Fürstenfeld. Der HSV zeigt sich beim 2:2 im ersten Test gegen Hajduk Split personell gut aufgestellt. Doch den Neuzugängen bleibt wenig Zeit.
Die Aufregung war groß bei den Fans, als der HSV am Mittwochnachmittag gerade die Aufstellung für das erste Testspiel gegen Hajduk Split bekannt gab und ein Name fehlte: Josha Vagnoman. Der vom VfB Stuttgart umworbene Außenverteidiger sollte gegen den kroatischen Topclub eigentlich zum Einsatz kommen. Schnell spekulierten daher einige Anhänger, ob Vagnoman für einen möglichen Wechsel geschont wird.
Doch der HSV stellte klar: Vagnoman habe lediglich Trainingsrückstand und leichte muskuläre Probleme. Aufgrund seiner Verletzungsvorgeschichte wollten sowohl der Club als auch der Spieler kein Risiko eingehen – unabhängig vom Interesse des Bundesligisten aus Stuttgart.
HSV-Transfers auch ohne Vagnoman-Verkauf möglich
Weil das bisherige Angebot des VfB (vier Millionen Euro und Weiterverkaufsbeteiligung) dem HSV ohnehin nicht genug ist, sieht es aktuell nicht nach einem schnellen Transfer aus. Laut „Bild“ soll der VfB dem HSV ein Ultimatum gesetzt haben, das Angebot bis Freitag anzunehmen. Dem Abendblatt wurde dieser Vorgang bestätigt. Doch das werden die Hamburger in dieser Größenordnung nicht tun. Zumal die Verantwortlichen auch ohne einen Vagnoman-Verkauf finanziell in der Lage sind, weitere Neuzugänge zu verpflichten.
Auch darum geht es am Donnerstagabend, wenn sich die HSV-Führung zur Aufsichtsratssitzung trifft. Interimsvorstand Thomas Wüstefeld stellt seine finanziellen Pläne für die neue Saison vor. Zudem geht es um die künftige Besetzung des Gremiums, dem Investor Detlef Dinsel angehören soll. Sportvorstand Jonas Boldt wird dem Kontrollgremium aufzeigen, wie das Team bis zum Ende der Transferperiode noch verstärkt werden soll.
Königsdörffer trifft beim HSV-Debüt zum späten Ausgleich
Boldt verfolgte am Mittwochabend noch das Spiel gegen Split auf der Tribüne an der Seite von Chefscout Claus Costa und freute sich über einen gelungenen Einstand von Neuzugang Ransford Königsdörffer. Der 20-Jährige, der erst am Dienstag nach seinem Wechsel von Dynamo Dresden das erste mal mit dem HSV trainiert hatte, traf kurz vor Schluss (88.) zum 2:2 (1:1)-Endstand gegen den kroatischen Vizemeister und Pokalsieger. In der ersten Halbzeit hatte Robert Glatzel den 0:1-Rückstand durch Marko Livaja (26.) nur fünf Minuten später auf Vorlage von Jonas David egalisiert.
In einer ausgeglichenen Partie ging Split durch Ivan Cubelic (68.) erneut in Führung. Der langjährige Hajduk-Spieler Mario Vuskovic hatte sich zuvor verschätzt, Tim Leibold bei seinem ersten Spiel nach seinem Kreuzbandriss den Torschützen zudem entwischen lassen. Am Ende belohnte Königsdörffer die Hamburger für eine gute Leistung. „Man hat gesehen, dass es in vielen Situationen schon sehr gut läuft“, sagte Trainer Tim Walter, der nicht nur die Neuzugänge lobte. „Alle haben es sehr gut gemacht.“
Auch interessant
Zweieinhalb Wochen vor dem ersten Saisonspiel bei Eintracht Braunschweig (17. Juli) ist der HSV personell gut aufgestellt. Das zeigte sich gegen Split, als die Hamburger auf allen Positionen Ersatz auf der Bank hatten. Allerdings bleibt Walter nicht viel Zeit, die Neuzugänge auf seine Spielidee einzustellen.
Nach dem ersten Training am Mittwoch nahm sich Co-Trainer Merlin Polzin alle neuen Feldspieler, die zurückgekehrten Leihspieler Aaron Opoku, Robin Meißner, Ogechika Heil und Xavier Amaechi sowie U-17-Talent Omar Megeed zur Seite und erklärte ihnen die Laufwege und das taktische Verhalten in verschiedenen Spielsituationen.
HSV-Trainer Walter kämpft gegen Relegationsfluch an
Nicht alle von ihnen werden auch nach dem Ende der Transferperiode am 31. August noch beim HSV sein. Bis dahin haben aber alle die Chance, zu einer ähnlichen Überraschung zu werden wie Jonas David vor einem Jahr, als dieser sich in der Vorbereitung einen Stammplatz erspielte. Allen voran will Opoku im dritten Anlauf endlich auch beim HSV sein Potenzial zeigen, das er bislang nur bei seinen Leihstationen Rostock und Osnabrück in der Dritten Liga beweisen konnte.
Gegen Split stand Opoku genauso in der Startelf wie Amaechi, dem das fehlende Selbstbewusstsein aber erneut anzumerken war. Amaechi und Opoku stürmten auf den offensiven Außenbahnen. Dort wussten in der zweiten Halbzeit auch Ogechika Heil und Sonny Kittel zu gefallen.
Trainer Walter nutzt die Zeit in Österreich auch, um die Enttäuschung der verlorenen Relegation aus den Köpfen der Spieler zu kriegen. Oft hatten die Verlierer in den vergangenen Jahren in der neuen Saison zunächst große Probleme, wie etwa der Karlsruher SC (2015) oder Holstein Kiel (2021). Jonas Meffert war sowohl in Karlsruhe als auch in Kiel und zuletzt beim HSV dabei. Der 27-Jährige glaubt nicht, dass den Hamburgern ein ähnlich schlechter Saisonstart passieren wird. „Hier ist ein ganz anderes Gefühl. Jeder hat Lust auf die neue Saison, und auch die Neuen bringen Eigenschaften rein, die wir bislang noch nicht in der Mannschaft hatten“, sagte Meffert am Mittwoch.
Gegen Split wurde neben Vagnoman lediglich noch Sebastian Schonlau geschont. Der Kapitän soll am Freitag im zweiten Testspiel (17.30 Uhr in Söchau) gegen den griechischen Erstligisten Aris Thessaloniki zum Einsatz kommen. Dann dürfte auch Vagnoman wieder dabei sein. Es sei denn, der VfB Stuttgart bessert sein Angebot bis dahin deutlich nach.
Die Aufstellung:
- HSV erste Hälfte: Heuer Fernandes – Heyer, David, Ambrosius, Muheim – Meffert – Rohr, Bilbija – Opoku, Glatzel, Amaechi.
- Zweite Hälfte: Heuer Fernandes – Heil, Zumberi, Vuskovic, Leibold – David (78. Andresen) – Benes, Reis – Königsdörffer, Meißner, Kittel (78. Megeed).