Hamburg. Jonas Boldt stellt sich kritischen Fragen und plädiert für Kontinuität. Der Manager nimmt deshalb den Aufsichtsrat in die Pflicht.

Jonas Boldt war die Enttäuschung über die 1:2-Heimniederlage des HSV gegen den SC Paderborn am Tag danach noch anzusehen. Dem Sportvorstand war schon zu Beginn des Gesprächs mit den anwesenden Journalisten bewusst, dass er sich nach nur zwei Punkten aus fünf sieglosen Spielen und neun Punkten Rückstand auf die Aufstiegsplätze auch kritischen Fragen stellen muss.

Wille und Einsatz könne man der Mannschaft von Trainer Tim Walter nicht abschreiben, meinte Boldt, dem natürlich auch aufgefallen ist, dass die Entwicklung, die vor der Saison als Hauptziel ausgegeben wurde, seit Wochen rückläufig ist. Nach dem ernüchternden Auftritt gegen Paderborn fragen sich nun vor allem viele Fans, wie es beim HSV jetzt weitergeht.

HSV-Bosse Boldt und Mutzel in der Kritik

Insbesondere die für den Kader verantwortlichen Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel, die persönlich auf den dritten verpassten Aufstieg in Folge zusteuern, geraten in Fankreisen zunehmend in die Kritik. Tim Walter, der erst seit dieser Saison im Amt ist, scheint dagegen weniger in der Schusslinie zu stehen. Zumal er letztlich nur mit dem vorhandenen Spielermaterial arbeiten kann. Und dieses scheint trotz eines für einen Zweitligisten weiterhin hohen finanziellen Aufwands qualitativ an seine Grenzen zu stoßen. Den Aufstieg können die Hamburger wohl bereits nach 27 Spielen abschreiben.

Deshalb fordern erste Fans mal wieder personelle Konsequenzen auf der Führungsebene. Doch dazu dürfte es (vorerst) nicht kommen. Schon gar nicht in dieser Phase der Saison.

Die sportliche Führung des HSV geht davon aus, weiter in der Verantwortung zu bleiben. Spannend könnte es allerdings nach der Saison werden. Der Verlauf der restlichen Partien dürfte auch Einfluss auf die Stimmung im Aufsichtsrat nehmen, der den Vorstand bestellt.

HSV: Boldt glaubt an Kontinuität mit Walter

Um die Gefahr einer durch die Emotionen einer Negativserie geprägten Entscheidung zu minimieren, hat Boldt seit seinem Amtsantritt alle HSV-Gremien in seine Strategie involviert und sich den Rückhalt gesichert. Doch auch der 40-Jährige weiß, dass dieses Vorgehen noch lange keine Jobgarantie bedeutet. „Ich bin nicht naiv und kenne auch die Strömungen in Hamburg“, sagte er am Sonntag und stellte zugleich klar, was er insbesondere vom Aufsichtsrat erwartet. „Alle Gremien des Clubs haben sich zu 100 Prozent unserem Weg verschrieben.“

Mit personellen Konsequenzen rechnet Boldt also nicht. „Es gibt keine Veranlassung dazu“, sagte er. „Alles andere wäre komplett am Thema vorbei, wenn wir über Glaubwürdigkeit reden.“

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Worauf es für den HSV jetzt ankommt

Ungeachtet der personellen Diskussion kommt es für den HSV nun aber auch darauf an, die Saison nicht einfach so austrudeln zu lassen. Der Club braucht Erfolgserlebnisse, um unter den Fans wieder eine Begeisterung und Vorfreude auf die neue Saison zu entfachen. Mit dem Pokalhalbfinale gegen den SC Freiburg (19. April) haben die Hanseaten zudem die historische Chance, durch einen unerwarteten Erfolg eine positive Stimmung trotz der unbefriedigenden Saison zu erzeugen.

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Durch die ziemlich sicher geplatzten Aufstiegsträume hat der HSV nun zumindest den Vorteil, die Saison schon jetzt analysieren und die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen zu können. Die Verantwortlichen sind sich im Grunde bereits einig, dass der Kader im Großteil zusammengehalten werden soll. Das verdeutlichen auch die jüngsten Personalentscheidungen, die Leihspieler Mario Vuskovic und Miro Muheim fest zu verpflichten sowie die Verträge von Moritz Heyer und Ergänzungsspieler Maximilian Rohr zu verlängern.

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HSV: Was jetzt aus der Mannschaft wird

Boldt, Mutzel und Walter verfolgen das Ziel, die junge Mannschaft weiter zu entwickeln und im nächsten Jahr neu anzugreifen. Doch eben gerade von dieser im Volkspark viel zitierten Entwicklung ist momentan kaum etwas zu sehen. „So ein Weg ist langfristig anzusehen und braucht auch etwas Zeit“, erklärt Boldt seine Strategie. „Wir waren sicherlich schon einmal weiter in unserer Entwicklung. Momentan haben wir eine Delle, jetzt geht es darum, aus dieser Delle wieder herauszukommen. Wir wollen hier etwas aufbauen. Dieser Weg erfordert Geduld und er ist für mich die einzige Möglichkeit, an diesem Standort erfolgreich zu sein.“

Für Boldt kann es also nur eine Analyse geben: Ein Weiter so mit den vorhandenen Personen soll mittelfristig wieder mehr Erfolg bringen. Eine finale Bewertung dieser Kontinuitätsfrage trifft allerdings der Aufsichtsrat – und zwar nach der Saison.