Hamburg. Schwacher Auftritt des HSV bei der Rückkehr der Ultras. Glatzel verschießt einen Elfmeter, das war's mit dem Aufstieg.

Das war's wohl mit dem Aufstieg für den HSV. Die Hamburger haben beim völlig verdienten 1:2 (0:1) gegen den SC Paderborn die Chance verpasst, näher an die Spitzengruppe der Liga heranzurücken. Es war das schlechteste Heimspiel in der laufenden Saison – und das trotz der Rückkehr des organisierten Supports durch die Ultras. Angesichts von neun Punkten Rückstand auf den Tabellendritten Werder Bremen und nun fünf sieglosen Spielen in Folge kann der HSV ein weiteres Jahr für die Zweite Liga planen.

„Letztendlich stehst du verdient da“, lautete das Urteil von Trainer Tim Walter. „Es sieht natürlich nicht gut aus nach dieser Niederlage“, ergänzte der enttäuschte Torjäger Robert Glatzel, der einen Elfmeter verschoss, mit Blick auf die Tabelle. „Wir müssen jetzt noch das Beste daraus machen und dürfen die Köpfe nicht hängen lassen. Es tut schon sehr weh heute.“

HSV liegt schon nach 46 Sekunden zurück

Die Mannschaft von Tim Walter, der mit Faride Alidou und Jonas Meffert zwei Neue für Giorgi Chakvetadze und Josha Vagnoman brachte, wurde gleich zu Beginn kalt erwischt. Bakery Jatta verlor den Ball in einer vermeintlich harmlosen Zone, doch Paderborns Dennis Srbeny sah, dass Torwart Daniel Heuer Fernandes zu weit aufgerückt war und überlupfte ihn mit einem traumhaften Schlenzer aus 39,5 Metern (1.). Es war das schnellste Gegentor in der Hamburger Zweitligageschichte.

Walter hatte nach dem Spiel schnell den Schuldigen dafür gefunden. „Der Fehler entsteht dadurch, dass Baka in der Situation nach innen dribbelt. Ferro ist dann machtlos“, sagte der Coach.

Unabhängig von der Schuldfrage war der Matchplan durch dieses frühe Gegentor passé. Und so richtig schienen die Hamburger auf dem Platz auch nicht zu wissen, wie sie auf den frühen Rückstand reagieren sollten. Der HSV agierte mit viel Krampf, hatte keine Ideen und wenig Tempo. Die 27.136 Zuschauer wurden spielerisch nicht gerade verwöhnt. Es war ganz schwaches Zweitliganiveau im Volksparkstadion.

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Glatzel verschießt HSV-Elfmeter vs. Paderborn

Die Partie steht sinnbildlich für die seit Wochen rückläufige Entwicklung beim HSV – ein wiederkehrendes Muster in der sogenannten „Crunshtime“ einer Saison. Bezeichnend: In der ersten Hälfte gab es mit Robert Glatzels Abschluss (25.) nur eine gefährliche Aktion. „Die Entwicklung geht nicht immer nur in eine Richtung, sie kann auch mal stocken. Wir müssen daran arbeiten, die entscheidenden Dinge wieder auf unsere Seite zu drehen“, sagte Walter, denn das entscheide aus seiner Sicht darüber, „ob die Entwicklung weiter vorangeht oder eben nicht.“

Auch nach der Pause zeichnete sich kein anderes Bild ab. Für etwas Torgefahr brauchte es schon das Eingreifen des Videoschiedsrichters, der ein Ziehen im Strafraum von Paderborns Abwehrchef Uwe Hünemeier gegen Glatzel erkannte (55.). Doch den fälligen Strafstoß schoss der Gefoulte nach seinem gewohnt merkwürdigen Sprung-Anlauf in die Arme von Gäste-Keeper Jannik Huth (57.). Vergeben war die große Chance auf den Ausgleich.

HSV-Stürmer Robert Glatzel verschoss einen Elfmeter gegen Paderborn nach einem kläglichen Sprung-Anlauf.
HSV-Stürmer Robert Glatzel verschoss einen Elfmeter gegen Paderborn nach einem kläglichen Sprung-Anlauf. © Witters | Unbekannt

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Wie man zielstrebig zum Torerfolg kommt, zeigte kurz darauf erneut Srbeny. Paderborns Maximilian Thalhammer setzte sich im Zweikampf gegen Mario Vuskovic durch und legte ab auf den Torjäger, der seinen zweiten Treffer erzielte (61.).

HSV-Anschluss gegen Paderborn zu spät

Und der HSV? Dem fiel weiterhin wenig ein. Wenn überhaupt sollte es rechts über Jatta gehen, doch dessen Hereingaben fanden nicht einmal einen Mitspieler.

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Mangels Alternativen reagierte Tim Walter nun mit dem Mut der Verzweiflung und brachte den bislang glücklosen Mikkel Kaufmann schon nach 69 Minuten. Dem Dänen gelang sogar noch der Anschlusstreffer, doch weil Vorlagengeber Jatta zuvor im Abseits gestanden hatte, zählte das Tor nicht (84.).

Abklatschen und personell so weiter machen? Sportdirektor Michael Mutzel (l.) und Trainer Tim Walter.
Abklatschen und personell so weiter machen? Sportdirektor Michael Mutzel (l.) und Trainer Tim Walter. © Witters | Unbekannt

Gegen das Tor des ebenfalls eingewechselten Chakvetadze nach einem üblen Torwartpatzer von Paderborns Huth, der danebengriff, hatte der VAR dagegen nichts einzuwenden (90.+3). Doch der Treffer kam zu spät. Und so blieb es bei der schmerzhaften Heimniederlage, durch die sich der HSV aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet hat.

Die Statistik:

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim (69. Vagnoman) – Meffert – Reis (76. Rohr), Kittel – Jatta, Glatzel, Alidou (69. Kaufmann).
  • Paderborn: Huth – Schuster, Hünemeier, van der Werff – Ananou, Schallenberg (46. Thalhammer), Klement (90.+3 Yalcin), Collins – Pröger (83. Ademi), Muslija (72. Justvan) – Srbeny (72. Cuni).
  • Tor: 0:1 Srbeny (1.), 0:2 Srbeny (61.), 1:2 Chakvetadze (90+3.)
  • Besondere Vorkommnisse: Huth hält Elfmeter von Glatzel (57.)
  • Schiedsrichter: Dr. Martin Thomsen (Kleve)
  • Zuschauer: 27.136
  • Gelbe Karten: – Srbeny (3), Kwasniok (Trainer)
  • Torschüsse: 13:4, Ecken: 5:0, Ballbesitz: 65:35 Prozent, Zweikämpfe: 116:112