Hamburg. Es gibt einige Parallelen zur ersten Saisonkrise. Thioune gibt sich kämpferisch und bedient sich für sein Motto bei Grönemeyer.
Daniel Thiounes Musikgeschmack ist durchaus facettenreich. Scooter, Eminem, die Goldkehlchen – der Trainer des HSV hört sich so ziemlich alles an, wie er einmal im Podcast-Gespräch mit dem Abendblatt sagte. Seit diesem Donnerstag ist auch bekannt, dass Thioune ein Faible für den deutschen Popsänger Herbert Grönemeyer hat. Genauer gesagt für dessen Song „Zeit, dass sich was dreht", der 2006 von der Fifa als offizielle WM-Hymne ausgewählt worden war.
Jener Song – oder besser gesagt seine Botschaft – soll dem HSV für das Auswärtsspiel am Freitag bei Tabellenführer VfL Bochum (18.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker) als Motto dienen, die Krise von fünf sieglosen Spielen in Folge abzuschütteln und im Aufstiegskampf wieder voll anzugreifen. „Wir können ein Topspiel erwarten", sagt Thioune voller Erwartung auf die morgige Zweitliga-Partie und ergänzte in Anbetracht des zuletzt auf fünf Punkte angewachsenen Rückstands auf den Zweitliga-Primus: „Zeit, dass sich was dreht – für uns."
Warum der HSV in Bochum vor der Wende steht
Tatsächlich gibt es sportliche Anzeichen, dass Thioune recht behalten könnte. Denn nach der Würzburg-Pleite (2:3) vor drei Wochen zeigte sich der HSV in den beiden darauffolgenden Spielen deutlich formverbessert. Im Derby beim FC St. Pauli (0:1) stimmte zumindest der kämpferische Einsatz, mitnichten aber das Ergebnis. Beim Heimspiel gegen Aufstiegsrivale Holstein Kiel (1:1) stimmte die Leistung, angesichts der spielerischen Dominanz und 17:3-Torschüssen allerdings nur bedingt das Ergebnis.
Dennoch untermauerten beide Partien, dass die Formkurve des HSV nach oben zeigt. In Bochum soll sich die Mannschaft nach Hoffnung ihres Trainers nun auch wieder mit einem Sieg belohnen.
HSV vor Bochum: Parallelen zur ersten Krise
Schon einmal beendeten die Hamburger in dieser Saison einen Negativlauf von fünf sieglosen Spielen in Serie. Es war in der Hinrunde nach dem zehnten Spieltag. Damals verlor der HSV zwar das fünfte Spiel dieser Serie mit 0:1 gegen Hannover. Die Partie diente aber dennoch als positiver Wendepunkt, weil die Mannschaft trotz Unterzahl (Kittel sah Rot) ähnlich wie jetzt gegen Kiel überlegen agierte. Ein gutes Omen für das Bochum-Spiel?
„Die Situationen sind vergleichbar, insofern, dass wir wieder fünf Spiele nicht gewonnen haben", sagt Thoune, der sein Team inzwischen aber „einen Schritt weiter" sehe, als in der Hinrunde. „Mit Ausnahme des Würzburg-Spiels (2:3) geben mir die Leistungen so viel Zuversicht, dass wir auf unserem Weg wieder erfolgreich sein können. Es ist an der Zeit, dass wir uns belohnen – aber nicht für die Vergangenheit, sondern für eine richtig gute Leistung morgen Abend."
HSV in Bochum ohne Kapitän Kinsombi
Thioune präsentierte sich am Donnerstag im Angriffsmodus. Er sprach von seiner berüchtigten „Gier", die er auch bei seinen Spielern wieder spüre, machte aber ebenfalls deutlich, dass schön zu spielen alleine jetzt nicht mehr reicht. Der HSV-Coach fordert Siege – und zwar bereits beim Spitzenreiter in Bochum. „Wir sind an der Reihe, wir sind einfach wieder dran, das Ganze jetzt wirklich in Ergebnisse umzumünzen."
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Gelingen muss dieses Unterfangen allerdings ohne Aushilfskapitän David Kinsombi, der wegen muskulärer Probleme auch die Trainingseinheit am Donnerstag verpasste. Somit fällt der Mittelfeldspieler für das Topspiel aus. Wie Thioune bestätigte, dürfte nun Aaron Hunt die Mannschaft mit der Binde um den Arm anführen.
Es sei denn, Klaus Gjasula gelingt eine eher unwahrscheinliche Blitzgenesung. Der Albaner, der das Training am Mittwoch wegen eines Gerichtstermins verpasst hatte, trainierte am Donnerstag wieder voll mit, hat aber seit Dezember wegen eines Innenbandrisses im Knie kein Spiel mehr für den HSV bestritten. Der etatmäßige Spielführer Tim Leibold muss noch ein Spiel nach seiner Roten Karte im Derby pausieren. Sein Stellvertreter Toni Leistner (Muskelbündelriss) fehlt weiterhin verletzt.
Thioune mit Einsatzgarantie für HSV-Abwehr
Bis auf den verletzten Kinsombi, der durch Amadou Onana ersetzt werden könnte, deutete Thioune an, auf weitere personelle Änderungen verzichten zu wollen. Insbesondere die wegen der Leibold-Sperre neu formierte Viererkette habe sich gegen Kiel für weitere Einsätze empfohlen. „Die vier haben ihr Ticket für morgen am vergangenen Montag gebucht", sagte der HSV-Coach. „Ich glaube nicht, dass wir großartig Veränderungen brauchen."
Veränderungen strebe Thioune für den drittplatzierten HSV lediglich tabellarisch an. Bochum sei zwar wegen seiner Konstanz und einer guten Entwicklung „berechtigterweise privilegiert, ganz oben zu stehen", doch auch die Hanseaten hätten dem VfL einiges entgegenzusetzen. „Bochum gehört an den Platz an der Sonne, aber da will ich auch wieder hin", sagte Thioune.
Oder mit anderen Worten: Zeit, dass sich was dreht.