Hamburg. Der Nachwuchsdirektor treibt den Umbruch im HSV-Campus weiter voran. Kein Platz mehr für Christian Rahn.

Der Sommerfahrplan des Horst Hrubesch steht. Gemeinsam mit seinen früheren Spielern Sven und Lars Bender, die gerade ihr aktive Karriere bei Bayer Leverkusen beendet haben, will der Nachwuchsdirektor des HSV auf die Harley-Davidson steigen. Das verriet Hrubesch vor wenigen Wochen kurz vor seinem 70. Geburtstag im vereinseigenen Podcast „Pur der HSV“.

Sven Bender, der 2016 in Rio de Janeiro unter Trainer Hrubesch die olympische Silbermedaille gewonnen hatte, erinnerte seinen ehemaligen DFB-Coach an die Idee. „Die Tour steht. Wir kriegen das hin“, sagte Hrubesch. Und über die Zukunft von Sven Bender sagte er: „Vielleicht führt der Weg ja nach Hamburg. Das wäre nicht so schlecht für uns.“

Hrubesch stellt Jugendtrainer neu auf

Noch aber müssen die Bender-Zwillinge mit ihrer Harley-Tour auf Hrubesch warten. Der langjährige Nachwuchstrainer des DFB ist gerade noch dabei, die Umstrukturierung in der HSV-Jugend voranzutreiben. Sven Bender könnte sich zwar eine Zukunft als Trainer vorstellen, aber zu einer Position im Volkspark wird es noch nicht kommen. Wie das Abendblatt erfuhr, hat Hrubesch bereits alle Trainerpositionen im Campus von der U15 bis zur U21 besetzt.

Dabei gibt es nur eine Konstante: Pit Reimers (37) bleibt auch in der neuen Saison Cheftrainer der U21 in der Regionalliga Nord. Mit dem früheren BVB-Profi Oliver Kirch (38) hatte Hrubesch vor einer Woche den Nachfolger des bisherigen U-19-Trainers Daniel Petrowsky vorgestellt. Die U17 übernimmt zur kommenden Saison Tobias Kurbjuweit (38), während der ehemalige Sportchef Bastian Reinhardt (45) nach nur einem Jahr von der U17 wieder zur U15 wechselt.

Kurbjuweit hatte zuvor die U16 trainiert. Die offene Position wird nun Thomas Johrden (34) bekleiden, der zuvor als Co-Trainer der U19 gearbeitet hatte. Damit hat Hrubesch die wichtigsten Aufgaben im Nachwuchsleistungszentrum besetzt. „Wir wollen mit dem HSV etwas verändern, neue Wege gehen. Ich habe die Leute ein Jahr kennengelernt und kann nun für mich Entscheidungen treffen“, sagte Hrubesch vor wenigen Wochen.

Aus beim HSV für Christian Rahn

Zu seinen aktuellen Entscheidungen wollte sich Hrubesch am Mittwoch auf Nachfrage nicht äußern. Auch nicht zur Personalie Christian Rahn. Der Ex-Nationalspieler, der vor einem Jahr seine Fußballlehrer-Lizenz gemacht hatte und zuletzt als Co-Trainer der U21 tätig war, ging bei der Neuverteilung der Trainerpositionen überraschend leer aus und soll darüber entsprechend enttäuscht sein.

Äußern will sich der 41-Jährige dazu nicht, nach Abendblatt-Informationen schaut sich Rahn aber bereits nach einem neuen Arbeitgeber um. Aktuell hat er noch einen Vertrag bis 2022 und offiziell die Aufgabe des Individualtrainers im Nachwuchs – zusammen mit den früheren HSV-Profis Rodolfo Cardoso und Mehdi Mahdavikia.

Doch für die genau diese Aufgabe konnte Hrubesch nun den ehemaligen Individualtrainer der Profis, Ricardo Moniz (56), gewinnen. Der Niederländer, der nach seiner Zeit beim HSV (2008-2010) in zehn Jahren bei neun unterschiedlichen Clubs in acht verschiedenen Ländern arbeitete, wird ab Juli die Toptalente im NLZ trainieren. Moniz’ Rückkehr soll auf Empfehlung von Sebastian Schmidt erfolgt sein. Der bisherige Individualtrainer im Nachwuchs wurde von Hrubesch zum neuen Koordinator im Aufbaubereich U12-U15 ernannt, den zuvor vier Jahre lang Florian Graudegus geleitet hatte.

Neue Leistungskultur beim HSV dank Hrubesch?

Graudegus ist neben Petrowsky sowie dem bisherigen Sportlichen Leiter des NLZ, Sebastian Harms, einer von drei langjährigen Mitarbeitern, die der HSV im Zuge der personellen Umstrukturierung von ihren Aufgaben entbunden hat. Hrubesch, der nach der Freistellung von Daniel Thioune in den letzten drei Spielen der Saison die Profis trainierte, hatte bereits nach dem letzten Saisonspiel gegen Braunschweig gesagt, dass einige Mitarbeiter seiner Meinung nach schon zu lange beim HSV arbeiten würden und der Club Veränderungen vornehmen müsse.

Mit seinen Entscheidungen gegen Graudegus und Harms hat sich Hrubesch im Nachwuchs allerdings keine Freunde gemacht. Entsprechend schlecht sei zuletzt auch die Stimmung unter den Mitarbeitern gewesen. Sportvorstand Jonas Boldt gefällt dagegen, wie Hrubesch vorgeht. Für den Manager ist der personelle Umbruch im Nachwuchs Teil des Versuchs, eine neue Leistungskultur beim HSV zu entwickeln.

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Diese Maßnahmen lässt sich der HSV aber auch einiges kosten. Einen Auflösungsvertrag werden Harms und Graudegus so schnell nicht unterschreiben. Zudem suchen Boldt und Hrubesch einen externen Nachfolger für Harms als sportlichen NLZ-Leiter. Zuletzt hatte Jan Zimmermann dem HSV abgesagt. Zimmermann, der stattdessen Cheftrainer bei Hannover 96 wurde, sollte zudem die A-Jugend trainieren. Mit Kirch kam nun ein weiterer Trainer von extern. Dabei hätte der HSV die Position auch intern besetzen können – etwa mit Rahn.

HSV braucht zwei neue Co-Trainer

Spekuliert wurde innerhalb des HSV auch, dass Hannes Drews (39) die U19 übernimmt. Der Fußballlehrer war in der abgelaufenen Saison zweiter Assistent von Thioune und zudem Übergangstrainer zwischen Profis und Nachwuchs. Dabei trug er dazu bei, dass mit Robin Meißner und Ogechika Heil zwei Talente aus der U21 zusammen auf 16 Einsätze in der Zweitligamannschaft kamen.

Dass Drews künftig dem neuen Cheftrainer Tim Walter assistiert, ist unwahrscheinlich. Vieles deutet daraufhin, dass Walter mit zwei neuen Co-Trainern ins Rennen geht. Viel Zeit bis zum Vorbereitungsstart am 16. Juni bleibt nicht mehr. Und auch Hrubesch hat noch einiges zu tun, wenn es in diesem Sommer noch mit der Harley-Tour klappen soll.