Bad Häring. Wer setzt sich im HSV-Tor durch: Pollersbeck oder Heuer Fernandes? Auch die Kapitänsfrage bleibt noch offen.
Während sich die HSV-Spieler am Tag vor der Rückreise nach Hamburg am Sonntag über einen freien Nachmittag und Abend freuen durften, hatten die HSV-Torhüter am späten Sonnabend einen Termin. Der Reihe nach bat Trainer Daniel Thioune Julian Pollersbeck, Daniel Heuer Fernandes und Tom Mickel zu sich auf sein Hotelzimmer, um sich in drei Vieraugengesprächen einen besseren Eindruck seiner Keeper zu machen. „Sie hatten alle verteilt Spielzeit, und ich konnte mir einen sportlichen Eindruck machen“, sagte Thioune. „Aber ich will die Jungs einfach noch besser kennenlernen.“
Tatsächlich durften sich Fernandes (63 Minuten), Pollersbeck (62) und Mickel (55) in den zwei Spielen gegen den VfB Stuttgart (2:3) und Feyenoord Rotterdam (1:0) über nahezu die gleiche Spielzeit freuen. Auf den ersten Blick konnte vor allem Pollersbeck punkten, der gegen Rotterdam zweimal spektakulär hielt, während Fernandes drei Tore kassierte, darunter einen Treffer aus 60 Metern. Doch Thioune machte kurz vor der Rückreise klar, dass nicht immer der erste Eindruck der richtige sein muss.
So schaute sich der HSV-Coach den starken Testsieg gegen Feyenoord noch mal komplett auf Video an, um zu erkennen, dass Pollersbeck seine Parade durch einen eigenen Fehler im Aufbauspiel selbst eingeleitet hatte. „Ich muss das alles für mich noch ein wenig sortieren“, sagte Thioune. „Ich will aber auch wissen, wie sich die Jungs selbst sehen und wie jeder von ihnen selbst eine Rolle eins, zwei oder eine Rolle drei definiert.“
Thioune kann sich Pokal-Torhüter vorstellen
Im letzten Test gegen Hertha BSC (Sonnabend, 17 Uhr) kann sich Thioune vorstellen, zwei Torhütern Spielzeit zu geben, ehe er sich im Hinblick auf das erste Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden (14. September) entscheiden muss. Allerdings will der Coach auch mit seinen Co-Trainern die Möglichkeit diskutieren, einen „Pokaltorhüter“ zu installieren.
Ebenfalls nicht entschieden ist die Frage nach dem künftigen Kapitän. „Ich will das zu einem relativ späten Zeitpunkt machen, weil wir ja ein paar Spieler dazubekommen haben, die Verantwortung übernehmen können und sollten“, sagte Thioune, der neben Klaus Gjasula und Simon Terodde vor allem an Toni Leistner dachte.
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Mehr oder weniger demokratisch gewählt werden soll zunächst aber der Mannschaftsrat, wobei sich Thioune vorbehalten wollte, das gewählte Gremium durch ein bis zwei Spieler seiner Wahl zu ergänzen. „Vielleicht tut es auch einem jungen Spieler gut, über ein paar Grenzen zu gehen und Verantwortung zu nehmen“, sagte Thioune, der vor allem an Innenverteidiger Jonas David dachte.
Mit dem 20-Jährigen habe er nach dessen schwachem Spiel gegen Stuttgart ein ernstes Vieraugengespräch geführt und sei begeistert gewesen, wie schnell der Youngster die Erwartungen gegen Rotterdam habe umsetzen können.
Hunt und Ewerton sind Thiounes Sorgenkinder
Insgesamt zufrieden zeigte sich der Trainer mit dem siebentägigen Trainingslager, ehe er am Sonntagnachmittag in den Flieger in die Heimat einstieg. „Wir haben uns ein paar Automatismen erarbeitet, die man dann im Spiel gegen Rotterdam wiedergefunden hat. Das hat mich gefreut.“
Einzige Wermutstropfen: Sorgenkind Aaron Hunt bleibt angeschlagen, Simon Terodde musste mit Oberschenkelproblemen am Sonntag kürzertreten, der Brasilianer Ewerton ist nach seiner Operation noch immer weit von Wettkampfform entfernt.