Hamburg. Eine führende Fan-Gruppe will die HSV Fußball AG in eine GmbH & Co. KGaA umwandeln – und so die Kontrolle zurückgewinnen.
Der HSV Supporters Club will die Profimannschaft wieder "näher an den Verein holen". So steht es in einer Erklärung, die eine Gruppe um den aktuellen stellvertretenden Abteilungsleiter Martin Oetjens am Sonnabendnachmittag verbreitet hat.
Darin erläutert die Gruppe, warum sie auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung des HSV e.V. die Umwandlung der Fußball AG in eine GmbH & Co. KGaA beantragen will. Diesen Schritt hatten die Supporters bereits Anfang der Woche angekündigt.
HSV Supporters: e.V. soll im Notfall Kontrolle behalten
In der Erklärung wehren sich die fünf Unterzeichnerinnen und Unterzeichner gegen den Verdacht, sie wollten den HSV für weitere Investoren öffnen. Das Gegenteil sei der Fall: "Wir wollen nicht, dass weitere Anteile des HSV verkauft werden." Man wolle den Verein vielmehr "so aufstellen, dass wir Mitglieder die volle Kontrolle behalten, wenn es nötig oder sinnvoll ist, weitere Anteile zu veräußern".
Dies sei beispielsweise dann der Fall, wenn die Saison in der 2. Bundesliga wegen der Corona-Pandemie abgebrochen werden müsse und der HSV Fußball AG so die Einnahmen wegbrächen. Würden die Mitglieder in einer derartigen Notlage einem Verkauf weiterer Anteile über das aktuelle Limit von 24,9 Prozent hinaus zustimmen, verlören der HSV und somit die Mitglieder ihre Mitbestimmung bei der Profimannschaft.
Kühnes Macht soll begrenzt bleiben
Dies sei bei einer GmbH & Co. KGaA anders: "Hier hätte das Veräußern von Anteilen so gut wie keinen Einfluss auf die Kontrolle der Tochtergesellschaft." Der e.V. wäre als GmbH der Komplementär und behielte als Geschäftsführer und Vertreter der KGaA die Kontrolle über das "Unternehmen HSV", hafte dabei aber nur mit dem Stammkapital der GmbH.
Die Supporters, die mit ihren rund 66.000 drei Viertel aller Mitglieder des HSV e.V. ausmachen, hatten erst 2019 durchgesetzt, dass nicht mehr als 24,9 Prozent der Fußball AG veräußert werden dürfen. Auch in neuer Rechtsform sollten die Anteile auf 20 Prozent begrenzt werden, argumentiert die Gruppe.
Das stelle sicher, dass Minderheitsaktionär Klaus-Michael Kühne seine Anteile von derzeit 20,6 Prozent nicht weiter aufstocken könne. "Wir möchten mit diesen Regularien verhindern, dass ein Investor, sollte ein weiterer Verkauf von Anteilen nötig sein, sich eine Machtposition im HSV verschafft und den HSV in eine Abhängigkeit zwingt, wie es z.B. bei dem kleinen HSV aus Hannover der Fall ist", heißt es in der Erklärung.
Auch Fans sollen Anteile erwerben können
Zudem solle Fans die Möglichkeit gegeben werden, sich mit geringen Beträgen zu beteiligen. Überhaupt sollten Anteile "nur an langjährig mit dem HSV verbundene Unternehmen und Personen, an Unternehmen aus dem Hamburger Umfeld und an uns Fans und Mitglieder des HSV" veräußert werden.
Lesen Sie auch:
- Propaganda-Mails beim HSV: Jetzt droht eine Daten-Affäre
- Hinrundenmeister! HSV dreht das Spiel in Braunschweig
Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus vielen Bereichen solle die konkrete Umsetzung des Vorhabens vorbereiten. Ein Schnellschuss wie bei der Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine HSV Fußball AG solle sich nicht wiederholen.
Der Antrag der Supporters-Gruppe ist auch Thema in der aktuellen Ausgabe unseres Videoformats HSV-Check: