig zugelassen hat." Dass die Mannschaft anfällig für Konter sei, sei ein Irrglaube. "Trotzdem ist unser Anspruch, immer noch besser werden, aber vor allem was die Konsequenz beim Abschluss angeht."

Das Problem mit der Chancenverwertung hat auch Mikkel Kaufmann nicht lösen können. Bei seinem Startelfdebüt drängte sich der Däne nicht gerade für weitere Einsätze auf. Walter zeigte sich dennoch "zufrieden: Er war sehr engagiert, ist extrem viele Wege gegangen und hat Räume geschaffen." Fürs erste Mal hab es Kaufmann "gut gemacht".

HSV-Einzelkritik:

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Der zweite Skandinavien-Import könnte am Sonnabend sein HSV-Debüt feiern: Sollte Torwart Daniel Heuer Fernandes wie befürchtet ausfallen, würde der Schwede Marko Johansson ihn ersetzen. "Er würde seinen Job sicher auch gut machen", sagte Walter.

Seine Nummer eins hatte bei seiner Elfmeterparade gegen Nürnbergs Asger Sörensen eine Kapselverletzung im Knie erlitten. Am Donnerstag beließ es Heuer Fernandes bei Kraftübungen. Die Entscheidung über einen Einsatz soll erst am Sonnabendvormittag fallen. Walter: "Es wird eine Spitz-auf-Knopf-Aktion."

Walter lässt Leibold-Ersatz offen

Offen ließ der Trainer, wer Leibold ersetzt – oder besser: wie der Ex-Kapitän ersetzt wird. Miro Muheim hat linker Verteidiger gelernt und die Rolle nach Leibolds Ausscheiden laut Walter auch zu dessen Zufriedenheit ausgefüllt – auch wenn ein Qualitätsunterschied klar erkennbar war. "Er hat auch vorher schon angedeutet, wie gut und wertvoll er ist", sagte der Trainer, der seinen Spieler bewusst starkredete, "aber es gibt auch Alternativen dazu." Zum Beispiel einen Rechtsfuß auf die Position zu stellen oder gar auf eine Dreierkette umzustellen.

HSV-Trainer Tim Walter (r.) mit dem möglichen Tim-Leibold-Vertreter Miro Muheim am Donnerstag auf dem Weg zum Training.
HSV-Trainer Tim Walter (r.) mit dem möglichen Tim-Leibold-Vertreter Miro Muheim am Donnerstag auf dem Weg zum Training. © imago images/Michael Schwarz | Unbekannt

Den Gegner mit einer neuen Taktik zu überraschen wäre allemal eine Option. Denn meistens würden eher die Gegner ihre Spielweise der des HSV anpassen als umgekehrt, hat Walter beobachtet. Das erschwert die Vorbereitung auf den kommenden Gegner, zumal der einen neuen Trainer hat: Marcel Rapp folgte Anfang des Monats auf den zurückgetretenen Ole Werner.

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Auch die Mannschaft hat nicht mehr viel mit der gemein, die Walter in der Saison 2018/19 trainiert hat – und die den HSV damals gleich zweimal besiegen konnte. Trotzdem bleibe er mit dem Club besonders verbunden: "Holstein hat mir die Chance gegeben, mich im Profibereich zu etablieren, dafür werde ich dem Verein immer dankbar sein."