Hamburg. Der HSV-Trainer hofft auf Schützenhilfe und die eigene Stärke. Derweil äußert er sich zur Frage nach dem nächsten Cheftrainer.
Horst Hrubesch versuchte am Freitagmittag gar nicht erst, ein personelles Pokerspiel zu zelebrieren. Anders als sein Vorgänger Daniel Thioune zeigte der Interimstrainer des HSV ganz offen seine Startelf für die Partie am Sonntag (15.30 Uhr, Sky) beim Abstiegskandidaten VfL Osnabrück. Bereits vor seiner Premiere gegen den 1. FC Nürnberg (5:2) hatte der 70-Jährige erklärt, dass er seine Spieler rechtzeitig informiert, ob sie in der ersten Elf stehen, damit sie sich mental auf die anstehende Partie einstellen können.
Wenig überraschend wird der HSV am Sonntag praktisch mit derselben Anfangsformation auflaufen wie am vergangenen Montag gegen Nürnberg. Lediglich auf der Rechtsverteidigerposition gibt es gezwungenermaßen eine Änderung. Für Josha Vagnoman (20), der mit einer Muskelverletzung passen muss, kommt Jan Gyamerah (25) in die Mannschaft.
Beim HSV fallen Ambrosius, Hunt und Vagnoman aus
Ohnehin kann Hrubesch im Saisonendspurt nahezu aus dem Vollen schöpfen. Neben Vagnoman fehlen lediglich Spielmacher Aaron Hunt (34, Muskelfaserriss) und Abwehrspieler Stephan Ambrosius (21, Kreuzbandriss).
"Für mich war es wichtig, eine Stabilität reinzubringen, dass die Mannschaft von sich überzeugt ist und in sich gefestigt ist. Ich brauche da kein Geheimnis daraus machen. Es macht mehr Sinn, frühzeitig der Mannschaft zu sagen, wer spielt", sagte Hrubesch und fügte an: "Ich warte aber auch noch mal das letzte Training ab, weiß aber im Großen und Ganzen schon, was in Osnabrück passiert."
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Hrubesch weiß auch, dass in den vergangenen fünf Tagen ein Hype um seine Person entstanden ist. Viele Fans hegen die Hoffnung, dass nach der Absage von Steffen Baumgart, der vom SC Paderborn zum 1. FC Köln wechselt, dass die HSV-Ikone womöglich doch noch die Entscheidung trifft, über den Sommer hinaus weiter Cheftrainer zu sein.
"Wenn meine Frau sich nicht scheiden lässt, dann geht das. Nein, es war von Anfang eine Geschichte, dass ich einspringe und aushelfe. Alles andere war bisher kein Thema und wird kein Thema werden", stellte der Trainerroutinier klar. Zudem sagte Hrubesch, dass er die Nachfolgersuche ganz Boldt und Mutzel überlassen wird. "Sie werden schon einen guten neuen Trainer präsentieren."
Hrubesch schwärmt von HSV-Mannschaft und Trainerteam
Ohnehin will er seine Leistung gar nicht zu hochhängen. Vor dem Spiel lobte Hrubesch vor allem seine beiden Co-Trainer Merlin Polzin und Hannes Drews und die Mitarbeiter rund um die Mannschaft. "Es geht nicht um Hrubesch, es geht um die Raute, um den HSV. Die Jungs können ohne mich spielen, ich aber nicht ohne sie", erklärte Hrubesch, der auch vor dem Osnabrück-Spiel Ruhe und Zuversicht ausstrahlt.
Dabei können die Hamburger aus eigener Kraft den Relegationsplatz nicht mehr erreichen. Deshalb setzt Hrubesch auch darauf, dass der SC Paderborn gegen den derzeitigen Tabellendritten Greuther Fürth Schützenhilfe für den HSV liefert.
HSV-Trainer will andere Zwischenergebnisse nicht wissen
"Der Druck ist immer bei dem größer, der es nicht in der eigenen Hand hat. Es ist gerade nicht angenehm, in Paderborn zu spielen. Vielleicht helfen sie uns ja aus der Patsche. Das würde uns sehr freuen", sagte der HSV-Trainer, der trotz alledem die Ergebnisse der anderen Plätze am Sonntag nicht wissen will. "Ich muss meine Schulaufgaben machen. Deshalb macht es für mich keinen Sinn, mich über die anderen Ergebnisse zu informieren."
Die vergangenen Tage hat Hrubesch genutzt, um im Quarantäne-Trainingslager viele Einzelgespräche zu haben. Angst, dass seine Mannschaft – wie es für den HSV eigentlich typisch wäre – glaubt, nach dem 5:2-Sieg gegen Nürnberg würde alles von alleine gehen, hat der Trainer nicht. "Die Stimmung ist komplett anders, es ist viel mehr Geschwindigkeit im Training. Wir haben eine passende Kommunikation, jeder packt mit an. Es hebt keiner ab, alle sind schon jetzt fokussiert", gab Hrubesch Einblick ins Innenleben der Mannschaft.
Diesen Eindruck wollen und müssen die HSV-Profis am Sonntag bestätigen, wenn sie sich die Minimalchance auf den Relegationsplatz erhalten wollen.