Hamburg. Das dänische Sturmtalent Mikkel Kaufmann ist 1,90 Meter lang. In Hamburg will er jetzt ein Großer werden.

Zu gerne hätte man gewusst, mit welchen Gefühlen Mikkel Kaufmann am Donnerstagmorgen aufgewacht ist. Vielleicht ein wenig traurig, weil die beeindruckende Reise der dänischen Nationalmannschaft am Vorabend im Wembley ein jähes Ende in der Verlängerung fand. Ein Pfiff, ein Elfmeter – und das Ende aller Träume. Vielleicht aber auch voller Vorfreude, da die eigene Reise erst am nächsten Tag richtig losgehen sollte. Das örtliche Ziel: Hamburg. Das eigentliche Ziel: den nächsten Karriereschritt beim HSV zu gehen.

Am Freitag also absolvierte Mikkel Kaufmann Sørensen zunächst seinen Medizintest im UKE. Bereits seit Wochen warr sich der 20 Jahre alte Däne mit den HSV-Verantwortlichen einig. Die Verhandlungen zwischen dem HSV und Kaufmanns Noch-Club FC Kopenhagen zogen sich jedoch in die Länge. Doch nun ist der Transfer perfekt: Am Freitag hat der Däne den Leihvertrag unterschrieben.

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Der HSV wollte eine Kaufoption

Der Knackpunkt der Verhandlungen: Der HSV wollte eine Kaufoption, Kopenhagen wollte keine. Doch nach langen Verhandlungen zwischen Sportdirektor Michael Mutzel und den dänischen Verantwortlichen konnte man sich einigen. Kolportiert wird nun, dass der HSV eine moderate Leihgebühr zahlt – und am Ende der Saison eine Kaufoption in Höhe von 1,5 Millionen Euro ziehen kann.

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„Der HSV ist genau das Richtige für Mikkel“, sagt einer, der wissen muss, was gut und was schlecht für ihn ist. Jacob Friis sitzt gerade im Auto, als er von dem bevorstehenden Wechsel seinen einstigen Zögling nach Hamburg erfährt. Er freue sich sehr für Mikkel, sagt Friis, der den Youngster bei Aalborg BK trainierte und ihm zu seinem ersten Profispiel verhalf. In Kopenhagen sei er zuletzt nur noch eine Nummer gewesen. „Gerade als junger Spieler muss man spielen. Deswegen macht der Wechsel jetzt Sinn.“

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Mutzel wollte Kaufmann schon als Nachwuchschef in Hoffenheim

Gespielt hat Kaufmann unter Friis eigentlich immer. Und gut. So gut, dass nach seiner ersten richtigen Halbserie als Profi im Winter 2020 der große FC Kopenhagen anklopfte und das Sturmtalent, das in 17 Spielen sieben Tore erzielte, für drei Millionen Euro zum 13-fachen Meister lockte. „Ich hätte ihn sehr gerne in Aalborg behalten“, sagt Friis. „Aber wie sagt man so schön: Money talks.“

Längst stand Kaufmann auch in den Notizbüchern von deutschen Scouts. Mutzel hatte den Youngster schon als Nachwuchschef von Hoffenheim im Visier, Claus Costa sichtete den Teenager für Bayer Leverkusen. Doch zur ganzen Geschichte gehört eben auch: Hätte Kaufmann sich bei Kopenhagen durchgesetzt, hätten Mutzel und der heutige HSV-Chefscout Costa gar nicht mehr anklopfen brauchen. Hat er aber nicht.

Große Konkurrenz in Kopenhagen

„In Kopenhagen war nicht das Pro­blem, dass er nicht gut genug war. Die Konkurrenz war einfach zu groß“, sagt Friis, der daran erinnert, dass Kaufmann beim Vierten der dänischen Superliga EM-Teilnehmer Jonas Wind vor sich hatte. Kaufmanns ernüchternde Bilanz der vergangenen Saison: elf Spiele, nur ein Tor.

Doch beim HSV ließ man sich von den mageren Statistiken nicht abschrecken. Mutzel, Costa und Sportvorstand Jonas Boldt sind zuversichtlich, dass der junge Angreifer – anders als die ebenfalls lange gehandelten Serdar Dursun und Philipp Hofmann – vor allem gut zur Spielidee von Neu-Trainer Tim Walter passt.

Für HSV ist Kaufmann auch eine Art Testballon

So habe Kaufmann beim FC Kopenhagen, der zweitbesten Pressing-Mannschaft Dänemarks, vor allem gelernt, die gegnerischen Verteidiger früh unter Druck zu setzen. „Als Stürmer ist er auf dem Platz der erste Verteidiger“, sagt Friis. „Mikkel arbeitet stark mit in der Defensive.“

Genau darüber haben Kaufmann und Neu-Trainer Walter auch persönlich gesprochen, als sie sich vor der Europameisterschaft bei einem Treffen in Hamburg kennenlernten. Für den HSV ist Kaufmann auch eine Art Testballon. Denn Stürmer wie Hofmann, Dursun oder auch Robert Glatzel, den der HSV für 500.000 Euro geholt hat, gelten als sogenannte „Sportschau-Verpflichtungen“.

Kaufmann bringt gute Voraussetzungen für den HSV mit

Ihre Stärken und Schwächen sind allgemein bekannt – für sie braucht man genauso wenig ein ausgefeiltes Scouting wie für Simon Terodde oder Sven Ulreich. Auf einen 20 Jahre alten Stürmer, der in der vergangenen Saison in Dänemark nur ein Tor erzielen konnte, kommt der gemeine Sportschaugucker dagegen nicht.

Die Voraussetzungen scheinen gut: Der 1,90 Meter große Kaufmann ist zwar lang, tut aber laut Friis nicht so, als sei er schon ein Großer: „Mikkel ist so ein Spieler, den jeder Trainer gerne hat.“ Gestern Abend kam er in der Hansestadt an, heute wird er erstmals in Hamburg erwachen – und hoffentlich gut geschlafen haben.

Ex-Profi Christian Rahn (42) wird neuer Co-Trainer des HSV III (Oberliga Hamburg). Der Fußballlehrer unterstützt Marcus Rabenhorst in Zusammenarbeit mit Helmut Bedö.